Kunsthalle Krems

8 afrikanische Künstler, die man heute kennen muss

Africa is not a country und so vielfältig wie der Kontinent ist auch die Kunstszene. Zeitgenössische Malerei aus Afrika und der afrikanischen Diaspora erfreut sich am Kunstmarkt immer größerer Beliebtheit und wird international gefeiert. Die Kunsthalle Krems widmet der zeitgenössischen Porträtmalerei derzeit eine groß angelegte Ausstellung, in der auch viele Newcomer zu sehen sind. Welche Künstler:innen man heute unbedingt kennen sollte und an wem man auch in Zukunft nicht mehr vorbeikommt, haben wir für euch zusammengefasst. 


Alexandre Diop

Alexandre Diop (*1995 Paris) gilt als einer der neuen Shootingstars der Kunstwelt. Der in Paris aufgewachsene Künstler mit senegalesischen Wurzeln studiert aktuell bei Daniel Richter an der Wiener Akademie. Seine Bilder sind ebenso dynamisch wie kraftvoll, anarchisch wie eklektisch – die Gestik Schieles und die Goldornamente Klimts zitierend – und vollgepackt mit Malerei und Artefakten. All das wird kontrastiert von den eindringlichen, zuweilen sehr introvertierten Blicken der von ihm gemalten Personen. Seine Bildkompositionen sind Assemblagen, deren Spektrum an Dingen, die Diop buchstäblich in die Bilder nagelt oder mit Klebstoff anbringt, keine Grenzen gesetzt sind.

ALEXANDRE DIOP | Portrait de Mara Niang, 2021 Mischtechnik auf Holz, 187,4 × 128,5 cm | Foto: Jorit Aust


Cornelius Annor

Cornelius Annor wurde 1990 im ghanaischen Mamobi in eine Künstlerfamilie geboren und zählt zu den auch am internationalen Kunstmarkt gefragten Künstlern Ghanas. Er studierte zusammen mit  Amoako Boafo, Otis Quaicoe und Kwesi Botchway am Ghanatta College of Art and Design. Gemeinsam bilden sie eine Avantgarde westafrikanischer Kunst. Annor gründete in seiner Heimatstadt die „C. Annor Studios“, die sich der Förderung und Unterstützung aufstrebender Künstler widmen. 2022 war er Artist in Residence in Krems und arbeitete an Bildern für die aktuelle Ausstellung „The New African Portraiture. Shariat Collections“ in der Kunsthalle Krems.

Cornelius Annor, Barima Katakyie, 2022 © The Artist, Courtesy The Shariat Collections, Foto: Jorit Aust


Amoako Boafo

Bei vielen seiner Porträts handelt es sich um Freunde und Künstlerkollegen. „Ich male Menschen, die ich bewundere, und solche, die Räume schaffen für andere, um neben- und miteinander zu leben“, so Boafo in einem Interview für Dior 2021. Wie schon in der 2018 begonnenen Serie „Black Diaspora“ ist auch hier das Hinterfragen von Identität, Herkunft und Repräsentation, aber auch Männlichkeit und ihre Darstellung im traditionellen Porträt ein wesentliches Thema.

AMOAKO BOAFO, Ohne Titel, 2019, Öl auf Leinwand, 206,5 × 155 cm, Foto: Jorit Aust


Matthew Eguavoen

Er starrt, der Blick. Was Matthew Eguavoens malerisch zunächst wenig spektakuläre Porträts auszeichnet, ist ihr Blickfang. Wo andere Künstler diesen vermeiden oder entfernen, wie Ymane Chabi-Gara, setzt der 34-jährige Autodidakt aufs Eindringliche. Doch was genau zeigen diese Porträts? Nach eigener Auskunft will Eguavoen das „ungesehene andere Ich sichtbar“ machen. Malerisch zitiert der studierte Bauingenieur, der mit 25 Jahren anhand von YouTube-Tutorials mit dem Malen anfing, eine erstarrte Expressivität, die aus den Ruinen der Moderne zu rauchen scheint. Damit gesellt er sich zu einem speziell in Amerika beliebten Modernismus.

MATTHEW EGUAVOEN, Iyaniwura (Mother is as precious as gold), 2022, Acryl und Öl auf Leinwand, 130 × 100 cm, Foto: Jorit Aust


Millicent Akweley

Die Mixed-Media-Künstlerin Millicent Akweley (*2000) bezieht sich in ihren großformatigen Arbeiten auf das kulturelle Erbe ihrer Heimat Ghana. Die mit kraftvollen Farben gemalten Bilder erinnern in ihrer Komposition an textile, gesteppte Oberflächen und sind ein Mix aus Malerei und textiler Collage. Eine Kombination aus Flächen, Farben und Mustern formt die abgebildeten Personen. In „Tulsi“, 2021, benannt nach dem indischen Basilikum, einem in vielen Kulturen bekannten Heilkraut, sind zwei Personen zu sehen, die namensgebende Pflanze auf einem Tisch im Hintergrund. Man kann vermuten, dass die sitzende Person im Bademantel wohl dieser Medizin bedarf, während die stehende Person mit dem markant gelb leuchtenden Micky-Maus-Hemd umsorgend die Hand auf ihre Schulter gelegt hat.

MILLICENT AKWELEY | Tulsi, 2021, Mixed Media auf Leinwand, 211 × 207 cm | Foto: Jorit Aust


Turiya Magadlela

Die südafrikanische Künstlerin Turiya Magadlela (* 1978) war auf der diesjährigen Artissima in Turin mit der Johannesburger Kalashnikovv Galerie vertreten. Magadlela entwickelte eine prägnante Formensprache, in der sie Ölmalerei mit Textilem verbindet. Die gemalten Porträts werden von Nylonstrumpfhosen überlagert, die eine gemusterte Oberfläche bilden. Neben Strumpfhosen verwendet die Künstlerin auch Gefängnisbettlaken aus der Zeit der Apartheid sowie Uniformen. So verweisen die Textilien auf die Geschichte wie auf das radikale Potenzial der Gesellschaft per se und auf die auf der ganzen Welt verübte Gewalt an People of Color, wobei die Künstlerin aus ihrer Erfahrung als Schwarze Frau, Südafrikanerin und Mutter schöpft. Gleichzeitig sind ihre Arbeiten eine Metapher dafür, die Weiblichkeit zu feiern.

TURIYA MAGADLELA | Ohne Titel, 2020, Öl und Strumpfhosen auf Leinwand, 200 × 199 cm | Foto: Jorit Aust


James Mishio

James Mishio (*1997 Ghana) ist ein Mixed-Media-Künstler, der in der zeitgenössischen ghanaischen Kunstszene sehr aktiv ist; zur Kunst kam er während seiner Jahre in der High School. Er ist weitgehend Autodidakt und lernte bei lokalen Malern in Ghana. Prägnant ist sein Experimentieren mit verschiedensten Medien und Materialien, ein Mix aus Ölfarbe, textilen Elementen und Impasto, das er mittels Spachtel auf die Leinwand aufbringt, sowie eine sensible Erkundung des menschlichen Wesens. Das Gesicht, so Mishio, sehe er als „Screen“, der unser inneres Befinden zeige. Die Kunst ermächtige ihn, den ihm von der westlichen Gesellschaft wegen seiner Frisur und Identität aufgezwungenen Vorurteilen, gesellschaftlichen Zuschreibungen und Einschränkungen etwas entgegenzusetzen.

James Mishio, Second Lense II, 2022 © The Artist, Courtesy The Shariat Collections, Foto: Jorit Aust

Afia Prempeh

Afia Prempeh (*1986 Kumasi, Ghana) malte zunächst Landschaften und Stillleben, ehe sie sich der Porträtmalerei zuwandte. Reich an Farben und Szenen, erzählen ihre Bilder von der Kultur und dem Alltag in Ghana. Ihre Protagonisten sind stets eingebettet in eine szenische Erzählung, umgeben von Artefakten, die, ebenso wie Kleidung und Accessoires, auf die berufliche Tätigkeit der abgebildeten Person hinweisen. Die in der Ausstellung präsentierten Werke zeigen selbstbewusste Frauen, die trotz der Einschränkungen des noch immer bestehenden traditionellen gesellschaftlichen Systems beruflich wie gesellschaftlich ihren Weg gehen. Insofern stehe Prempeh in der Tradition der neuen afrikanischen Porträtmalerei, so Heike Dempster über die Künstlerin im Kremser Ausstellungskatalog.

AFIA PREMPEH, Eno (Housewife Dreams), 2021, Öl auf Leinwand, 164 × 113 cm, Foto: Jorit Aust

Kunsthalle Krems

Museumsplatz 5, 3500 Krems an der Donau
Österreich

Das könnte Sie auch interessieren