Galerienszene in Salzburg: Gallery Week_End | 10 ausgewählte Highlights

Mit dem GALLERY WEEK_END 2021 von 27. bis 31. Juli 2021 erhält die Kulturszene Salzburgs ein neues Veranstaltungsformat, das die qualitative Dichte der Galerien und Kunsträume dieser Stadt von nun an alljährlich in den Fokus rücken wird. 22 Galerien sind mit Ausstellungen, Präsentationen und Künstlergesprächen dabei.


GALERIE Thaddaeus ROPAC

Als einer der einflussreichsten Künstler der Nachkriegszeit, veränderte Donald Judd (1928–1994) die Vorstellungen des "Sichtbaren". Er entwickelte ein strenges visuelles Vokabular, das von einfachen, mathematischen Proportionen und der Offenheit der Form bestimmt ist. Der Künstler erlangte Mitte der 1960er-Jahre durch seine unverwechselbare Verwendung von industriellen Materialien – darunter verzinktes Eisen, Aluminium und Plexiglas – erstmals öffentliche Aufmerksamkeit. Die streng geometrischen Konstruktionen sollten dabei die Reinheit der Materialien betonen. Judd, der während seiner Ausbildung an der Arts Student League auch Philosophie an der Columbia University studierte, beschäftigte sich intensiv mit der grundlegenden Art und Weise, wie wir nicht nur die Skulptur, sondern letztlich auch die Welt um uns herum erfahren. Die Ausstellung DONALD JUDD in der Galerie Thaddaeus Ropac Salzburg präsentiert Arbeiten aus den frühen 1990er-Jahren. In dieser Zeit kehrte Judd zu seinen Grundprinzipien zurück, die seine künstlerische Vision bestimmt hatten. Er wollte eine Kunstform schaffen, die – ohne weitere symbolische Bedeutung oder Philosophie – das Werk für sich selbst sprechen lässt.

Donald Judd, Untitled, 1990, Cadmium red light acrylic on Douglas fir plywood and aluminum, 49,5 x 114,3 x 77,5 cm (19,5 x 45 x 30,5 in) 1991.227 (DJ 1045), Courtesy Judd Foundation Donald Judd Art © 2021 Judd Foundation / Artists Rights Society (ARS), New York


Florian Maier-Aichen

Florian Maier-Aichen (*1973 Stuttgart) kombiniert in seinen Fotografien traditionelle Techniken mit den Möglichkeiten des Computer-Imaging. Der maximalen Präzision der Großformatkamera steht das Spiel von Irritation und Verfremdung gegenüber. Auf diese Weise lässt Florian Maier-Aichen Superrealismus und Fiktion aufeinandertrefen. Er schließt damit an den Piktorialismus von Heinrich Kühn und die Tradition der frühen Landschaftsfotografen an, die Fotografe mit Malerei verschmolzen. Die Seascapes (Meerlandschaften) der Ausstellung sind inspiriert von Gustave le Gray, der verschiedene Negative für Himmel und Vordergrund verwendet hat, um Unschärfen in seinen Bildern zu vermeiden. Dieser Kunstgriff und die Verfärbung des Himmels in „Technicolor“ lassen die Werke von Florian Maier-Aichen märchenhaft entrückt wirken.

FLORIAN MAIER-AICHEN, BIG SUR, 2020, C-PRINT, ED. 3+1/2AP, 135 x 135,5 cm, © by the artist

FLORIAN MAIER-AICHEN, BIG SUR, 2020, C-PRINT, ED. 3+1/2AP, 135 x 135,5 cm, © by the artist


Galerie Welz

Arbeiten auf Papier und Leinwand stehen im Fokus der Einzelausstellung von Hannes Mlenek mit einem – für den Künstler durchaus ungewöhnlichen – Schwerpunkt auf das kleine Format. Mlenek ist bekannt für seine raumgreifenden Installationen und großformatigen Leinwände, wie dies zuletzt in Ausstellungen unter anderem im Museum Leopold oder die Personale im Museum Angerlehner zeigten. Dass ihm jedoch das kleine Format genauso wichtig ist, dokumentieren eindrucksvoll die aktuellen Arbeiten in der Galerie Welz – und oft sind gerade diese in ihrer Verdichtung eine besondere künstlerische Herausforderung. Andererseits, so Hannes Mlenek, ermöglicht das kleine Format auch ein experimentelles und spontanes Arbeiten.

HANNES MLENEK | Take This Waltz, 2019, Ölfarbe, Acryl auf Leinwand, 120 × 180 cm | Courtesy und © Galerie Welz


L art Galerie (vormals GALERIE WEIHERGUT) 

In der diesjährigen Sommerausstellung vereint die L art Galerie mit Alois Mosbacher, Alexandra Speiser-Ehrlich und Manfred Wakolbinger künstlerische Genres von Malerei, Medienkunst bis zur Skulptur. Alle drei Künstler werden erstmals in der Salzburger Galerie gezeigt. Doch auch wenn die Gegenüberstellung zunächst kontrastreich erscheint, so ergeben sich doch inhaltliche Brücken zwischen den einzelnen Positionen. 

Alois Mosbacher, Lorelei, 2020_21, Öl auf LW, 95 x 150 cm


GALERIE TRAPP

In den beiden Sommerausstellungen zeigt die Galerie Trapp Arbeiten von Hubert Schmalix und Franz Riedl. Architektonische Strukturen und Räume stehen im Mittelpunkt seiner monochrom-weißen Arbeiten. Durch die Schnitte am weißen Blatt erweitert er die Zeichnung zum dreidimensionalen Relief. Der Raum als Fläche steht im Fokus der Landschaftsdarstellungen von Hubert Schmalix. Monochrome Flächen und breite Konturlinien bestimmen die Werke sowie eine kontrastreiche Farbpalette.

Franz Riedl, Umkreis II, Karton geschnitten, 56 x 72 cm, 2021


Art Monopol

Kenner des Metiers verglichen ihn bereits mit österreichischen Künstlern von internationalem Rang wie Arnulf Rainer und Hans Staudacher, den zwei großen Pionieren des Tachismus, jener Richtung der abstrakten Malerei, die Empfindungen durch spontanes Auftragen von Farbe auf die Leinwand auszudrücken sucht. Das Ziel von Alex Vorti ist es, eine eigene transzendente Symbolik in seinen Darstellungen zu schaffen, die das Begehren nach einer neuen, allgemein erlebbaren Kunstwelt äußert, die die Grenzenlosigkeit des Seins und des Universums wiedergibt. Seine Symbole sind vieldeutig: Einerseits verkörpern sie in der Abstraktion konkrete Formen (zum Beispiel ein Nest, das einem Geborgenheit vermittelt, ein Lieblingstier, das die Liebe und Wärme ausstrahlt) und andererseits vermitteln sie eine dramatische Spannung. 

ArtMonopol


Stadtgalerien Salzburg

STADTGALERIE MUSEUMSPAVILLON

„Afterglow“ nennt Ursula Hübner ihre im Jahr 2012 begonnene Werkserie, in der sie mehrere fiktive bildnerische Erzählungen entwickelt. Ausgangsmaterialien sind alte Zeitschriften, verletzte Gegenstände, Plastilin, Filz, simple Deckfarben und die Erinnerung an Atmosphären ihrer eigenen Salzburger Kindheit. Die Künstlerin öffnet gleichsam wie eine Archäologin oder Zeitreisende diese aktivierten Fragmente zu Sinn stiftenden Bildern und Objekten. In den drei Räumen des Museumspavillons, betitelt mit „Air“, „Afterglow“ und „Revue“, geht es um die Schönheit des Verfalls, die Ästhetik von guter Architektur und Design, die Verbindung unterschiedlicher Materialien in Themen des Alltags und der Mythologie.

STADTGALERIE LEHEN

Große Künstler und Meister haben in der kollektiven Erinnerung meist männliche Namen, Mythos und Mysterium um das (männliche) Kunst-Genie bestimmen den heute gültigen Kunstkanon. Alles eine Frage der Erzählung? Ist Größe das Resultat einer Rechnung, in der die Unbekannten fehlen? Die Ausstellung "SalzburgBilder" widmet sich all diesen Unbekannten. Gleichzeitig dient dieser Bezug als (Selbst)-Legitimation und erweitert sich mittels der Konstruktion eigener Mythen und Legenden, wobei der Superlativ allein nicht genügen will. Mit den Medien Malerei und Film unternimmt Isabella Heigl Dekonstruktionsversuche des „Big Name-Business“ auf der Suche nach einem „neuen Stil“ ohne wegweisenden Kunstkompass.

URSULA HÜBNER | Afterglow, 2015 | © by the artist


GALERIE SOPHIA VONIER

Zwei Dialogausstellung und vier Künstler stehen im Fokus Galeriesommers bei der 2019 im Zentrum von Salzburg eröffneten Galerie Sophia Vonier. Neue Malereien von Bertram Hasenauer treffen ab 17. Juni auf eine Rauminstallation von Manuel Gorkiewicz. Ab 11. August ist dann die Ausstellung von Raphaela Riepl, die ihre Installation aus Neon- und Heliumröhren namens „Falling“ in Dialog mit Arbeiten auf Leinwand von Marianne Vlaschits setzt. Die Ausstellung beschäftigt sich mit magnetischen Feldern von diversen Himmelskörpern, schwarzen Löchern und Planeten.

Courtesy Galerie Sophia Vonier/the Artists, Foto: Hendrik Stoltenberg.


Galerie Frey

Die Galerie Frey, wurde 2004 von den Geschwistern Andrea & Peter Frey in Wien gegründet. 2012 kam mit Salzburg ein zweiter Standort dazu. Ab dem 22. Juli 2021 präsentiert die Galerie die Ausstellung "Hermann Nitsch. Neue und ausgewählte Arbeiten". Für unsere aktuelle Ausgabe trafen wir den Künstler zu einem Gespräch. Jetzt bestellen!  

HERMANN NITSCH, SChüttbild, 2021, Acryl auf Leinwand, 200 x 300 cm, Courtesy by Galerie Frey


Fotohof

Anlässlich von "40 Jahre FOTOHOF" setzten sich 15 Fotokünstler aus dem engeren Kreis des FOTOHOF mit zwei Bildarchiven im Besitz des Salzburger Freilichtmuseums auseinander – ein umfassender Blick auf Salzburg und eine zeitgenössisch-künstlerische Verwendung des Mediums Fotografie.

Die Ausstellung "SalzburgBilder. Fotoarchive als Quelle zeitgenössischer Fotokunstfindet parallel in FOTOHOF und Stadtgalerie Lehen statt. Mit Arbeiten von: Anna Aicher, Sebastian Albert, Motahar Amiri, Valentin Backhaus & Katrin Froschauer, Mitzi Gugg, Kurt Kaindl, Reinhart Mlineritsch, Andrew Phelps, Stefanie Pirker, Birgit Sattlecker, Herman Seidl, Peter Schreiner, Nadine Weixler, Elisabeth Wörndl

Andrew Phelps – bei Ettenberg, September 2020
 

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