News: Ein Kunstverein für Wien

Am 7. Mai eröffnet mit dem „KUNSTVEREIN GARTENHAUS“ – ein neuer, frei zugänglicher Ausstellungsraum im 7. Bezirk Wiens. Als erstes zu sehen: eine Einzelausstellung des türkischen Künstlers Özgür Kar. Wir haben uns vorab umgesehen.


Ein Schlagwort taucht sofort im Kopf auf, wenn man ein paar Minuten mit Özgür Kars Schwarz-Weiß-Videoanimation „Macabre“ verbringt: Galgenhumor. Schließlich inszeniert der Künstler liegend, auf mehreren Bildschirmen ausgestreckt, einen Knochenmax, der seine Sicht auf das Leben darlegt. Da ist von allem etwas dabei – von der Lethargie, dass jeder Montag bloß vom Dienstag abgelöst wird um dann zum Mittwoch zu werden, von Fragen nach Außenwahrnehmung und Innensicht bis hin zu weniger ernsten Themen des Tik-Tok Universums. Wobei ist das ewige Produzieren von Content denn so harmlos? So fragt das Skelett – warum brauchen wir Push-Nachrichten von Todeszahlen auf unserem Telefon?

Der 1992 in der Türkei geborene Kar reflektiert ein Jahr der Pandemie und sehr persönliche Ängste in seiner eigens für die Eröffnungsausstellung des Kunstverein Gartenhaus konzipierten Arbeit. Sie zeigt zwei Charaktere. Zum einen das Skelett, das einerseits aufgeweckt und dann wieder melodramatisch vom Leben erzählt zum anderen ein lümmelnder Jüngling, ebenfalls im Ausstellungsraum am Screen ausgetreckt liegend, der die Klarinette spielt. „Wir sind alle sterblich“, erklärt der Künstler und gibt durch seine Zweiton-Installation zwei mögliche Winkel sich mit diesem unabänderlichen Fakt kontemplativ auseinanderzusetzen.

Die Einladung an Özgür Kar, der in Amsterdam lebt und 2021 noch in der Foundation Louis Vuitton in Paris ausstellen wird, war, so die beiden Initiatorinnen des Kunstverein Gartenhaus, eine lang ausgesprochene. Es braucht Zeit eine spezifische Arbeit für einen neuen Kunst Ort zu entwickeln und genau diese Zeit wollen die Kuratorin Attilia Fattori Franchini und die Künstlerin Ursula Mayer ihren Künstler*innen geben.

Özgür Kar, MACABRE, 2021, installation view, KUNSTVEREIN GARTENHAUS, courtesy of the artist and KUNSTVEREIN GARTENHAUS. Foto: kunst-documentation.com

Bereits jetzt bereiten sie Themen für 2022 vor. Sie verstehen ihren neuen Raum nämlich als nachhaltigen Diskursort – internationale Künstler*innen sollen die Möglichkeit erhalten Zeit in Wien zu verbringen und sich bleibend mit der hiesigen Szene zu verbinden, vielleicht auch gemeinsame Projekte mit Künstlern*innen vor Ort entwickeln. Dabei sollen auch interdisziplinäre Ansätze verstärkt werden. Der Kunstverein Gartenhaus plant Schwerpunkte auf Film, Performance, Sound und neues Schreiben – ein eigener kleiner Verlag wird Texte veröffentlichen. Der charmante Ausstellungsraum – ursprünglich ein Pavillon aus dem späten 19. Jahrhundert – befindet sich, passend zum Gedanken der Community-Plattform, im Hinterhof des Café Kandl, das künftig auch im Garten der den Verein umgibt, servieren wird.

Mehr zum Kunstverein Gartenhaus lesen Sie diesen Sommer in unserer neuen Up&Coming Ausgabe. Stay tuned!

KUNSTVEREIN GARTENHAUS

Kandlgasse 12/3-4, 1070 Wien
Österreich

Das könnte Sie auch interessieren