Unteres Belvedere

Viva Venezia!

Unter der kuratorischen Leitung von Franz Smola eröffnete das Untere Belvedere nach einjähriger Renovierung im Februar die zweite Ausstellung: „Viva Venezia!“. Ihr Untertitel „Die Erfindung Venedigs im 19. Jahrhundert“ lässt sich zugleich als eine die Schau begleitende, programmatische These lesen.


Dürer und Bellini sitzen bei Jacopo d’ Andrea gemeinsam beim Sonntagsausflug in einer mit Brokat überladenen Gondel; Ludovico Lipparini malt den ehrfürchtig die Weihe empfangenen Admiral Vettor Pisani, bevor dieser für die Venzianer in die Schlacht zieht; in einer weiteren Darstellung im ersten Raum wird der Leichnam des Hl. Markus bei der Rückkehr nach Venedig auf einer Bahre im Gemälde von Michael Kovács in Szene gesetzt: Beim Eintritt offenbart sich hier die Geltung (italienischer) Historienmalerei, deren Höhepunkt das Bild „Venedig huldigt Caterina Cornaro“ von Hans Markat mit den enormen Ausmaßen von 4 x 10 Metern darstellt.

Den Besuchenden eröffnet sich zu Beginn also ein idealisiertes und glorifizertes Bild von Venedig – ein Narrativ, das in der Ausstellung kein Kontinuum darstellt, denn es wird durchaus versucht, anhand von verklärten Szenerien auch ein vergangenheitswahrendes, geheimnisvolles und melancholisches Bild augenscheinlich zu machen – jenen Mythos, der sich in der Literatur und später im Film niedergeschlagen hat und für dessen Entstehung die Rezeption von außen – im Fall dieser Ausstellung besonders Österreich – eine entscheidende Rolle gespielt hat, war die Stadt doch für ein halbes Jahrhundert dem Habsburgerreich angegliedert. Die Schau zeigt in Folge die landschaftlichen, sozialen und mitunter auch persönlichen Perspektiven einer für den Fremdenverkehr bereits im 19. Jahrhundert attraktiven Stadt, deren Anreiz zur malerischen und literarischen Verarbeitung besonders deutlich vor Augen geführt wird. Die Stadtansichten, auch knapp im Medium der Fotografie dargestellt, geben Aufschluss, welch enormen künstlerischen, aber auch kommerziellen Wert der Ort und sein außergewöhnliches Flair im 19. Jahrhundert gehabt haben muss, dessen reproduzierte Sichtwinkel eines aus Spätmittelalter- und Renaissancearchitektur bestehenden Baubestands wohl die Fantasie so mancher Außenstehender beflügelte.

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Jakob Alt, Blick auf San Giorgio Maggiore in Venedig, 1834, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Unteres Belvedere, Orangerie

Rennweg 6, 1030 Wien
Österreich

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