Im Porträt

Maniac und Tausendsassa: Christian Eisenberger

Christian Eisenberger, 1978 in Graz geboren und ein Maniac wie Jonathan Meese, über seinen spielerischen Umgang mit Farbe, Materialien und der Natur, über seine Experimentierfreude – und warum ihm der Begriff „Land-Art“ eigentlich nicht taugt.


Die Natur gibt den Rhythmus vor.

Christian Eisenberger

PARNASS: Du bist auf einem Bauernhof in Semriach nahe Graz aufgewachsen. Hast du daher Gegenstände aus der Natur quasi als Lego-Baukasten verwendet?

Christian Eisenberger: Ja. Das war so. Man wächst am Bauernhof auf, man hat die Natur – Bäche und Dreck und Gestein und Wälder – vor seiner Nase. Ich war immer schon viel in der Natur. Ich fühle mich in Räumen eher eingesperrt. Und daher suche ich mir Orte, wo es keine Menschen gibt – abseits der Wanderwege.

P: Gab es einen Zwang, am Hof mitzuarbeiten? Oder haben deine Eltern dich in Ruhe gelassen?

CE: Sie haben schon geschaut, dass man mit anpackt. Und wenn man sieht, dass die Eltern arbeiten, dann kriegt man das mitgeimpft. Wenn die Eltern Musiker gewesen wären, wäre ich in einem anderen kulturellen Umfeld groß geworden. Der einzige Zwang waren die Jahreszeiten und auch die Tageszeiten. Die Natur gibt den Rhythmus vor.

P: Aber du konntest dir deine Freiräume schaffen, um in und mit der Natur zu spielen. Hast immer flüchtige Werke geschaffen?

CE: Das liegt in der Natur der Sache: dass man etwas aufbaut – und das Aufgebaute der Vergänglichkeit überantwortet. Nicht anders wie beim Essen. Das richtige Spiel ist – rückblickend – erst losgegangen, als ich die Kunst entdeckte.

P: Wie bist du zur Kunst gekommen? Über einen Lehrer?

CE: Ich war schon immer ein bisschen eigenbrötlerisch. Und ich habʼ nicht aufgehört zu zeichnen. Bis ich in Graz in die Ortweinschule gekommen bin. Das war dann die Sprungschanze zur Angewandten in Wien.

Christian Eisenberger | Courtesy Galerie Krinzigner, the artist, Foto: Anna Lott Donadel

P: Auch Erwin Wurm, Werner Schwab und Sonja Gangl gingen in die Ortweinschule. Was hast du dort gelernt?

CE: Da kriegt man die Kunstgeschichte mit dem großen Löffel. Und weiß, was man gar nicht mehr versuchen muss. Weil man ja nichts nach- oder doppelt machen will. Und man kann sich seinen eigenen Weg suchen.

P: In deinem Fall die Land-Art?

CE: Der Begriff „Land-Art“ taugt mir eigentlich nicht, er ist sehr breit. „Science-Fiction-Expressionismus“ zum Beispiel würde mir besser gefallen. Aber „Land-Art“ beschreibt zumindest, was ich mache. Es war eben der Trieb, draußen zu sein. Und mittlerweile gibt es viele Fotos und Dokumentationen von diesen Wald-, Wiesen-, Bach- und Schlucht-Begehungen, bei denen ich für einen Moment diese fragilen Sachen aufbaue – und der nächste Windhauch bläst sie wieder um. Die Arbeit verschwindet im Produkt. Was übrig bleibt, sind die Fotos.

Das ganze Interview finden Sie im PARNASS 04/2021.

Christian Eisenberger, Im Atelier I Foto: Thomas Trenkler 
 

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