DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS: DIE NOMINIERTEN FÜR 2020

Julia Haugeneder, Constantin Luser, Liesl Raff, Werner Reiterer, Toni Schmale und Anne Speier sind für den DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS 2020 nominiert.


Zum bereits fünften Mal wird der mit 10.000 Euro dotierte DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS im Oktober im Leopold Museum Wien an einen zeitgenössischen Bildhauer oder eine zeitgenössische Bildhauerin vergeben.. Als erster Preis seiner Art in Österreich ist er explizit dem Medium Skulptur gewidmet und berücksichtigt neben klassischen Zugängen auch experimentelle Ansätze und Installationen. Eine Fachjury legt ihr Augenmerk auf künstlerische Positionen, die sich durch eine eigenständige Formensprache und eine nachvollziehbare Profilierung innerhalb der österreichischen Kunstszene auszeichnen bzw. deren öffentliche Wahrnehmung noch eine Verstärkung verdient. Der Preis unterliegt keiner Altersbeschränkung. 2019 wurde Anne Schneider mit dem DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS ausgezeichnet.


STIFTUNGSPARTNERIN BILDRECHT

Um die Organisation und die Fortschreibung des Stiftungszweckes zu sichern, wurde die Bildrecht als institutionelle Stiftungspartnerin gewählt. Als Verwertungsgesellschaft stärkt sie die existenzielle Basis von 6000 KünstlerInnen in ganz Österreich und sensibilisiert die Öffentlichkeit für kulturrelevante Themen.

JURIERUNG

Zunächst nennen sechs geladene Nominatoren je eine Position aus dem Bereich zeitgenössischer Skulptur, Plastik, Objektkunst oder Installation. Aus diesen Vorschlägen ermittelt die Jury den Preisträger des DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS 2020.

Nominatoren 2020 Silvie Aigner (Chefredakteurin Parnass), Manuela Ammer (Kuratorin mumok Wien), Katrin Bucher-Trantow (Chefkuratorin Kunsthaus Graz), Elsy Lahner (Kuratorin Albertina Wien), Genoveva Rückert (Kuratorin OK - Offenes Kulturhaus Linz) und Christoph Thun-Hohenstein (Direktor MAK Wien)

Jury 2020 Dagmar Chobot (Preisstifterin und Juryvorsitzende), Heike Eipeldauer (mumok Wien), Edelbert Köb (Kurator), Günter Schönberger (Geschäftsführer Bildrecht) und Hans-Peter Wipplinger (Direktor Leopold Museum Wien)


NOMINIERTE 2020

Julia Haugeneder (*1987 in Wien). Die Faltobjekte und Linolschnitte von Julia Haugeneder weisen eine markante Formensprache und einen experimentellen Zugang zu Material und Raum auf. Kunsthistorische Aspekte der Falte fließen in ihre Arbeit genauso ein wie das Erforschen von Möglichkeiten im Umgang mit unterschiedlichen Materialien. Haugeneder gießt Gemische aus Leim und Pigment und faltet die so entstandenen dünnen Häute zu kompakten, bisweilen meterlangen Objekten. Das Arbeiten mit diversen Materialien und das Ausloten skulpturaler Möglichkeiten ist ein wesentlicher Faktor in Haugeneders Werk und schreibt sich sichtbar in ihre Objekte ein. Julia Haugeneder lebt und arbeitet in Wien.

Julia Haugeneder, Faltung 113 + 114, 2020, Buchbinderleim, Pigment, Luftpolsterfolie, 217 x 44 x 34 cm / 110 x 36 x 14 cm, Foto: Julia Haugeneder | Courtesy Projektraum Viktor Bucher, Wien/AT

Constantin Luser (*1976 in Graz). Constantin Luser kombiniert in seinem Werk drei Schwerpunkte: die bespielbare Musikskulptur, die dreidimensionale „Drahtzeichnung“, die als bloße Linie im Raum nur schemenhafte Andeutungen gibt, und die raumgreifende Wandzeichnung. Linien, Wörter, Symbole, abstrakte und figurative Elemente verdichten sich in Lusers Arbeiten zu bizarren und fantastischen Bildwelten zwischen Wirklichkeit und Imagination. Mit seinen sogenannten Raumzeichungen – Skulpturen aus Messingdraht – übersetzt er das zeichnerische Element in die dritte Dimension. Seit einiger Zeit verwendet der Künstler zudem Musikinstrumente, die er verformt, neu zusammensetzt oder erweitert, um seine zeichnerische Welt in einen akustischen Denkraum zu übersetzen. Constantin Luser lebt und arbeitet in Wien.

Constantin Luser, P6, 2019, Messing gelötet und lackiert, 180cm x 175cm x 95cm, Foto: kunst.dokumentation / Manuel Carreon Lopez | Privatsammlung Wien/AT © Bildrecht, Wien 2020

Liesl Raff (*1979 in Stuttgart, Deutschland). Bei Liesl Raff trifft man auf in Latex getränkte Palmenblätter, auf aus Epoxidharz gegossene Becken, die wie Schlangen ihre Haut abstreifen, und weinende Tische aus Stahlblech. Die Praxis der Künstlerin ist durch eine Semiotik von Materialien geprägt, die dort ansetzt wo Worte vermeintlich versagen. Durch konsequentes Experimentieren und eine große Sensibilität für unterschiedliche Werkstoffe verhandeln Raffs Skulpturen die Schönheit und Fragilität des menschlichen Zusammenlebens, führen diese vor und machen sie greifbar. In der Verwendung einer anthropomorphen Formensprache, der Auseinandersetzung mit Serialität und prozessbasiertem Arbeiten unterzieht die Künstlerin Strömungen wie den Minimalismus, die Prozesskunst und die Arte Povera einer zeitgenössischen Revision. Liesl Raff lebt und arbeitet in Wien.

Liesl Raff, Transition 3, 2020, Palm leaves, latex, steel, aluminium wire, talcon, silicone oil, dimensions variable, Courtesy of Galerie Sophie Tappeiner

Werner Reiterer (*1964 in Graz). Die interdisziplinäre Zusammenschau unterschiedlicher Wissensgebiete wie Philosophie, Physik, Ökonomie und Kulturgeschichte generieren in den temporären und permanenten Installationen von Werner Reiterer skulpturale Werke im öffentlichen Raum, die nicht nur einen Kommentar im Feld der Kunst leisten, sondern die Qualität eines Erkenntnisgewinns im Leben des Menschen generell zum Ziel haben. Dabei dient oftmals Humor als Einstiegsdroge, um Schwellenängste der RezipientInnen zu eliminieren und in der Folge eine inhaltlich tiefer gehende Auseinandersetzung mit den Werken zu ermöglichen. Kunst wird dabei weniger als materielle, vielmehr als mentale Ausformung von gegenwärtiger Zeit begriffen. Werner Reiterer lebt und arbeitet in Wien.

Werner Reiterer, Take a Walk on the Mind Side!, 2020, 6 Plakatsujets, 2 - 3 Lebendplakatträger, Stadtraum Dornbirn/AT, C-Print auf Papier, je 84,1 × 59,4 cm, Foto: Claudia Larcher | Courtesy Kunstraum Dornbirn/AT & Galerie Krinzinger, Wien/AT © Bildrecht, Wien 2020

Toni Schmale (*1980 in Hamburg, Deutschland). Mit ihrem radikalen und offenen Zugang zur Skulptur aktiviert Toni Schmale die Bildhauerei für neue Produktionsweisen und Diskurse, die Fragen des Skulpturalen sowie gesellschaftliche Praxis und Gender gleichermaßen anstoßen. Die Künstlerin verkörpert das Potential einer zeitgenössischen Bildhauerin, die Tradition und Moderne, Gegenwart und Utopie, Poesie und Pointe verbindet. Ihre monumentalen Skulpturen aus Materialien wie Metall, Beton oder Gummi zeichnen sich durch eine dichte bildhauerische Sprache aus und changieren zwischen angewandten Objekten des Alltags, Maschinen, Architekturen und dem menschlichen Körper. Oft als „Übergangsobjekte“ betrachtet, repräsentieren ihre Werke das Dezentrale – und die Vorstellung, dass auch Skulptur nichts Festgeschriebenes ist. Toni Schmale lebt und arbeitet in Wien.

Toni Schmale, im eimer, Christine König Galerie, Wien/AT, 2019, feuerverzinktes Blech, Beton, je ca. 92 x 53 x 53 cm , Foto: Philipp Friedrich | Courtesy die Künstlerin und Christine König Galerie © Bildrecht, Wien 2020

Anne Speier (*1977 in Frankfurt am Main, Deutschland). In ihren Arbeiten lässt Anne Speier unterschiedliche Elemente aufeinanderprallen. Die Künstlerin untersucht, ob und wie diese zusammenkommen können und ob sie ein Auskommen miteinander finden. Diese Elemente können ästhetische Sprachen, verschiedene Techniken und unterschiedliche Materialien sein – ein Treffen unter KollegInnen, die ihre Bedeutung und Rolle wie in einem Debattierclub aushandeln. In diesem Sinne werden ihre Skulpturen und Bilder als Delegierte zu Fragen von Machtumverteilung eingesetzt. Mit einem Fuß im Digitalen mit dem anderen im Manuellen erfreuen sich Anne Speiers Arbeiten einer ambivalenten Daseinsform und drehen selbstbewusst an der Schraube, die Referenz und Utopie zusammenhält. Anne Speier lebt und arbeitet in Wien.

Anne Speier, Installationsansicht, Secession, Wien/AT, 2018, Foto: Till Megerle | Courtesy Galerie Meyer Kainer, Wien/AT

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