Nachruf: Galerist Martin Suppan (1943–2020)

Martin Suppan auf der Vienna Contemporary © Foto: Jeanne Szilit

Er war Kunstmensch aus Leidenschaft – ob als Galerist, Herausgeber, Auktionator oder Experte – Martin Suppan brannte für die Künstlerinnen und Künstler derer er sich annahm. Am 15. März 2020 ist er unerwartet im 77. Lebensjahr verstorben.


Ende November drängten Dutzende ins Palais Coburg, dem zweiten Standbein der Galerie Suppan, deren Haupträume sich in der Habsburgergasse befinden. Es war ein Abend, den die Galerie dem Künstler Rudolf Ray widmete, der nicht nur viele Interessierte, sondern auch viel Presse und Fachpublikum anzog. Denn wer war dieser Ray, dem diese wunderbare, bis ins kleinste Detail perfekt vorbereitete Ausstellung zuteilwurde? Ray war ein vergessenes Künstlergenie, der im Kanon der Abstrakten keinen Platz verteidigt hatte und beinahe aus der Kunstgeschichte gefallen wäre. Wäre da nicht Martin Suppan gewesen.

Der Galerist, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, im Diskurs benachteiligte Kunstgrößen nicht nur zurück auf das Parkett der Kunstwelt zu holen, sondern ihnen auch Rang einzuräumen – so sie diesen verdienten. So wie Rudolf Ray, dessen Werke wenige Tage nach der Vernissage in allen Zeitungen besprochen wurde und so vielen ein Begriff geworden war. Ein weiteres wichtiges Projekt war die Trilogie „Paradies Wachau – gemaltes Weltkulturerbe“.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Bundesmuseen und dem NÖ-Landesmuseum wurde 2004 von Martin Suppan eine Museumsausstellung im Wachaumuseum in Weißenkirchen organisiert. Dazu erschien ein wissenschaftlich erarbeitetes Buch. Der gleichnamige Film in Zusammenarbeit mit dem ORF-NÖ vervollständigte das Projekt, das zuvor noch nie öffentlich gezeigte Gemälde, insbesondere aus Museen und Privatbesitz, präsentierte.

Dank Martin Suppan. Mit tiefen Auseinandersetzungen und umfassenden Publikationen, die in enger Zusammenarbeit mit Kunsthistorikern und Experten verfasst wurden, spezialisierte er sich über Jahrzehnte. Mehr als 30 Publikationen über österreichische Kunst sind im Eigenverlag erschienen, darunter unzählige Künstlermonografien und Werkverzeichnisse bedeutender Künstler, wie etwa Alfred Zoff und Marie Egner. Schon in den 1980er-Jahren hat er Werke von österreichischen emigrierten und/oder verfemten Künstlern aus den USA zurück nach Wien gebracht und ihnen Ausstellungen und Publikationen gewidmet, wie etwa 1988 Joseph Floch oder 1991 Hans Böhler, gefolgt von Präsentationen anderer namhafter Künstler wie Herbert Bayer, Florentina Pakosta, Damien Hirst und vielen mehr.

Zwischen 1999 und 2006 veranstaltete Suppan regelmäßig Auktionen und begann ab 2000 auch junge, zeitgenössische Kunst in sein Programm zu integrieren und sie am Markt zu etablieren. Herauszuheben ist in diesem Zusammenhang die Ausstellung „Österreichische KünstlerInnen Jetzt“ im Jahr 2000 in der Albertina sowie 2003 die Ausstellung „no man’s dream – no mainstream, 6 Künstlerinnen im 20er Haus“.

Dem österreichischen Stimmungsimpressionismus und der Klassischen Moderne blieb er immer treu und spürte kontinuierlich Hauptwerke von bedeutenden Künstlern, wie Tina Blau, Olga Wisinger-Florian, Alfons Walde und Albin Egger-Lienz, auf und präsentierte sie auf Messen. Dazwischen hat Martin Suppan regelmäßig Künstlernachlässe aufgearbeitet und präsentiert wie beispielhaft Demeter Koko, Emil Rizek, Hermine Aichenegg, Hugo Puck Dachinger, Hildegard Joos und zuletzt eben den Exilösterreicher Rudolf Ray. Aber auch bekannten Künstlern wie Peter Sengl, Wolfgang Herzig oder dem verstorbenen Franz Ringel wurden in den letzten Jahren Ausstellungen gewidmet.

Martin Suppan auf der Vienna Contemporary © Foto: Jeanne Szilit

Martin Suppan auf der Vienna Contemporary © Foto: Jeanne Szilit

Nicht nur der bildenden Kunst war er verschrieben. Als ehemaliger Sängerknabe hat Martin Suppan 2003 den Förderverein „Freunde der Wiener Sängerknaben“ gegründet, der es sich durch das erwirtschaften von Sponsorengeldern erfolgreich zur Aufgabe machte, die singenden Knaben sowohl ideell als auch finanziell zu unterstützen.

Nicht nur der bildenden Kunst war er verschrieben

 

Zusätzlich hat Martin Suppan in all den Jahren als äußerst professioneller und ebenso unterhaltsamer Auktionator zahlreiche Charity–Veranstaltungen durchgeführt, ob für die Hochwasseropfer in Niederösterreich oder Erdbebenopfer in Bangladesch, für die Clini- Clowns, das St. Anna Kinderspital, Künstler helfen Künstlern, und viele mehr. Mit den jährlichen „Licht ins Dunkel“-Auktionen hat er durch seinen Einsatz über 1 Million Euro erwirtschaften können.

Seine Vorausplanungen für die kommenden Jahre werden nun von seinem Sohn Sebastian Suppan, der nach seinem Studium in London (2011–2014) und dem Master of Contemporary Art in New York 2017 am Sotheby’s Institute in die Galerie eingestiegen ist, und seiner Frau Claudia weitergeführt werden. Neben der Teilnahme an internationalen Kunstmessen und kontinuierlichen Künstlerpräsentationen sind aktuell die Nachträge der Werkverzeichnisse Marie Egner und Alfred Zoff sowie die Erstellung der Verzeichnisse von Hildegard und Harold Joos, Hugo Puck Dachinger und Hermine Aichenegg in Arbeit.

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