Jahresrückblick 2020

Manche möchten das Jahr 2020 aus dem Kalender streichen, andere sehen in der Krise eine Chance. Beide Pole sind extrem. Die Optimisten, die bislang überzeugt waren, die Gesellschaft würde aus der Covid-19-Pandemie gestärkt hervorgehen, scheinen aktuell jedoch weniger zu werden – und das aus vielen Gründen.


Die Kunst- und Kulturbranche konnte dieser These „Krise als Chance“ ohnehin nie etwas abgewinnen. Immerhin gelang Kunst-und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer Ende November mit der Erhöhung des Budgets für Kulturinitiativen im Jahr 2021 um insgesamt 700.000 Euro bereits ein vorweihnachtliches Geschenk, mit dem man vor allem kleineren Vereinen und Kulturprojekten unter die Arme greifen möchte. Kurz vor dem dritten Lockdown wurde eine Digitalförderung von 150.000 Euro beschlossen. Die Zuschüsse sollen eine Weiterentwicklung der Online-Kommunikations- und Vertriebswege der österreichischen Galerien ermöglichen – etwa in Form von Webshops oder Auftritten in sozialen Medien.  

Online ist also das neue Normal. Bereits im ersten Lockdown haben viele Museen und Galerien neue Onlineprogramm lanciert, Messen fanden als Online-Viewing Rooms statt. Auch wir haben mit den Studio Views und den Gallery Diaries verstärkt auf neue Formate gesetzt. Die auch gut angenommen wurden, ebenso erfreuten sich viele Führungen in den Museen großer Beliebtheit. Plötzlich konnte man überall auf der Welt gleichzeitig sein, und mit Galeristen und Kuratoren internationale Künstlerateliers besuchen. Zuletzt musste auch die VIENNA ART WEEK auf eine Online-Präsentation ausweichen. Ganz ehrlich, haben Sie zuletzt nicht auch schon ihr Limit erreicht? Wie fantastisch war es dann endlich wieder in die Museen und in die Galerien gehen zu können? Während des zweiten Lockdowns wurden viele neue Ausstellungen aufgebaut, die im Dezember oder Jänner eröffnen – einige davon stellen wir Ihnen in unserer aktuellen Ausgabe vor. Zunächst jedoch müssen erneut alle Museen und Galerien schließen – man kann nur hoffen zum letzten Mal. Wie sehr sich die Einnahmeeinbußen bei den Museen auf kommende Sammlungsankäufe und Ausstellungen niederschlagen, zeigen bereits die Jahresprogramme der Museen für 2021.

Wenn wir unser PARNASS-Jahr so Revue passieren lassen, so hat es fulminant begonnen mit der wirklich sehenswerten Jan van Eyck-Ausstellung in Gent. Ein großes Projekt zum altniederländischen Meister, die kaum eröffnet, schließen musste. Was uns sonst noch begeistert hat war die Schau „Fantastische Frauen“ in der Frankfurter Schirn Kunsthalle, die auch Anfang des Jahres eröffnete und die Gegenüberstellung von Hundertwasser und Egon Schiele im Leopold Museum. In Wien gibt es dann mit dem renovierten Künstlerhaus/ALBERTINA modern und der MQ-Libelle zwei spektakuläre Neueröffnungen. Und ab der Ausgabe PARNASS 01 setzten wir unser Kunstmagazin mit einem neuen Papier in Szene. Es wurde dadurch etwas voluminöser, garantiert jedoch das was uns wichtig ist – eine noch bessere Bildqualität. 

Cover:	Jan van Eyck, Verkündigung des Herrn, ca. 1434-1436 (Detail), Öl auf Holz auf Leinwand übertragen, 92,7 x 36,7 cm | Andrew W. Mellon Collection, National Gallery of Art Washington, D.C.

2020 starteten wir unter dem Titel „Kunst.Klima.Zukunft?“ eine  neue Serie zum Thema Klimawandel. Die Bewältigung der Klimakrise und die Bewahrung der Biodiversität haben in weiten Teilen der Welt hohe Priorität. Ebenso werfen die ökologischen Herausforderungen auch komplexe soziale Fragen von Migration bis zur Neudefinition von Arbeit und Fortschritt im 21. Jahrhundert auf. Der Klimawandel ist längst zum Thema der Kunst geworden. Diese zeigt Fakten auf, eröffnet neue Perspektiven, stellt Fragen und neue Wege zur Diskussion. Doch die globale Kunstszene hinterlässt auch einen gigantischen Fußabdruck und beginnt nach neuen Möglichkeiten der Kunstproduktion zu suchen – für ein klimagerechtes Handeln in Museen. Wir sehen es daher als Aufgabe an uns diesem Thema auf vielfältige Weise zu widmen und nachhaltige Initiativen im Ausstellungs- und Museumsbereich vor sowie aktuelle Ausstellungen, also auch künstlerische Arbeiten zu präsentieren, die sich mit ökologischen Themen beschäftigen. Zu guter Letzt stand die Frage nach der aktuellen Malerei im Raum, die uns im PARNASS 04 beschäftigte.

Martin Gaal © PARNASS

Kunst ist und bleibt ein Faktor, dank der Leidenschaft all ihrer Protagonisten – einschließlich des engagierten PARNASS-Teams! Es war uns eine Freude, viele Ausstellungen und Projekte in diesem herausfordernden Jahr 2020 zu begleiten, ihnen eine Plattform zu geben und sie medial zu unterstützen. Mein Dank geht daher an das PARNASS-Team von der Redaktion bis zur Grafik, vom Sales bis zum Lektorat, die alle daran beteiligt waren, dieses Jahr 2020 zu meistern – und an die Künstler, Galeristen und Museumsfachleute für die wunderbaren Gespräche, für die Atelierbesuche, für die Möglichkeit zu schauen, zu staunen und zu diskutieren. Es hat gutgetan und gezeigt, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Kunst ist – und das nicht nur online. Kunst braucht auch ein interessiertes und fachkundiges Publikum. Daher an dieser Stelle auch ein großer Dank an unsere Abonnenten und Leser sowie unsere treue ARTLIFE Community, die uns alle in diesem Jahr wieder begleitet haben und für die wir 2021 bereits interessante Programme vorbereitet haben.

Zum Abschluss des Jahres gibt es auch eine neue PARNASS-Edition! In Kooperation mit der Galerie Sophia Vonier und Lorenz Estermann (Druck) freuen wir uns über die Edition von Elisa Alberti. Unsere nächste Printausgabe erscheint im  März 2021, bis dahin sind wir auf www.parnass.at und unseren Social Media-Kanälen auch weiterhin aktiv. 

Ich wünsche Ihnen schöne Festtage und uns allen ein Gutes Neues Kunstjahr 2021.

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