Kunsthalle Krems

Malerische Konstellationen: Helen Frankenthaler

Sie zählt zweifellos zu den wichtigsten Protagonisten des abstrakten Expressionismus. Kaum zu glauben daher, dass die Präsentation in der Kunsthalle Krems die erste Soloshow der US-Amerikanerin in Österreich darstellt. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen wurde Helen Frankenthaler im gesamten deutschsprachigen Raum bisher wenig gezeigt.


Als der Eiserne Vorhang der Wiener Staatsoper für die Saison 2015/2016 enthüllt wurde, löste das Motiv bei manchen Ratlosigkeit aus: eine gepflegte, dunkelhaarge Frau in rosa Bluse und hellem knielangem Rock, auf dem Boden kauernd in einem Raum, dessen Boden und Wände von farbstarker Malerei bedeckt sind. Dominique Gonzalez-Foersters Bild „Helen & Gordon“, das im Rahmen der seit 1998 vom „museum in progress“ ausgerichteten Ausstellungsreihe Rudolf Eisenmengers Eisernen Vorhang für eine Spielzeit verhüllte, war ein Re-Enactment nach einer Fotografie von Gordon Parks. Er war übrigens der erste Schwarze, der für das illustre Life-Magazine arbeiten und 1957 für einen Foto-Essay Helen Frankenthaler und andere Kolleginnen einer jungen, aufstrebenden Künstlerinnengeneration in ihren Ateliers porträtieren durfte.

Helen Frankenthaler (1928–2011) war im Jahr 2015, vier Jahre nach ihrem Tod, in Wien wenig bekannt. Ganz im Gegensatz zu ihren männlichen Pendants: Jackson Pollock, Jasper Johns oder Mark Rothko genossen längst auch hierzulande höchste Reputation, während Frankenthaler bis dahin eine einzige nennenswerte Ausstellung in Österreich hatte, 1980 in der Galerie Ulysses. Florian Steininger, Direktor der Kunsthalle Krems, hat nun die erste monografische Schau der Künstlerin in Österreich initiiert und kuratiert, in enger Kooperation mit der Helen Frankenthaler Foundation in New York und dem Museum Folkwang in Essen, wohin die Ausstellung anschließend übersiedelt. Unter dem Titel „Malerische Konstellationen“ ist eine Auswahl von etwa zehn Gemälden und 75 Arbeiten auf Papier zu sehen.

Es gibt ein eklatantes Missverhältnis zwischen weiblichen und männlichen Künstler:innen dieser Generation, vor allem innerhalb der abstrakten und informellen Malerei.

Florian Steininger

„Es gibt ein eklatantes Missverhältnis zwischen weiblichen und männlichen Künstler:innen dieser Generation, vor allem innerhalb der abstrakten und informellen Malerei“, erklärt Florian Steininger. Etwa musste Maria Lassnig sehr lange um nationale und internationale Anerkennung ringen auch Martha Jungwirth erlangte erst in den letzten Jahren internationale Aufmerksamkeit. „Helen Frankenthaler war in den USA zwar schon bald angesehen, ihre Bilder wurden vom MoMA angekauft und 1989 in einer großen Retrospektive gezeigt, aber in Europa gab es außer punktuellen Ausstellungsbeteiligungen und einer Biennale-Präsentation kaum eine große Schau und nur spärliche Museumsankäufe. Das Bild aus dem Wiener mumok, das wir jetzt auch in der Ausstellung haben, wurde in den frühen 1980er-Jahren angekauft.“

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HELEN FRANKENTHALER Gordon Parks, Ohne Titel [Helen Frankenthaler umgeben von ihrer Malerei], New York, 1957 Courtesy of and © The Gordon Parks Foundation

Kunsthalle Krems

Museumsplatz 5, 3500 Krems an der Donau
Österreich

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