Quer durch Bayern | Teil 1

Von Traunreut bis Regensburg

Unser Kunst- und Kulturraum führt uns über München hinaus in alle Himmelsrichtungen des Freistaates Bayern und der Region Franken. Freilich gäbe es in dieser der Kunst so nahen Gegend noch viel mehr zu entdecken, doch unsere Auswahl soll Ihnen Höhepunkte präsentieren und den einen oder anderen Ankerpunkt für Ihre nächste Reise nahelegen. Zum zweiten Teil kommen SIe hier.


Traunreut

Das Maximum - Kunst der Gegenwart

Das 2011 eröffnete Museum „DASMAXIMUM – Kunst der Gegenwart“ gilt als besonderer Tipp zwischen Salzburg und München. Vermuten würde man das Museum mit seinen weiträumigen Ausstellungsflächen und Arbeiten internationaler Gegenwartskunst in der kleinen oberbayerischen Industriestadt Traunreut nicht. Der Stifter des Museums ist jedoch niemand geringerer als der Galerist Heiner Friedrich. Mit der Stiftung DASMAXIMUM in Traunreut setzt er nicht nur ein markantes Zeichen für die Kunst der Gegenwart, die Stiftung trägt auch deutlich seine Handschrift. Bereits als Galerist setzte er Maßstäbe in der Ausstellungsgestaltung: nur ein Künstler pro Raum sollte es sein, präsentiert bei reinem Tageslicht und in Bezug zum Raum.

Das Maximum, Baselitz-Saal mit Winterschlaf, 2014, Foto: Georg Baselitz, Foto Franz Kimmel

Penzberg

MUSEUM PENZBERG – SAMMLUNG CAMPENDONK

Das Museum beherbergt weltweit die größte Sammlung von Werken des expressionistischen Malers Heinrich Campendonk. Er kam 1911 aus dem Rheinland nach Bayern und schloss sich als Jüngster dem Umfeld des „Blauen Reiters“ an. Auf der Suche nach eigenen Motiven beeindruckte ihn die Bergwerksstadt Penzberg mit ihren Koloniehäusern, den Fördertürmen und Schornsteinen. Die Bilder aus der Phase des „Blauen Reiters“ waren für Campendonk (1889–1957) der Einstieg in ein sehr selbständiges Kunstschaffen, das mit vielen Entwicklungsphasen bis in die 1950er -Jahre reicht. Besonders die Hinterglasbilder bestechen durch eine ganz eigene Schönheit und faszinierende Meisterschaft. Daneben steht die Stadtgeschichte im Fokus, auch der Museumsbau spiegelt diese wieder: Das denkmalgeschützte Bergarbeiterhaus wurde 2016 um einen Zwillingsbau mit dunkler Klinkerfassade ergänzt. Zusätzlich zeigt das Museum Wechselausstellungen zu Expressionismus, zeitgenössischer Kunst und Stadtgeschichte.

Museum Penzberg, Sammlung Campendonk,  Aussenansicht, Foto Stefan Geisbauer

Kochel am See 

FRANZ MARC MUSEUM 

Unter dem Titel „Opus Magnum“ fasst Anselm Kiefer 23 Vitrinen und sechs Fotografien aus den Jahren 2014 bis 2016 zusammen, die nun im Franz Marc Museum in Kochel als Dauerleihgaben aus der Sammlung Grothe zu sehen sind. Neben Georg Baselitz und Gerhard Richter gehört Anselm Kiefer zu jenen deutschen Künstlern, die, während oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, sich einem allgemeinen „traumatischen“ Schweigen über den Nationalsozialismus entgegenstellen. “Ich lebte unter Leuten, die alle dabei waren und nicht darüber reden wollten. Diese Zeit war ein leerer Raum“, so Anselm Kiefer, dessen Werk sich stets um Fragestellungen nah am weiten Begriff der „Kultur“ bewegt. Mit Blick auf das Spektrum menschlicher Lebensarten entspinnt Kiefer immer wieder Deutungsambivalenzen. Mehrdeutig ist auch die Bedeutung des ausgestellten „Opus Magnum“. Der Titel kann das zentrale große Werk des Künstlers, sein Meisterwerk, bezeichnen, er lässt sich aber auch im Sinn der alchemistischen Bedeutung des Transformationsprozesses von unedlen Metallen in Gold verstehen – ein grundlegender Prozess für Kiefers OEuvre.

Anselm Kiefer, Opus Magnum – Für Ingeborg Bachmann, das Sonnenschiff, 2015, Detail, Kiefer-Sammlung Grothe im Franz Marc Museum, Anselm Kiefer, Foto collecto.art  

mEMMINGEN

mEWO KUNSTHALLE

Seit 2005 zeigt die MEWO Kunsthalle in Memmingen ein attraktives Programm mit Ausstellungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. In bis zu zehn Einzel- und Gruppenausstellungen pro Jahr vermittelt das Haus auf 800 qm Fläche einen vielfältigen Blick auf künstlerische Fragestellungen, präsentiert internationale zeitgenössische Kunst und eröffnet überraschende Einblicke in die lokale Kulturlandschaft. Neben qualitativer Ausstellungsarbeit und entsprechendem Vermittlungsprogramm ist ein besonderes Highlight, dass der Eintritt in der MEWO Kunsthalle und den anderen städtischen Museen in Memmingen frei ist und man so dem gemeinsamen Ziel einer „Kultur für alle!“ einen bedeutenden Schritt nähergekommen ist. Noch bis zum 1. 11. 2020 ist die Ausstellung „Prinz Gholam: Dial F for Father“ zu sehen. Vom 2. 10. 2020 bis zum 31. 1. 2021 werden Arbeiten der Künstlerin Cornelia Renz unter dem Titel „Heimspiel“ gezeigt.

TIM WOLFF | Lichthof mit der Installation »Messengers« aus dem Jahr 2018 | Foto: MEWO Kunsthalle/Carsten Eisfeld

Augsburg

Maximilianmuseum

Eine reiche Geschichte, bedeutende Traditionen und große Persönlichkeiten prägen Augsburg. Eine vielschichte Aufgabe für die Kunstsammlungen & Museen. In ihren Häusern befassen sie sich mit allen Aspekten der kunst- und kulturgeschichtlichen Entwicklung – von der Gründung als Römerstadt vor über 2000 Jahren bis heute. Eine außergewöhnliche Vielfalt, die Kunst aus unterschiedlichsten Blickwinkeln erlebbar macht. Das Römische Museum und die Stadtarchäologie Augsburg kümmern sich um das antike Erbe der Stadt. Eine Auswahl wesentlicher Exponate wird derzeit im Zeughaus in der Ausstellung „Römerlager – Das römische Augsburg in Kisten“ präsentiert. Das Maximilianmuseum, gegründet 1855, ist das Stammhaus der Kunstsammlungen und seit damals in zwei Stadtpalästen von Augsburger Kaufmannsdynastien untergebracht. Im 1770 erbauten Schaezlerpalais präsentiert sich die Deutsche Barockgalerie. Der prächtige Festsaal und der frei zugängliche Rokokogarten gelten als touristische Highlights.

Kunstsammlungen & Museen Augsburg, Der prachtvolle Rokoko-Festsaal des 1770 eingeweihten Schaezlerpalais ist Teil des Rundgangs durch die Barockgalerie

Regensburg

Kunstforum ostdeutsche Galerie

Als Kontrast zu seinem mittelalterlichen Stadtkern weiß Regensburg sich in Sachen Kunst zeitgenössisch zu positionieren. Vielleicht ist es auch mehr eine Symbiose von Vergangenheit und Gegenwart als ein Gegensatz, dem wir in der Stadt an der Donau begegnen. So trifft in der Ostdeutschen Galerie schon an der Fassade die Geschichte auf das Jetzt – als Kunst am Bau aus dem Jahr 2006 prägt eine markante Säuleninstallation von Magdalena Jetelová die Fassade des ursprünglichen Jugendstilgebäudes. Innen erwartet den Besucher eine facettenreiche Sammlung von der Romantik bis zur Gegenwart sowie sehenswerte Sonderausstellungen, in deren Fokus diesen Herbst Peter Weibel rückt.

Der biennal verliehene Lovis-Corinth-Preis geht 2020 an Peter Weibel. Zum 50-jährigen Bestehen des Museums Kunstforum Ostdeutsche Galerie zeigt Weibel, Kunsttheoretiker und Kurator sowie langjähriger Vorstand des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe, nun seine eigens für Regensburg konzipierte Schau. Es ist eine umfassende Werkauswahl, die einen Überblick über sein gesamtes Schaffen von seinen Anfängen in den 1960er-Jahren bis heute bietet.

KUNSTFORUM OSTDEUTSCHE GALERIE | mit Installation von Magdalena Jetelová »Venceremos/Sale« | Foto: Studio Zink Fotografen

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