DÄMONEN UND EIGENSINN
Das Privatmuseum Angerlehner hat sich durch kuratierte Ausstellungen ungewöhnlicher Positionen einen Namen gemacht. Diesen Sommer sind unter dem Titel „Dämonentheater“ Arbeiten des 2015 verstorbenen österreichischen Künstlers Michael Vonbank mit Kunst aus der hauseigenen Sammlung in einen Dialog gebracht. Ein Stockwerk höher kann man „Mit Eigensinn“ – zeitgenössischen Schmuck aus der Pionierzeit dieser Kunstform bis zu futuristisch anmutenden Kreationen der Jetztzeit entdecken.
Dämonentheater
MICHAEL VONBANK LÄSST IN DER SAMMLUNG DIE PUPPEN TANZEN
Der Kurator, Ausstellungsmacher und Kunstkritiker Vitus Weh war es, der das Dämonentheater auf eine Weise in Szene setzt, dass man beim Betreten der großen Halle des Museums kurz innenhalten muss. Da sind farbstarke Malereien zu Blöcken arrangiert, da sind großformatige Arbeiten mit Werken anderer namhafter Künstler kombiniert, dazwischen spielerisch angeordnete schablonenhafte Skulpturen. Dem Besucher stechen anorganische und fantastische Formen und eine reiche, vielschichtige Farbpalette ins Auge. „Einblicke in das Schauspiel innerer Transformation, groteske Koboldszenen und Bilddialoge imaginierter Geister“ nennt es der Kurator. Die Werkauswahl basiert auf dem reichen Schaffen des Malers, Zeichners, Bildhauers und Literaten Michael Vonbank. Mit Künstlerkollegen wie Christian Ludwig Attersee schuf er Gemeinschaftswerke. Andere, wie Günter Brus, Deborah Sengl Karl Korab, oder Otto Zitko bilden das Gegenüber zu den fantasievollen Geistern des in Bludenz geborenen Künstlers.
Mit Eigensinn*
SCHMUCK AUS ÖSTERREICH. KÜNSTLERINNEN IM FOKUS
Eine große Bandbreite an Schmuckobjekten, skulpturalen und konzeptuellen Arbeiten von den 1970er-Jahren bis heute hält die Ausstellung „Mit Eigensinn“ in den Grafikräumen des Museums bereit. Die drei Kuratorinnen Ursula Guttmann, Susanne Hammer und Gabriele Kutschera ermöglichen mit der zweigeteilten Schau eine Zeitreise durch die Welt der Schmuckkunst. Unter den Pionierinnen, deren wegweisende Tendenzen, wie beispielsweise dem Wechsel in der Dimension zwischen Schmuckstück und Metallplastik oder dem menschlichen Körper als Projektionsfläche, im sogenannten österreichischen Autorenschmuck der 1970er- und 1980er-Jahre zu entdecken sind, kann man Namen wie Eva Afuhs mit ihren Stacheldrahtbroschen, Anna Heindl mit dem „Busenrahmen“, Eva Schmeiser-Cadia mit dem goldgeflochtenen Schmuckfinger oder Waltrud Viehböck mit ihren technisch anmutenden, geometrischen Ringen, Ohrgehängen oder Armbändern exemplarisch nennen.
Bei genauem Hinsehen handelt es sich oft um im Schmuck getroffene feministische Aussagen. Die Positionen der Gegenwart spiegeln Entwicklungen der Gesellschaft wider. Der „Speckgürtel“, eine funktionale Skulptur aus Leder und Silber, die um den Bauch getragen werden kann von Anna Riess, die „Um_Spannungen“, ein Chrom und Stahl basiertes Objekt, das zwischen dem Arm und der gegenüberliegenden Schulter gespannt wird von Birgit Reiger, die unter dem Synonym paula.paul arbeitet oder Theresa Macoureks „PFUI“- Broschen, die an Meeresschnecken erinnern, die eine Bandbreite an Empfindungen von Neugier bis Abscheu hervorrufen, treten den Beweis an. Unter die vielen weiblichen Protagonistinnen haben sich in diesem Raum auch einige wenige männliche Künstler gemischt. Paul Iby oder Christian Hoedl beispielsweise. Der Linzer Designer und Bühnenbilder Stefan Brandtmayr zeichnet für die kreativen Vitrinen verantwortlich, in denen die Vielfalt an Konzepten, Themen und Ideen der österreichischen Schmuckszene zur Geltung kommt.
Museum Angerlehner
Ascheter Straße 54, 4600 Thalheim bei Wels
Österreich