Kunst und Klima

Peter Sandbichler | Re-use - Materialkreisläufe

Viele Künstler nutzen Verpackung, Verschlüsse, Baustoffe und andere Materialien, die eigentlich zum Wegwerfen vorgesehen sind als Ausgangsbasis ihrer Kunstwerke – von Objekten bis hin zu raumfüllenden Installationen. Dabei geht es sowohl um die Idee der Nachhaltigkeit als auch um die kunstimmanente Frage nach Material und Form an sich.


Der Zufall ist der beste Partner der Kreativität.

Peter Sandbichler

Peter Sandbichler ist konzeptueller Bildhauer. Eines seiner Lieblingsmaterialien ist Karton, den er zu großen, raumgreifenden Installationen und Objekten faltet und knickt. Das Recyclingthema ist dabei ebenso wichtig wie Form und Inhalt. Karton, erzählt der Künstler im Gespräch mit PARNASS, erlaube ihm, groß zu denken.

PARNASS: Sie arbeiten seit vielen Jahren mit Verpackungskartons. Was fasziniert Sie an dem Material?

PETER SANDBICHLER: Es ermöglicht mir, große modellhafte Dinge zu realisieren, die ich nach einer Ausstellung zerstören kann. Karton ist ein spannendes Material, denn es ist sehr konstruktiv und lässt vieles zu. Außerdem interessieren mich die teils sehr speziellen Aufdrucke auf den Schachteln und ihre Gebrauchsspuren, die durch die Faltung einen neuen Kontext erhalten.

P: Wie wichtig ist dabei der Recycling- und Wiederverwertbarkeitsgedanke?

PS: Wenn man als Bildhauer große, raumgreifende Installationen realisieren will, kommt man rasch an die Grenzen der Kapazitäten und Lagermöglichkeiten. Es kommt dazu, dass – wie in vielen anderen Bereichen – auch in der Kunst inflationär viel produziert wird. Das heißt: Ja, mir ist der Recycling-Gedanke wichtig. Einerseits aus ökologischen Gründen, aber weitaus wichtiger sind mir die funktionalen Verschiebungen und inhaltlichen Verdichtungen, die passieren, wenn ich einen Gegenstand seiner Funktion entziehe, ihn bearbeite und etwas Neues daraus entsteht.

P: Wie prägend war für Ihre künstlerische Entwicklung Ihre Ausbildung an einer Fachschule für Holz- und Steinbildhauerei?

PS: Es hätte durchaus eine andere Schule sein können, denn ich war nicht auffällig begabt, habe aber schnell gemerkt, dass mich die Arbeit mit Material interessiert. Ich bin auf einem Sägewerk aufgewachsen, habe mit vierzehn im Marmorsteinbruch von Carrara Punktkopieren gelernt, mit achtzehn in New York Malerei studiert, dann Bildhauerei in Wien und später Neue Medien bei Peter Weibel in Frankfurt, ganz unterschiedliche Zugänge, die gleichermaßen prägend waren.

Lesen Sie weiter in unserer PARNASS Ausgabe 04/20!

PETER SANDBICHLER | beim Aufbau von 12 Töne am Wiener Hauptbahnhof | Foto: © Iris Ranzinger/KÖR GmbH, 2019

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Österreich

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