Im Porträt

Heimo Zobernig

Es ist grundsätzlich nicht möglich, das Schaffen Heimo Zobernigs einer bestimmten künstlerischen Kategorie zuzuordnen. Denn er hat sie alle durchlaufen und im selben Zug unterminiert. Zobernig hat sie auf den Kopf gestellt, postuliert und zugleich in Frage gestellt. Grenzen hat er negiert, Hierarchien missachtet. Bereits im Winter 2002/2003 zeigte das Wiener mumok die konsequente und facettenreiche Entwicklung des Künstlers in einer großen Werkschau. In der aktuellen Ausstellung wird nun anhand ausgewählter Werkblöcke der letzten Jahre der Schwerpunkt auf die Malerei gelegt – in einer vom Künstler konzipierten Ausstellungsarchitektur.


Als in den frühen 1980er-Jahren die opulente Malerei der Neuen Wilden avancierte, trat Heimo Zobernig mit einem Werk auf, das entschieden eine nüchterne Sachlichkeit vortrug, die jeder vordergründigen Transzendenz eine eindeutige Absage erteilte. Klarheit und radikale Reduktion prägen sein vielschichtiges Werk, das Malerei, Skulptur, Video und räumliche Intervention umfasst.

Aus der Auseinandersetzung mit den künstlerischen Traditionen des 20. Jahrhunderts und den verbliebenen Möglichkeiten einer geometrischen Abstraktion entwickelte Heimo Zobernig eine rigoros reduzierte Formensprache, die sich konsequent neu erfindet, und mit der er der mythenschwangeren Kunstszene kompromisslos entgegentrat. In diesem Sinn bevorzugte er entgegen der Tradition lapidare Materialien wie Karton, Pressspan oder Styropor für seine Skulpturen. Das skulpturale Frühwerk ist von minimalistischer Formensprache geprägt, schwarze Objekte in puristischer Gestalt ähneln industriell gefertigten Elementen, erweisen sich jedoch als handgearbeitete, lackierte Kartonskulpturen, die sich einem Perfektionismus entgegensetzen und in ihrer Vehemenz die Kunstszene beeindruckten. Im Weiteren manifestierte sich eine frappierende Nähe zum Alltagsgegenstand. Zobernigs Skulpturen sind oft schwer von Gebrauchsgegenständen zu unterscheiden, sie entsprechen Tischen, Stühlen oder Regalen, ganz so, wie sie im Möbelhaus gehandelt werden.

Ausstellungsansicht, Heimo Zobernig 19. Juni bis 17. Oktober 2021, Foto: Georg Petermichl ©mumok

Gebilde aus Klopapier-Rollen, nackte Kleiderpuppen oder Büsten aus Styropor, die er mit einem Raster aus blauen Quadraten oder Klebebändern versah, zählen zu seinen Klassikern. Erst im Zuge der Vorbereitungen für die Biennale in Venedig 2015, als er den österreichischen Pavillon in den Giardini bespielte, widmete er sich der klassischen Bronzefigur.

Zobernig bewegt sich frei zwischen Kategorien wie Malerei, Skulptur, Performance, Mode, Video oder räumlicher Intervention, die in seinem Werk wie in einem Netz in mehrdeutigem und wechselwirkendem Verhältnis zueinander stehen. Grenzen werden angedeutet, um sogleich unterwandert zu werden, herkömmliche Hierarchien zum Einsturz gebracht. Bildende Kunst und Theater werden kurzgeschlossen. Heimo Zobernig praktiziert(e) wie selbstverständlich innerhalb der unterschiedlichen Medien konzeptionelle Verschiebungen, die das präsentierte Objekt und die Präsentation des Objekts mit demselben Anspruch ausstatten.

Weiter lesen Sie in unserer PARNASS Ausgabe 01/2021!

Ausstellungsansicht, Heimo Zobernig 19. Juni bis 17. Oktober 2021, Foto: Georg Petermichl ©mumok

mumok

Museumsplatz 1, 1070 Wien
Österreich

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