Wolfgang Hollegha: Ölbilder und Papierarbeiten in der Galerie Welz

Der Österreicher, den Clement Greenberg entdeckte

Wolfgang Hollegha im Sommeratelier, 2018 | Foto: UMJ/N. Lackner

Zum 90. Geburtstag widmet die Galerie Welz dem Künstler Wolfgang Hollegha die diesjährige Festspielausstellung 2019 und zeigt eine Auswahl an Ölbildern und Zeichnungen. Die Ausstellung vereint in besonderer Weise frühe Zeichnungen und Aquarelle die um die Mitte der 1950er-Jahre entstanden sind als auch aktuellen Papierarbeiten und Ölbilder und gibt so einen umfassenden Einblick in sein Schaffen. Silvie Aigner und Clarissa Mayer-Heinisch haben Wolfgang Hollegha in seinem Atelier besucht.


Ein 400 Jahre altes Bauernhaus, im Inneren elegante, beinahe archaische Bescheidenheit und einnehmende Stille. Nach oben hin öffnet sich das Haus zu zwei großzügigen, hellen Ateliers. „Das Winteratelier und ein Bilderdepot“, wie uns Hollegha bei unserem Besuch erzählt. Weiter oberhalb des Hauses mitten im Wald steht sein Atelier – ein beeindruckendes, 15 Meter hohes Gebäude aus Holz.


Von Wien nach New York

Das ist der Platz, an dem Wolfgang Holleghas Gemälde entstehen. Gemeinsam mit Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer zählte er zur Malergruppe nächst St. Stephan. Holleghas Auffassung der Malerei fand eine verblüffend zeitgleiche Entsprechung in der amerikanischen Malerei der Nachkriegszeit.

„Es ist wohl eine kunsthistorische Überraschung, dass Hollegha als einer der ganz wenigen europäischen Maler ein derartig selbstverständliches Naheverhältnis zur amerikanischen Malerei der Nachkriegszeit aufweist.“ So Günther Holler-Schuster im Katalog der Galerie Welz. Mit Künstlern wie Sam Francis, Helen Frankenthaler, oder Morris Louis, mit denen Hollegha in den USA in den 1960er-Jahren ausstellte, „teilte er sowohl die Revolution des Bildraumes, das Großformat als auch die grundsätzliche Bildauffassung.“

Entdeckt wurde Hollegha, der damals noch in Wien arbeitete, durch den amerikanischen Kunstkritiker Clement Greenberg, der ihn auch in seinem Atelier besuchte. Mit einer Ausstellungseinladung nach New York durch Greenberg begann 1960 Holleghas internationale Karriere. Mehrmals stellte er im Guggenheim Museum aus, 1964 nahm er an der documenta in Kassel teil und erhielt zahlreiche Preise.

Wolfgang Hollegha, Enzianwurzel - 2018 Öl auf Leinwand 125 x 120,5 cm signiert rechts unten

Wolfgang Hollegha, Enzianwurzel - 2018 Öl auf Leinwand 125 x 120,5 cm signiert rechts unten


Weltkunst im Versteck der Provinz

Doch sah er Greenbergs Theorie der Kunst auch als Einengung. „Wäre ich dort geblieben, was wäre passiert?“, fragt er im Gespräch: „Ich wäre ein Galeriemaler geworden, ohne meinen eigenen Ideen nachzugehen. Ja, ich hätte erfolgreicher sein können, wäre ich in New York geblieben. Aber dort zu leben hat mich nie interessiert.“

Anfang der 1960er-Jahre zieht er sich am Rechberg bei Semriach vom Trubel der Großstadt zurück, auch während seiner Zeit an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er bis 1992 unterrichtete. „Es ist zweifellos einzigartig und nach wie vor verborgen. Weltkunst im Versteck der Provinz“, beschreibt Günther Holler-Schuster, Kurator am Museum Joanneum Graz, das einzigartige Malerrefugium.

„Es ist ein Kosmos, der da entstanden ist, dem man sehr sensibel begegnen muss. Dann allerdings eröffnet er einem jeden etwas, was man sich zuvor kaum vorstellen konnte.“ Grundlage seiner Kunst ist die Naturbetrachtung, doch wird das reale Erlebnis, das sie in vielen seiner Zeichnungen noch manifestiert und sichtbar bleibt in der Folge einer Transformation unterzogen.

Für mich ist das, was ich sehe, eine Art von Wahrheit.

Wolfgang Hollegha

Ausgehend von der sichtbaren Natur übersetzt Hollegha seine Wahrnehmungen in ein System von Farbflecken, sie bilden ein Äquivalent zum ursprünglichen Gegenstand oder wie Hollegha meint: „Ich will nicht von der Natur weg, sondern mit Hilfe der Abstraktion zur Natur hin. Wenn ich ein Motiv sehe, habe ich eine Ahnung. Es entsteht ein Vokabular von Bewegungen, die etwas bewirken. Wenn man durch den Wald geht, ist alles ein bisschen schief. Dieses Organische, Gewachsene, Verwortakelte inspiriert mich. Für mich ist das, was ich sehe, eine Art von Wahrheit.“, beschreibt Hollegha seine Malmethode.

„Man muss den Zusammenhang finden, das Bild muss geschlossen sein, weil es nur dann richtig ist.“ Seine Bilder sind nur auf den ersten Blick zufällig und spontan. Von der Auswahl der Farbtöne bis zu ihrer Setzung am Bildgrund ist jedoch alles geplant. Stets arbeitet Hollegha mit einem Repertoire von sorgfältig ausgewählten acht bis zehn Farbtönen, die er durch langsames Schütten auf die Leinwand aufgetragen wird.

„Er will die Natur vollkommen malerisch begreifen und letztlich Bilder geben, wie sie nur die Natur selber zu geben im Stande ist. Die Äste, Wurzeln, Holzscheite, Brettchen, Körbe, Fetzen oder abgelegten Alltagsgegenstände, die Hollegha als Motiv auswählt, existieren zahlreich in seinem Atelier und können zu unterschiedlichen Zeiten und auch mehrmals sein Interesse erwecken“, so Günther Holler-Schuster im Katalog.

Galerie Welz

Sigmund-Haffner-Gasse 16, 5020 Salzburg
Österreich

Bis 7. September

Im 1. Stock der Galerie werden Kunstwerke der Klassischen Moderne und Zeitgenössischen Kunst, u. a. Arbeiten von Joannis Avramidis, Marc Chagall, Ernst Ludwig Kirchner, Joan Miró, Oskar Kokoschka und Fritz Wotruba gezeigt.

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