Collage PARNASS

Zum Jahresende blicken wir zurück auf ein weiteres ereignisreiches Kunstjahr. Die PARNASS Redaktion erinnert sich, worüber dieses Jahr gejubelt und debattiert wurde und was unsere Erwartungen nicht eingelöst hat.


Winter

Johanna Chromik wurde Anfang des Jahres als „Neue künstlerische Leiterin der viennacontemporary“ präsentiert. Sie folgte Christina Steinbrecher-Pfandt nach, die aus familiären Gründen in die USA zog. Mit der erfahrenen Kunstexpertin kamen auch einige Veränderungen: – so wurde die Laufzeit der Messe auf vier Tage gekürzt ebenso setzte sie neue Schwerpunkte im Dialog mit jungen Galerien sowie mit der Sektion „Exploration“

Zu Beginn 2019 folgte eine weitere Personale: „Kunsthalle Wien in Frauenhand: Kuratorinnenkollektiv WHW übernimmt Leitung“. Die hierzulande doch recht ungewöhnliche Bestellung eines Kollektives an die Spitze einer Ausstellungshalle sorgte für Gesprächsstoff – und das nachdem bereits der Abgang von Nicolaus Schafhausen nicht gerade still und heimlich vor sich ging. Später im Jahr durfte sich auch Kunsthalle Kurator Luca Lo Pinto über eine Neubestellung freuen – er wird Direktor des Museo d'Arte Contemporanea (MACRO) in Rom.

v.l.n.r.: Nataša Ilić, Ivet Ćurlin, Sabina Sabolović, Foto: Damir Žižić

v.l.n.r.: Nataša Ilić, Ivet Ćurlin, Sabina Sabolović, Foto: Damir Žižić


Frühjahr

Anfang Mai wurden auch die Karten an einer der Wiener Kunsthochschulen neu gemischt: „Johan F. Hartle wird neuer Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien“ hieß es, während Vorgängerin Eva Blimlinger sich bald für einen Wahlkampf an der Seite der Grünen rüsten sollte. Mit ihrem gelungenen Coup im Belvedere 21 diesen Sommer verabschiedet sich einstweilen auch Monica Bonvicini von der Akademie und legt ihre Wiener Professur nieder.

Ende Mai blickten dann aber alle nach Krems, als es nach langer Zeit des Wartens endlich Zeit war für das: „Grand Opening - Landesgalerie NÖ in Krems eröffnet“. Österreich hatte einen neuen Museumsbau, wahrlich keine alltägliche Schlagzeile und doch begleitet von vielen Kontroversen. Für Aufmerksamkeit sorgte etwa die Frage ob schiefe Wände und reduziertes natürliches Licht tatsächlich das richtige für ein Ausstellungshaus sind. Zum Jahresende gab es nun aber doch den „German Design Award“ für den umstrittenen Neubau.

Landesgalerie Niederösterreich © Faruk Pinjo

Landesgalerie Niederösterreich © Faruk Pinjo


Sommer

Im Sommer folgten die Schlagzeilen zu weiteren Museumsbauten für Österreich. Im Juli drang an die Öffentlichkeit, dass „Ein eigenes Museum für die Heidi Horten Collection“ gebaut wird. Nach dem Kassenschlager im Leopold können wir uns also auf ein noch größeres „WOW“ einstellen. Die Direktion des neuen Museums übernimmt – kaum überraschend – Agnes Husslein.

Im Sommer wurde auch mehr über das zweite Flagschiff der Albertina bekannt. Ausgerüstet mit den Schenkungen der Sammlung Essl heißt es ab März 2020: „Das Künstlerhaus wird zur Albertina Modern“. Ungelöst sind bis heute der Verbleib des „brut“ ebenso welche Präsenz der Künstlervereinigung zugestanden wird. Dabei hat das Künstlerhaus erstmals in ihrer Geschichte mit Tanja Prušnik eine Präsidentin und mit Tim Voss auch erstmals einen künstlerischen Leiter. Allerdings, so lauten die internen Informationen, wird die Zusammenarbeit nicht fortgesetzt. Während man im neuen Videoclip der Albertina Modern bereits vom „ehemaligen Künstlerhaus“ spricht, ist man seitens der Künstlerschaft noch um Konsens bemüht.

https://www.parnass.at/news/400-neue-kunstwerke-fuer-die-albertina

Raffael Jablonka & Klaus Albrecht Schröder, Albertina, Wien

Reichlich Diskussionsbedarf gab es für das im Mai eröffnete KTM Motorhall. So titelte etwa der Standard: „Kultursubvention für KTM statt für zeitgenössische Kunst“. Unterdessen verabschiedete sich im Frühsommer ein weiterer Kulturminister und interimistisch übernahm der Diplomat Alexander Schallenberg das Amt. Überraschend früh verabschiedet sich auch Alfred Weidinger von seiner Position als Direktor des Museum der bildenden Künste Leipzig. 2020 kehrt Weidinger zurück in die österreichische Heimat und wird Leiter des Landesmuseums Oberösterreich.


Herbst

Mit der diesjährigen Ausgabe zeichnete sich eine „Neuausrichtung der viennacontemporary“ ab. Nicht nur der Wechsel der künstlerischen Leitung Anfang des Jahres stand im Raum, sondern Ende September wurde verlautbart, dass auch Geschäftsführer Renger van den Heuvel die Messe verlässt. Zudem brachte die neue Leitung positive Veränderungen im Messe-Komitee während die Ablehnung einer Messebeteiligung der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman viel diskutiert wurde.

Neues/altes Direktorenduo im Leopold Museum“: Hans-Peter Wipplinger wurde im Spätherbst als museologischer Direktor des Leopold Museums in Wien vom Vorstand der Privatstiftung bestätigt und sein Vertrag einstimmig für um weitere fünf Jahre bis 2025 verlängert. Zum neuen kaufmännischen Direktor wird der Wiener Kunstmanager Moritz Stipsicz bestellt. Er folgt damit der bisherigen kaufmännischen Direktorin Gabriele Langer.

Eike Schmidt | Foto: Regina Aigner © BKA

Eike Schmidt | Foto: Regina Aigner © BKA

Die unangefochtene Schlagzeile des Jahres folgte aber lautstark im Oktober: „Eike Schmidt sagt als KHM-Direktor ab“. Nur wenige Tage vor seinem Amtsantritt sagte Schmidt seine Bestellung telefonisch ab und drängte Sabine Haag damit in eine weitere Interimsperiode als Generaldirektorin des KHM Museumsverbandes. Ein finanziell wie ideell kostspieliges Schattenkapitel der Besetzungsbürokratie Österreichs von dem wohl nichts Positives bleibt als ein Icebreaker unter Leidensgenossen und solidarischen Akteuren der Kunstwelt – selten war es derart leicht als Österreicher auf internationalen Kunstevents ins Gespräch zu kommen wie in den letzten Wochen – denn sie alle blickten fassungslos, irritiert und auch ein bisschen wütend nach Wien. Inzwischen wurde die Stelle übrigens neu ausgeschrieben – auch Sabine Haag hat sich wieder beworben und das mit Erfolg. Am Freitag 20. Dezember wurde via APA Aussendung bestätigt, was schon lange erwartet wurde: Alexander Schallenberg, Bundesminister für EU, Kunst, Kultur und Medien, hat mit 1. Jänner 2020 Haag für eine Funktionsperiode von fünf Jahren zur wissenschaftlichen Geschäftsführerin des KHM-Museumsverbandes bestellt.


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