Nicht verpassen! Es ist HOCHsommer

Im 5. Jahr seines Bestehens hat sich der 2017 gegründete HOCHsommer inzwischen als Fixpunkt im österreichischen Kunstsommer etabliert. Wir haben uns den wechselhaften Parcours angeschaut und empfehlen einen Besuch noch bis zum 15. August.


Wer schon einmal am HOCHsommer war, kann eines nicht leugnen – die verlassenen Industriearchitekturen, die in verwunschene Landschaften eingebettete Kunst, die gemütliche und kommunikative Stimmung – das Festival in der Südoststeiermark und dem Südburgenland ist einen Besuch wert. Wenn auch 2021 nicht alle der gezeigten Projekte überzeugen können.

Wieder begeistert allen voran die Kugelmühle, wo in diesem Jahr die aus Graz stammende Künstlerin Gabi Trinkaus ihre vielfältigen Collagen ausstellt. Es lohnt der Aufstieg in die Dachkammer der stillgelegten Industrie, denn die großformatigen Porträts von Trinkaus wirken im grau-kühlen und verlassenen Gebäude betörend.

Eigentlich auch bekannt für seine faszinierende Architektur ist „Kunst an der Grenze“. Die große Halle unweit des Jennersdorfer Bahnhofs wird auf seinen fast 1500 Quadratmetern von Franziska Maderthaner bespielt. Trotz der großformatigen Malerei kann die Kunst jedoch hier nicht ganz gegenüber der Wucht der Dimensionen bestehen – im kommenden Jahr darf es hier vielleicht wieder etwas mehr Objektkunst geben, in der auch die Dimension und die Qualität des Raumes genutzt wird. Beispiele von Künstlern und Künstlerinnen, die mit großen Hallen gut umgehen können, gibt es genug. In der Kunsthalle Feldbach hingegen meint man es etwas zu gut mit der raumfüllenden Inszenierung der Sammlung de Marchi – gehängt und gestellt auf einem Baugerüst – man wird erinnert an eine ähnliche Inszenierung 2020 im MAK bei der Ausstellung „Show Off. Austrian Fashion Design“ – verlieren sich einzelne spannende Objekte und Arbeiten in der Fülle der Darstellung.

Eine klassische, gut gehängte Ausstellung findet der Besucher im Künstlerdorf, wo Deborah Sengl ihre „Coro(h)na“ Serie zeigt. Unaufgeregt kann man sich hier auf Augenhöhe mit der Malerei beschäftigen – ein Genuss. So wie auch das Kunstfenster in Gnas, das in diesem Jahr von Alfredo Barsuglia gekonnt zum subtilen Sehnsuchts-Fenster inszeniert wird. Ebenfalls eine schöne Überraschung ist die museal inszenierte Werkschau von Stephan Ehrenhofer im Gerberhaus.

Auch in diesem Jahr wird das Kunstfestival rund um seine zwölf Kerninstitutionen nicht nur um Satellitenprojekte erweitert, sondern auch um Special Events. Einer performativen Installation von Barbis Ruder etwa, oder Lesungen, Filmvorführungen und eine Atelierführung bei Peter Kogler.

Kugelmühle, Foto: PARNASS

Zum Eröffnungswochenende gab es am Areal der Land Art Eisenberg auch eine ausgedehnte Performance des Club Fortuna – eine Walddisco namens „Hodensommer“, gefeiert vom Künstlerinnenkollektiv bestehend aus Xenia Lesniewski, Nana Mandl und Sarah Sternat. Eine wilde Party wider dem Künstler*innenpräkariat, die, obwohl unterhaltsam anzuschauen, leider nur oberflächlich blieb und wohl nicht nur den einen oder anderen Nachbars-Bauern verwirrte. „Der Wald gehört den Tieren. Hier muss man still sein und hinhören“, hat mir mein steirischer Großvater immer gesagt. Vielleicht haben die Künstlerinnen und Künstler der Schau „Listening to Carrots Grow“ als Kinder ähnliches gehört, widmet sich doch der KS Room in installativen Elementen dem Sound der Natur – nicht immer leicht zugänglich, aber doch sehr poetisch.

Insgesamt ist der HOCHsommer eine Tour wert – auch wenn nicht jede Station lohnt. Warum wird im Pavelhaus eine Schau gezeigt, die, aus Kärnten übernommen, Grenzsitutationen ebendort bearbeitet? Warum breitet man sich räumlich bereits Richtung Studenzen und damit immer weiter in den Grazer Grüngürtel aus? Nomen est omen – „Over the Limits“ lautet das diesjährige Festivalthema. Ein Wunsch für die kommenden Jahre ist, vielleicht weniger Stationen aufzunehmen, bei den Kernorten zu bleiben und diese dafür umso ausgewählter und treffsicherer zu bespielen – eben so, dass der Austausch zwischen den Besuchern und Kulturschaffenden der Großstadt und den Nachbarn aus den Ortschaften rundum gelingen kann und die Brücken nicht zu weit und unüberwindbar wirken.

Rave-Performance des Künstlertrios Club Fortuna im Wald bei Land Art Eisenberg, Eisenberg, Foto: David Kranzelbinder

HochSommer

Verschiedene Orte, 8330 Feldbach
Österreich

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