Schloss Ambras

Blaublütige Fashionistas. Fürstliche Garderobe vom 16. bis zum 18. Jahrhundert

„Mode schauen“ ist diesen Sommer und Herbst in Schloss Ambras bei Innsbruck angesagt. Vorgeführt wird, was bei Kaisers und Königs zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert en vogue war.


Was Englands Elisabeth I. und Frankreichs Marie-Antoinette miteinander verbindet, ist nicht nur ihr offizieller Status als Königin, sie waren beide auch so etwas wie die Fashionqueens ihrer Zeit. Mit offensichtlich jeder Menge Stauraum in ihren Schlössern für die mehr als 2.000 Kleider samt den dazu passenden Handschuhen, 150 Perücken und 628 Schmuckstücken, die Elisabeth gegen Ende ihres Lebens besessen haben soll, passend für jeden nur erdenklichen Anlass. Die Mode wurde auf diese Weise in einer Zeit, in der die meisten Menschen weder lesen noch schreiben konnten, zum nonverbalen PR-Faktor. Und da der Regent, im Fall Elisabeths die Regentin, in der gesellschaftlichen Hierarchie gleich nach Gott kam, war die majestätische Selbstdarstellung ein zentraler Faktor im fragilen Gefüge weltlicher Macht.

Denn dass Kleider viel mehr als Hüllen sind, um die Nacktheit zu verbergen beziehungsweise sich vor Kälte, Nässe oder Hitze zu schützen, ist klar. Kleider und Mode waren immer Ausdruck der jeweiligen Zeit, sehr lange auch Ausdruck des gesellschaftlichen Status. Und darum geht es in der heurigen Sommerausstellung auf Schloss Ambras, das Erzherzog Ferdinand II. um die Mitte des 16. Jahrhunderts seiner Frau Philippine Welser geschenkt hat, um sie – weil unstandesgemäß – hier außerhalb der Stadt „verstecken“ zu können. Er wie sie ganz nach der Mode der Zeit gewandet, versteht sich. Dies lässt Ferdinands Nachlassinventar von 1596 vermuten, in dem akribisch die umfangreiche Garderobe des Tiroler Landesfürsten aufgelistet ist, angefangen von dem prunkvollen Gewand, das er 1582 bei seiner Hochzeit mit seiner zweiten Frau Anna Caterina Gonzaga getragen hat, bis zum „Padmäntl“, in den er sich nach dem Baden hüllte.

Als idealer Ort zum „Mode schauen“ erweist sich das zweite Obergeschoss des Ambraser Hochschlosses, wo – leider viel zu wenig beachtet – seit Jahren die exquisite Porträtgalerie der Habsburger eingerichtet ist, deren Gewänder raffinierte Statements dafür sind, wer man ist, was man hat beziehungsweise wer man sein möchte oder sein muss. Jedes Detail ist da von Bedeutung, nichts ist zufällig, die Wahl des Stoffes oder die Farbe der Juwelen sind Details, die die Zeitgenossen sehr wohl verstanden haben. Diesbezüglichen Nachhilfeunterricht liefert das die Ausstellung begleitende Katalogbuch. Futter für die Augen sind dagegen die prachtvollen historischen Roben, die aus diversen internationalen Sammlungen zusammengeliehen wurden.

Weiter lesen SIe in unserer PARNASS Ausgabe 02/2021!

Reifrock mit Bändern, um 1760, Leinen, Leinwandbindung; Fischbein; Metallhaken und -ösen; Leinenbänder, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg © Germanisches Nationalmuseum

Schloss Ambras

Schlossstraße 20, 6020 Innsbruck
Österreich

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