GALERIERUNDGANG DURCH SALZBURG

Der August ist traditionell in Salzburg nicht nur der Musik gewidmet, auch die Galerien und Museen zeigen ihre sogenannten „Festspielausstellungen“. Mit der Art&Antique und der SIAF waren bis Mitte August auch – allen internationalen Absagen zum Trotz zwei Kunstmessen statt. Auch in den Galerien zeigt man sich mit den Verkäufen zufrieden und konnte auch während des Lockdowns durchaus Sammler begeistern. Ein Rundgang.


Die Galerieszene Salzburgs ist in den letzten Jahren gewachsen – Sophia Vonier, die Elektrohalle Rhomberg zeigen Ausstellungen junger Künstler. Die Galerie Nikolaus Ruzicska widmet Brigitte Kowanz eine sehenswerte Hommage mit älteren und neuen Arbeiten. Die in Wien und Stuttgart ansässige Galerie Sturm & Schober ist mit der Gruppenschau “Choice of V“ bereits zum  zweiten Mal mit einer temporären Ausstellungen bis 30. August 2020 am Salzburger Kapitelplatz 7 vertreten. Michael Sturm und Gabriele Schober zeigen mit Arbeiten von Inge Dick, Mary A. Waters, Frank Badur, Matthias Lautner, Jo Schöpfer während der Salzburger Festspiele 2020 eine Auswahl ihres Galerieprogrammes. Die Galerie Weihergut hat sich unter neuer Leitung wieder positioniert und zeigt mit der Doppelausstellung Hubert Schmalix und Frenzi Rigling österreichische Gegenwartskunst. Ebendort beginnen wir mit dem Rundgang.


Galerie Weihergut

Bis 12. September zeigt die Galerie in der Linzer Straße noch die Ausstellung „In Sicht“ mit Werken von Hubert Schmalix und Frenzi Rigling. Der in Los Angeles und Wien lebende Hubert Schmalix präsentiert dabei Landschaftliches – und das mit farbstarker Palette. Der gestische Pinselstrich ist kein Formelement des Künstlers. Er erreicht die Dynamik seiner Bilder durch das Nebeneinandersetzen von Farbe mittels monochromer Flächen. So eingenommen man von den Landschaften auch ist, so irritierend sind sie auf dem zweiten Blick: Die Fröhlichkeit der Farben lenkt davon ab, dass Schmalix wohl nicht ohne inhaltlicher Aussage, die Idylle der Landschaft damit kontrastiert, dass er sie als menschenleerer Orte interpretiert. Überrascht ist man von den aktuellen Arbeit Frenzi Riglings. Seit einigen Jahren arbeitet die Künstlerin mit Stoffresten und näht und collagiert daraus ihre Bilder. Sie überzeugen formal wie inhaltlich, da die Stoffe auch verbunden sind mit Geschichten – das eigene Erleben des Alltäglichen zieht sich ebenso wie eine Linie durch ihre Arbeiten, als auch Figuren aus der Literatur. Die Neuen Bilder ob die Schwarz-Weißen Lackbilder oder ihre aus mehreren transparenten blauen Stoffleinwänden bestehend Textilbilder sind strenger, reduzierter und konzentrieren sich weniger auf Narratives, denn auf eine – durchaus sehr überzeugende  – formale Bildgestaltung. 

Bis 12. September


Galerie Thaddaeus Ropac

Die Galerie setzt mit ihren Festspielausstellung in der Villa Kast auf den Top Star Anselm Kiefer und präsentiert seine neue Werkserie „Für Walther von der Vogelweide“.  Seit den 1970er-Jahren beschäftigt sich Kiefer mit der Lyrik des deutschsprachigen Minnesängers (1170- c. 1230). Sprache als Element ist zudem eine Konstante im Werk Kiefers: „Ich wohne in der Sprache. [...] Die Sprache beherrscht mich, ich höre auf sie. Vieles bleibt mir dabei im Dunkeln, aber ich trage die Worte mit mir und dann und wann entspreche ich auf einmal dem, was mir da zugesprochen wird. [...] Ich gelange dann über eine Erhellung zur nächsten Dunkelheit. Ich erwarte von der Sprache immerzu das Unvermutete.“, zitiert der Pressetext zur Ausstellung Anselm Kiefer.  Konkret beziehen sich die großformatigen, farb- und materialstarken Bilder auf das mittelhochdeutsche Lied „Under der Linden“ von Walther von der Vogelweide, das die romantische Begegnung eines Liebespaares ungleicher gesellschaftlicher Herkunft in der freien Natur thematisiert. Monumentale Bilder, die das im Gedicht beschriebene Erlebnis in der Natur und die gebrochenen Grashalme und Blumen übersetzen – weniger lyrisch denn zum Teil auch bedrohlich. Der Tod, das Werden, Aufblühen und Vergehen ist allgegenwärtig.

Bis 3. Oktober


Galerie Mario Mauroner

„Light after Darkness“ ist der Ausstellungstitel der sowohl in der Galerieräumen in der Residenz als am Ignaz-Rieder-Kai präsentierten Festspielausstellung der Galerie. Ein Besuch ist an Samstagen am Ignaz-Rieder-Kai im Skulpturengarten und der Galerie ist zu empfehlen, wo unter dem Motto „Meet the artist“ die Galeristen zu einem Künstlergespräch einladen. Zu sehen sind Künstler des Galerieportfolios, darunter österreichische und internationale Künstler, Markus Hofer, Iv Toshain, Alfred Haperpointner, dessen neuen Kopfskulpturen überzeugen,  das Brüsseler Artkollektiv LAb[au] und ebenso bemerkenswert, die Wandbilder der ukrainischen, heute in Wien lebenden Künstlerin Anastasiya Yarovenko. 

Bis 29. August

Galerie Mauroner, Ausstellungsansicht, Iv Toshain, Foto: PARNASS


Galerie Frey

Die Galerie Frey zeigt in ihrer Salzburger Galerie im Nonntal unter dem Titel „My Place Our Yours“ eine Einzelausstellung von Kate Waters. Es ist die erste Präsentation der 1964 in Kanada geborenen Künstlerin in der Galerie Frey. Waters studiert in London und lebt heute in Düsseldorf. Ihre Malerei zeigt Momentaufnahmen des urbanen Lebens: Passanten auf belebten Straßen, Menschen, die in Café sitzen. Augenblicke, die Kate Waters bei ihren Streifzügen durch die Stadt mit der Kamera festhält und anschließend auf die Leinwand bringt. Dabei kombiniert sie vielfach auch verschiedene Bilder. Es geht ihr nicht um das dokumentarische Festhalten von Realität, vielmehr dienen die visuellen Fragmente als Ausgangsbasis. Die Malerei als Medium spielt sich stets in den Vordergrund und kontrastiert den hyperrealistischen Ansatz ihrer Malerei. Ebenso entwickelt Waters in ihrer Malerei eine  Bildkonzeption, in der die Parameter der Malerei von Licht, Farbe, Atmosphäre und Raum zu eindrücklich zur Geltung gebracht werden.

Bis 12. September 2020

Galerie Frey, Austellungsansicht, Foto: PARNASS

Galerie Nikolaus Ruzicska

Die Galerie präsentiert eine gelungene Zusammenschau von neuen und älteren skulpturalen Arbeiten von Brigitte Kowanz. Sie zeigen ihre kontinuierliche Auseinandersetzung und Weiterentwicklung von formalen Elemente, wie dem Morsealphabet oder den geschwungenen Neonlinien, die Kowanz‘ Werke der Biennale von Venedig 2017 prägten. Die geschwungenen Linien sind aus dem Glaskubus getreten und schreiben sich prägnante Lichtzeichnungen in den Raum ein und spielen mit dem an der Wand entstehenden Schattenwurf. Das sternförmige „Morsealphabet“ von 1998 leitet über zu der 2018 entstandenen Arbeit „Connect the Dots“, in der Brigitte Kowanz Steve Jobs zitiert. Ebenso zu sehen sind Glaskästen mit Neon-Schrift die auch Klammer zu den Arbeiten der Künstlerin  auf der Salzburger Staatsbrücke bilden. In ihrer Laudation wies Agnes Husslein zur Recht auf die Komplexität des Werkes von Brigitte Kowanz hin. Stets sind ihre Text-Licht-Bilder, die Wörter, Begriff, die sie dafür auswählt aber auch ihre Morsebilder verbunden mit politischen, gesellschaftlichen oder philosophischen Inhalten. Das Licht ist seit vielen Jahren ihr Medium, da es „wie kaum ein anderes Zeit und Geschwindigkeit darstellt, selbst ist, und damit ein besonderes Charakteristikum unserer Wirklichkeit bildet.“, wie Brigitte Kowanz einmal in einem Interview mit Wolfang Drechsler meinte. Ihre Anfänge in der Malerei und Zeichnung stehen im Fokus der zeitgleichen Ausstellung in St. Virgil.

Bis 29. August

Galerie Ruzicska, Ausstellungsansicht, Foto: Brigitte Kowanz


Galerie Sophia Vonier

Nach Johanna Binder zeigt Sophia Vonier unter dem Titel „Transitions“ eine weitere Ausstellung zum Thema Malerei und präsentiert Elisa Alberti und Dominik Louda in einer Doppelausstellung. Beide studierten an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Louda diplomierte 2010 bei Amelie von Wulffen und Alberti machte im Vorjahr ihre Diplom in der Klasse Gunter Damisch/Christian Schwarzwald. Die Kombination von Werken  der beiden Künstler ist durchaus nachzuvollziehen. Gemeinsam ist ihnen eine Verknüpfung Malerei mit einem grafischen Duktus, das Arbeiten mit Schichtungen und mehreren Bildebenen. Die Bildkonzeption folgt einer strengen Gliederung, die dennoch Freiraum für Spielerisches enthält und die  Farbe, Linien und Formen auf der Leinwand ihren Raum behaupten. Sowohl Louda als auch Alberti interessiert die Oberfläche von Material. Ob als Untergrund für die Malerei oder wie bei Louda als Sujet in der Darstellung.

Bis 10. Oktober

Dominik Louda, o.T., 2020, Öl und Gouache auf Leinwand, 120 x 115cm, Courtesy Galerie Sophia Vonier and by the artists.


Galerie Welz

Gleich in der Nähe von Sophia Vonier lohnt ein Besuch bei Galerie Welz. Sie präsentiert in ihrer diesjährigen Festspielausstellung Zeichnungen und Eitemperabilder der 1960er-Jahre Max Weilers aus dem in den 1960er-Jahren entstandenen Zyklus „Wie eine Landschaft“. Die Bildserie begann Weiler noch in Tirol. Er schlägt eine Brücke zu seiner zweiten Lebenshälfte, die er seit der Berufung an die Akademie der bildenden Künste im Jahr 1964 hauptsächlich in Wien verbringt. Mit „Wie eine Landschaft“ gelang wie Weiler selbst in seinen Tag- und Nachtheften schrieb  derDurchbruch seines Strebens, Naturprozesse in Malerei umzusetzen.

Bis 31. August

Galerie Welz, Ausstellungsansicht, Max Weiler, Foto: PARNASS


FOTOHOF UND STADTGALERIE LEHEN

Zu empfehlen ist auch ein Besuch im Stadtteil Lend. Bis 26. September zeigt die Galerie Fotohof mit Wolf Suschitzky – No Resting Place das historisch bedeutsame Werk einer aus Österreich stammenden, jedoch von Flucht und Exil geprägten Fotokünstlers. Im Zentrum steht dabei das Thema der „Arbeit“ – ein in den Bildserien des gebürtigen Wieners Wolf Suschitzky allgegenwärtiger Stoff, der dazu geeignet scheint, den Kontinuitäten in einer von den politischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts durchbrochenen Biografie nachzuspüren. Die Stadtgalerie Lehen zeigt die Gruppenausstellung „In Case of An Avalanche“ mit Arbeiten von Cäcilia Brown, Anna Hofbauer und Mikkel Holm Torp. Analog zu ihrem Sommerakademiekurs im Steinbruch am Untersberg entwickeln Cäcilia Brown, Anna Hofbauer und Mikkel Holm Torp die Ausstellung in der Stadtgalerie Lehen in einer Mischung aus Kollaboration und Kombination. Felsen und Wellen - „Surf & Turf“.

Fotohof bis 26. September
Stadtgalerie Lehen bis 24. September

Wolf Suschitzky − Building the Abbey Works Port Talbot, 1950

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