Eva Schlegel, Atelier, © by the artist

Wenn unscharfe Schriftbilder auf großformatigen Glasplatten zu sehen sind, wenn es um das Spiel mit Licht und Schatten, um Sehen und Gesehen-Werden und um Raum und Immaterialität geht ist es unverkennbar Eva Schlegels Handschrift. Clarissa Mayer-Heinisch besuchte die Künstlerin für PARNASS virtuell im Atelier.


Eva Schlegel arbeitet mit fotografischen Vorlagen und verfremdeten Texten, die als Siebdruck auf verschiedene Materialien wie Glas oder Blei aufgebracht-, und als Installationen umgesetzt werden. Auch Eva Schlegels Gemälde haben ihren Ursprung meist in fotografischen Motiven.

Eva Schlegel, Cloudspace, 2019 © RFurian

Eva Schlegel, Cloudspace, 2019 © RFurian

Erst im letzten Jahr wurde ihr vielbeachteter „Cloudspace“ eröffnet, eine begehbare Skulptur, die auf Auftrag des Unternehmers Herbert Liaunig als Erweiterung seines Skulpturenparks entstanden ist. Die acht Spiegelscheiben, die ineinandergesteckt scheinen, bilden einen Pavillon, der im Inneren schier endlose, kaleidoskopische Räume eröffnet. Nach außen nehmen die Spiegel die Umgebung auf, womit das Objekt fast zu verschwinden scheint.

Die Liste der für das heurige Frühjahr geplanten Ausstellungs- und Projekteröffnungen im In- und Ausland, ist lang. Anfang März ist sie noch in Oklahoma gewesen. Hier sollte ein neues Museum mit "Bright Golden Haze" eröffnet werden. "Eine tolle Ausstellung für das erst fertiggestellte Haus", erzählt Eva Schlegel. "Die Chefkuratorin Jennifer Scanlan kam aus New York und war gespannt wie die Ausstellung aufgenommen wird, die Voreröffnung für die KünstlerInnen war sehr cool, die Eröffnung am nächsten Tag und das große Dinner wurde dann nach großer Aufregung kurzfristig abgesagt, da im Künstlerhotel ein Corona Fall diagnostiziert wurde. Ich habe dann sofort umgebucht – was nicht so einfach war – und bin nach Hause geflogen."

... trotzdem weiß ich nicht, wie sich die Situation der Kunst nach der Krise entwickeln wird, da sie immer auch an die wirtschaftlichen Umstände einer Gesellschaft geknüpft ist.

Eva Schlegel

Kurz davor, im Jänner, wurde Eva Schlegels große Arbeit am Rigshospitalet in Kopenhagen unter Anwesenheit von Königin Margarete II eröffnet. Die Ausstellung in der dortigen Galleri Bo Bjerggaard allerdings fiel zur Hälfte der Zeit dem Virus zum Opfer. Ebenso die Einweihung der von Eva Schlegel gestalteten Fassade der MQ Libelle am Dach des Leopoldmuseums in Wien und die Installation mit Texten von Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek, Peter Handke und Hugo von Hofmannsthal für die Jubiläumsausstellung "100 Jahre Welttheater" im Salzburg Museum.

Eva Schlegel © by the artist

Eva Schlegel © by the artist

Wie viele andere Künstlerinnen ist auch sie in der Zeit des Shutdown damit beschäftigt, "bestehende Arbeiten fertigzustellen, Galerien mit neuen Fotos zu versorgen und endlich – das Atelier aufzuräumen! Bücher zu sortieren, Schubladen aufzuräumen ... alle unangenehmen Arbeiten stellen sich plötzlich an ... aber dafür kann ich auch abends länger im Atelier bleiben, und an meinen neuen Zeichnungen weiterarbeiten, die ich mit unscharfen Texten kombiniere, unscharfe Texte sandgestrahlt am Glas des Rahmens ... und dann wird auch auf das Glas gemalt ...die Farbe und der Pinsel machen sich selbständig, mit Freude ... aber ich kann auch endlich meine Archive durchforsten und Fotos aussuchen, Themen ordnen und neue Ideen andenken. Trotzdem weiß ich nicht, wie sich die Situation der Kunst nach der Krise entwickeln wird, da sie immer auch an die wirtschaftlichen Umstände einer Gesellschaft geknüpft ist."

Ich denke, das Krisenmanagement war wirklich gut ... aber wir müssen ein Auge darauf haben, dass unsere Rechte als demokratische Bürger langfristig nicht eingeschränkt werden.

Eva Schlegel

"Ich bin im Moment allein im Studio, ich telefoniere sehr viel mit meiner Galeristin Ursula Krinzinger und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten, sie entwickeln verschiedene online Formate wie Ausstellungs- und Studiobesuche ihrer Künstler auf Instagram aber ich bin auch in engem telefonischen Kontakt mit meinen Mitarbeitern, da wir schon jahrelang zusammenarbeiten, klappt diese Form der Kommunikation sehr gut und wir können gut an den Projekten arbeiten. Mit meiner Galerie in San Francisco skypte ich vorher schon regelmäßig, trotzdem, ein persönliches Gespräch ist durch nichts zu ersetzen, zudem ist es für uns Künstlerinnen und Künstler sehr wichtig zu reisen und vor Ort zu prüfen, welche Form der Intervention möglich ist, das gilt für Projekte und Ausstellungen gleichermaßen."

Und was Eva Schlegel noch wichtig ist zu sagen: "Ich denke, das Krisenmanagement war wirklich gut und hat eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus verhindert, aber wir müssen ein Auge darauf haben, dass unsere Rechte als demokratische Bürger langfristig nicht eingeschränkt werden."

Eva Schlegel, April 2020 © by the artist

Eva Schlegel, April 2020 © by the artist


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