Terra Australis in der Galerie Ernst Hilger

Die Präsentation aktueller außereuropäischer zeitgenössischer Kunst hat für die Galerie Ernst Hilger Tradition. Mit „Terra Australis“ kuratiert von Galeriemanagerin Nadina Barta gemeinsam mit dem renommierten australischen Sammler und Philanthropen Simon Mordant zeigt die Galerie nun vier Gegenwartskünstler aus Australien. Die sehenswerte Ausstellung ist noch bis 20. November zu besichtigen.


Die Zusammenstellung von drei Künstlerinnen und einem Künstler zeigt heterogene Arbeiten, sowohl formal als auch in der Wahl des Mediums, von Wachs-Pastellzeichnungen und überarbeiteten Prints Danie Mellors über Objekte von Linde Ivimey bis hin zur fotografischen Werken Tamara Deans und Mixed-Media Wandobjekten von Janet Laurence. Doch die Zusammenstellung und Hängung ist klug gewählt und verleiht der Ausstellung eine gewisse Harmonie und den jeweiligen künstlerischen Werkkomplexen genug Raum. Nationale Zuschreibungen in puncto formale Eigenschaften, Material und selbst in der Wahl der Sujets gelten oft als verpönt, und die Kunst zu Recht als individueller Ausdruck unabhängig von regionaler Herkunft. Doch kann ein Bezug zu Land und Natur Australiens den vier Künstlern nicht abgesprochen werden. Danie Mellor (*1971 Mackay) hat durch seine Herkunft Urgroßeltern einen indigenen Hintergrund. Seine überarbeiteten chromogenen Drucke und Pastell-Zeichnungen zeigen diesen kulturellen Hintergrund und thematisieren kritisch die koloniale Geschichte Australiens ebenso wie unseren aktuellen Umgang mit der Landschaft – eine Reflektion einer unaufhaltsamen Veränderung.

Ausstellungsansicht, Terra Australis © Galerie Ernst Hilger

Die Thematisierung der einprägsamen Landschaft dieses Landes ist allen vier Künstlern gemeinsam. Die Fotografin und Performance Künstlerin Tamara Dean (*1976 Sydney) zeigt das Verhältnis zwischen Mensch und Natur aus einer subjektiven Verbundenheit heraus. „For as long as I can remember I have yearned to be in nature. When I enter a forest I feel as though I have come home. This deep love of nature informs my life and my art practice”, so Dean. Für ihre Bilder entwickelt sie eine Choreographie, anhand dieser eine Gruppe von Menschen in der Landschaft oder im Wasser agieren.

Janet Laurence (*1947 Sydney) ist eine der führenden Gegenwartskünstlerinnen Australiens. Sie selbst bezeichnet sich als „environmental artist“. Seit mehr als 30 Jahren entwickelt sie Arbeiten im öffentlichen Raum und ortsspezifische Installationen in deren Fokus ethische Themen ebenso stehen wie der Klimawandel. Installationen wie nach „Nach der Natur“, 2019 zeigen ein schaurig-schönes Ensemble aus ausgestopften und ausgestorbenen Tieren. Für die Pariser Klimakonferenz entwickelte sie die Installation „Deep Breathing: Resuscitation for the Reef“ – um damit einmal mehr darauf hinzuweisen: Es ist fünf nach zwölf für unseren Planeten. In der Galerie Ernst Hilger zeigt sie Mixed-Media Wandobjekte.

Ausstellungsansicht, Terra Australis © Galerie Ernst Hilger

Ausstellungsansicht, Terra Australis © Galerie Ernst Hilger

Eine echte Entdeckung sind die Skulpturen von Linde Ivimey (*1965 Sydney). Sie studierte Bildende Kunst, Druckgrafik und Skulptur an der Claremont School of Art in Perth, an der sie später auch unterrichtete. Präsent in einer Reihe von Gruppenausstellung, kam 2003 mit der Soloschau im Heide Museum of Modern Art in Melbourne ihr internationaler Durchbruch. Die Skulpturen und auch ihre narrativen Skulpturengruppen sind aus Natur- und Recyclingmaterialen, großteils tierischen Ursprungs wie Federn, Schafwolle, Knochen und Leder. Das gibt den zunächst putzigen Kreaturen plötzlich eine weitere nachhaltige und einprägsame Bedeutung. Dabei arbeitet Ivimey durchaus mit Humor in ihren zum Teil auch makabren Setting von „An unkindness of Ravens” über „The Girl  & the Snake of the House” bis hin zum Pinguin den Ivimey den Namen der bekannten australischen Antarktis-Forscherin Dana Bergstrom gab. 2011 hatte die Künstlerin die Gelegenheit ihre Freundin Zoe Davis bei einer Expedition zu begleiten. Ein besonderes Erlebnis, wie die Künstlerin später in einem Interview erzählte. Die Forscher Kate Kiefer, Marilyn Ball, Dana Bergstrom und Jack Egerton wurden jeweils als Geschöpfe der Antarktis porträtiert. Bergstrom als Pinguin aus Truthahn-Knochen, Acryl-Harz und gefärbter Baumwolle mit annehmbaren Handschuhen. Noch zu sehen bis 20. November bei Galerie Ernst Hilger. Es lohnt.

Galerie Ernst Hilger

Dorotheergasse 5, 1010 Wien
Österreich

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