Skulptur im Fokus | Diese Künstler begeistern mit Metall

Die klassischen Materialien der Skulptur stehen im Fokus unserer aktuellen Serie. Welche Künstler und Künstlerinnen die mit Stein, Holz und Metall arbeiten sollten Sie kennen? Im diesem Artikeln widmen wir uns ganz dem Metall. Mehr zu diesem faszinierenden Material lesen Sie im aktuellen PARNASS.


Sébastien de Ganay

Sébastien de Ganay arbeitet bewusst zwischen den künstlerischen Genres und hinterfragt Wahrnehmungsprozesse und Kategorisierungen. So entstehen Arbeiten aus Aluminiumplatten, die in der Art des Origami gefaltet wurden (Folded Flat), oder auch Metall-Skulpturen, die auch als Möbel benutzbar sind. De Ganay setzt seine minimalistische Formensprache jedoch vollkommen undogmatisch ein, mit viel Raum für die sinnliche Haptik seiner Werke. Der Prozess des Biegens und Faltens ist sowohl bei seinen Möbelskulpturen, die von aufklappbaren Kartonschachteln abgeleitet sind, als auch bei den „Folded Flats“ noch nachvollziehbar. Für seine Grid-Serien verwendet er Betonstahl – einen industriellen Werkstoff. Zunächst bezog er sich in dem mittlerweile umfangreichen Werkzyklus auf die „Shaped Canvases“ der US-amerikanischen Kunst der 1950er- und 1960er-Jahre, deren Bildkonzeptionen er in Gitterobjekte aus Betoneisen übersetzt.

Sébastien de Ganay, Grid Louvre, 2021, Detailansicht Rebars, sandblast cleaning, powder coating and color painting, 136 x 220 x 23 cm


Michael Kienzer

Michael Kienzer nutzt für seine skulpturalen Montagen unterschiedliche Materialien und Medien und nähert sich in verschiedenen Ansätzen dem Raum sowie dem Spiel von Abbild und Original. Er entwickelt seine minimalistisch-konstruktiven Skulpturen und Installationen aus einfachen, roh belassenen industriell hergestellten Materialien. Dabei spielt Metall immer wieder eine zentrale Rolle. Subtil und selbstverständlich ist Kienzers Umgang mit gefundenen Gegenständen und Halbfertigprodukten der Industrie, die er oft additiv mit anderen Werkstoffen verbindet und so das Funktionale in etwas Artifizielles übersetzt. Im Rahmen der diesjährigen FIAC setzt er großformatige Skulpturen seiner Serie „Falter“ eindrucksvoll in den öffentlichen Raum. In verschiedenen Farbtönen lackierte Blechpaneele sind an den Kanten aneinandergefügt, sie erreichen eine architektonische Dimension. Die an sich exakte geometrische Form wird durch die zerknitterte Oberfläche kontrastiert. 

Michael Kienzer | FIAC 2021 | Foto: © by the artist, Courtesy Galerie Elisabeth & Klaus Thoman


Pieter Obels

Pieter Obels (*1968 Kruisland, Niederlande) lebt und arbeitet in den Niederlanden. In seinen Skulpturen aus Cortenstahl gelingt es ihm, die Schwere und Massivität des Materials aufzuheben. Seine geschwungenen Skulpturen wirken wie eine schnell gesetzte Linie, geschwungen, in sich verschlungen und stets dynamisch bewegt. Sie wachsen der Schwerkraft davon, schrieb Claudia Aigner zur diesjährigen Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie Frey in Salzburg. Der Sockel ist stets Teil der Arbeit und oft so schmal, dass die Skulptur über ihn hinauswächst – doch nur scheinbar die Balance verliert. Obels entwickelt seine Skulpturen spontan und aus der Improvisation heraus: „Ich verwandle den starren Cortenstahl in anmutige, lebendige Skulpturen. Ich mache aus dem Rohmaterial das, was ich bildlich ausdrücken möchte, lasse es tanzen und sich bewegen, ohne festen Rhythmus.“

Pieter Obels, Distorted Nearness, 2021, Cortenstahl, Foto: Courtesy Galerie Frey


Toni Schmale

Seit Juli 2021 steht Toni Schmales TANKE 24/7 im Stefan-Weber-Park zwischen 5. und 12. Wiener Gemeindebezirk. Eine schematische Aluminium-Installation, die, zwischen den stark befahrenen Straßen Wiens, gleichermaßen als Rohbau wie als Ruine einer Tankstelle gelesen werden kann. „Ich wünschte mir Schallschutzmauern und träumte, dass der Sprit einfach ausgeht, alle Autos liegen bleiben und die Tanke mit wilden Wiesenblumen des Wienerwaldes überwachsen wird, meine Freundinnen und Freunde plötzlich auftauchen und wir ein Feierabendbier trinken“, so die Künstlerin. Schmale (*1980 Hamburg), die in Wien lebt und arbeitet, ist bekannt für ihre technoide Ästhetik. Immer wieder greift sie zu Stahl und holt damit industrielle Aspekte in die Welt der Skulptur. Oft verwendet sie kulturelle Codes als Ankerpunkte, so auch im Fall der Tankstelle, die für Schmale ein Ort der Kommunikation im Umfeld der den Park umgebenden Gemeindebauten ist. 

Toni Schmale | TANKE 24/​7, 2021 | Foto: © Iris Ranzinger/KÖR GmbH, 2021


Waltrud Viehböck

Durch eine großzügige Schenkung erhielt die OÖ Landes-Kultur GmbH in diesem Jahr knapp 30 Metallplastiken der Künstlerin Waltrud Viehböck (1937–2014). Viehböck stammte aus Fulda in Deutschland und kam nach ihrem Pharmaziestudium nach Linz. Sie war eine der ersten Absolventinnen der Metallklasse von Helmuth Gsöllpointner an der Linzer Kunstschule und entwickelte eine unverwechselbare Formensprache, die von geometrischen Grundformen geprägt ist. Ihr umfangreiches Œuvre umfasst neben Schmuck, Plastik und Außenskulpturen auch zahlreiche Gestaltungen für Sakralräume. Die Besonderheit ihres künstlerischen Zugangs lag einerseits im spielerischen und gleichzeitig analytischen Umgang mit konstruktiven Formen und deren Wirkung im Raum, andererseits im sensiblen Ausloten der Ästhetik des Werkstoffs Metall. Ihre Metallplastiken zählen zu den wesentlichen Werken der oberösterreichischen Kunstgeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Noch bis Ende Februar 2022 ist die Sonderausstellung „Waltrud Viehböck – Faszination Metall“ im Schlossmuseum Linz zu sehen.

Waltrud Viehböck, Kreisskulptur, 1989, Edelstahl, 60 × 60 cm  © Arthur Viehböck 
 

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