Studio Diary - Christian Bazant-Hegemark

Trotz Shut Down – Kunst wird produziert, ob in den städtischen Ateliers oder auf dem Land, wohin einige der Künstlerinnen und Künstler sich zurückgezogen haben. Wir haben sie um Einblicke aus den Ateliers und Notizen zu dieser Zeit gebeten.


Ich gehe in meiner Arbeit vor allem der Figuration nach. In Portraits, in theatralischen Settings, in visuellen Beschreibungen psychosozialer Innenzustände. Das Oberflächliche, das Unterbewusste, das Schillernde und das Abgründige.

In den letzten Tagen habe ich gemerkt was für ein immenses psychosoziales Gewebe es eigentlich benötigt, damit ich dieser Tätigkeit nachgehen kann. Ich dachte erst: soziale Isolation wird für mich kein Problem sein, denn ich lebe und arbeite ja ohnehin immer alleine. Weit gefehlt, leider: ohne persönliche Treffen, ohne die alltäglichen Kontakte und das Privileg des Blicks auf einen Horizont voller Möglichkeiten, ist es mir zuerst einmal gänzlich unmöglich, die künstlerische Praxis zu verfolgen.

In den letzten Tagen habe ich gemerkt was für ein immenses psychosoziales Gewebe es eigentlich benötigt, damit ich dieser Tätigkeit nachgehen kann.

Christian Bazant-Hegemark

Warum arbeitet man an einem Bild, wenn die Welt in Frage steht? Die künstlerische Tätigkeit benötigt vielleicht eine Gesellschaft die funktioniert, und sich nur an der Oberfläche in Frage stellt. Das erlaubt diese seltsame, lustlos bis leidenschaftliche Auseinandersetzung mit einer Tätigkeit die weder Geld noch Sichtbarkeit verspricht. Diese Gesellschaft ist seit Montag, 16. März 2020, für mich nicht mehr so recht spürbar, womit die Frage nach der künstlerischen Auseinandersetzung in existentielle Not gerät. Und das ist überraschenderweise irgendwie Okay beziehungsweise egal, weil es ja tatsächliche Probleme gibt.

Atelier, Foto: Christian Bazant-Hegemark

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