Im Porträt

Fiona Tan - Mit der anderen Hand

Die in Amsterdam lebende Künstlerin Fiona Tan (*1966 Pekan Baru, Indonesien) stellt in ihrem Werk Themen wie Erinnerung, Zeit und Geschichte in den Mittelpunkt. Diese visualisiert sie in den Medien Fotografie, Film und Video zumeist als räumliche Installationen. Das Museum der Moderne Salzburg und die Kunsthalle Krems präsentieren nahezu zeitgleich Ausstellungen der Künstlerin, die jeweils besondere Schwerpunkte setzen. In der Zusammenschau ergibt sich eine bemerkenswerte Midcareer-Retrospektive der Künstlerin, die das Schaffen der letzten zwanzig Jahre umspannt.


Der Titel „Mit der anderen Hand“ bezieht sich auf Franz Kafkas melancholischen Tagebucheintrag über einen sensiblen Außenseiter, der das Leben nicht ertragen kann und gerade deshalb zum wachen Chronisten und Erinnerungskünstler seiner Zeit wird. Das Schreiben und Aufzeichnen gegen das Vergessen ist auch ein zentrales Thema in Fiona Tans Werk, das auf Recherche, Dokumentation und Archivarbeit basiert und von einem wissenschaftlichen Zugang geprägt ist.

In ihren Filmen verwebt sie oft filmisches und fotografisches Found-Footage Material mit eigenen Texten und Texten aus der Literatur, die als Voice-Overs über die visuelle Struktur des Films gelegt werden. Der Faktor Zeit ist elementar in ihren Werken. Einerseits natürlich, weil ihre filmischen Installationen die Zeit des Betrachters erfordern und andererseits, weil Fiona Tan in ihrem Werk Sequenzen verlangsamt oder auch schneller laufen lässt und damit Zeitläufe in einem kurzen Moment verdichtet. Dabei entstehen Arbeiten, die zwischen den Zeiten liegen.

Der langsame Filmschnitt ist natürlich auch ein Statement. Es ist mir wichtig zu fragen: Kann ich auf fotografische Bilder und Filmsequenzen schauen wie auf Malerei?

so Fiona Tan im Gespräch im Museum der Moderne Salzburg

„Dadurch kann ich den Bildern eine größere Freiheit und Offenheit lassen. Sich darauf einzulassen benötigt eine bewusste Entscheidung.“ Das historische Filmmaterial bekommt in Fiona Tans Arbeiten einen neuen – durch die Perspektive der Gegenwart geprägten – Kontext. Sie werden zu einem Produktionsfeld von Reflexion, Analyse und Konzept. „Geschichte ist immer eine Interpretation“, so Fiona Tan: „Sie ist nie abgeschlossen. Wenn wir über historische Ereignisse lesen oder Bilder davon sehen, interpretieren wir diese aus unserer Gegenwart heraus. Wie anders können wir über unsere Zukunft nachdenken, als dass wir Fragmente der Vergangenheit nehmen? Sie sind Bausteine der Zukunft. Daher arbeite ich stets auch auf verschiedenen Ebenen innerhalb meiner Filme und versuche den Betrachter zu sensibilisieren, wie und aus welcher Perspektive heraus wir Bilder betrachten. Es passiert mehr gleichzeitig in unserer Realität, als wir uns bewusst sind. Natürlich gehe ich bei der Auswahl des historischen Bildmaterials von Aspekten aus, die mich berühren und interessieren. Die Betrachter sehen vielleicht wieder ganz andere Dinge in diesen Bildern.“

Lesen Sie weiter in unserer PARNASS Ausgabe 04/2020.

Fiona Tan, Foto: Marieke Wijntjes

MdM Museum der Moderne Salzburg-Mönchsberg
Mönchsberg 32
5020 Salzburg
Österreich

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Kunsthalle Krems
Franz-Zeller-Platz 3
3500 Krems an der Donau
Österreich

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