Bank Austria Kunstforum

Die Welt der Rebecca Horn

Das Bank Austria Kunstforum zeigt das Lebenswerk der Grande Dame der kinetischen Objektkunst, das die großen, zeitlosen Themen der Welt aufgreift und sich souverän zwischen den Medien bewegt. Ein balzender weißer Pfau, duellierende Gewehre und ein 475 kg schwerer, von der Decke hängender Konzertflügel beeindrucken in dieser Schau – sehenswert!


Mit ihren poetischen Installationen und mechanischen Skulpturen wird Rebecca Horn weltberühmt. Die mehrmalige documenta- und Biennale-Teilnehmerin verbindet in ihrem Werk unterschiedliche künstlerische Medien und Disziplinen, ist weiters Filmemacherin, Dichterin und Bühnenbildnerin. In ihrer mittlerweile 50 Jahre andauernden Praxis hat Horn einen eigenen, symbolisch aufgeladenen Kosmos entwickelt: Ruhelose Maschinen haben Gefühle und ein Eigenleben, alchemistische Substanzen wie Quecksilber, Kupfer und Kohle stehen für Transformation. Gegenstände mit poetisch-magischer Aura wie Muscheln und Pfauenfedern treffen auf Zerstörerisches wie Hämmer und Gewehre. Liebe, Begehren, Angst und Todesgefahr sprechen aus Rebecca Horns emotionsgeladenen Werken.

Inspirationsquellen sind die Literatur- und Kunstgeschichte, aber auch der Stummfilm der 1920er- und 30er-Jahre. In Auseinandersetzung mit Künstlern wie Joseph Beuys, Jean Tinguely und Jannis Kounellis entwickelt Horn ein eigenständiges Werk mit einer stringenten und unverwechselbaren künstlerischen Sprache.

Ihre eigene Mythologie speist sich aus dem persönlich Erlebten: 1944 in Michelstadt in Hessen geboren, erwartet man von ihr, dass sie den Familienbetrieb, eine gutgehende Textilfabrik im Odenwald, übernimmt. (Sie kauft sie später zurück und errichtet auf dem Firmengelände ihren „Workshop“, eine Art Privatmuseum mit Atelier für ihre Sammlung.) Doch die junge Frau entscheidet sich für die Kunst. Ihre ersten Arbeiten sind Plastiken, gegossen aus Polyesterharz – ohne Atemschutzvorrichtung. Rebecca Horn erkrankt schwer, eine Lungenvergiftung sowie eine offene Tuberkulose zwingen die 23-Jährige zu einem einjährigen Aufenthalt in einem Sanatorium. Dieses Erleben von Isolation und der körperlichen Versehrtheit prägen ihre Kunst – vom Krankenbett aus entwirft sie erste Zeichnungen, in denen der Körper von Bandagen und Apparaten eingeschränkt und mit Prothesen erweitert wird. In der Folge setzt sie diese Entwürfe ins Dreidimensionale um – und interagiert mit dem manipulierten beziehungsweise erweiterten Körper im umgebenden Raum.

Über Performances, in denen nicht immer sie selbst die Akteurin ist, kommt Rebecca Horn zum Film, schreibt traumhaft-surreale Drehbücher in Spielfilmlänge. Requisiten aus „Der Eintänzer“ (1978), „La Ferdinanda: Sonate für eine Medici-Villa“ (1981) oder „Buster’s Bedroom“ (1990), ein Tisch, eine Schaukel und ein Klavier, werden zu Protagonisten des Geschehens – emotional, animistisch und physisch bewegt. Schließlich gelangen sie als motorisierte Objekte in den Ausstellungsraum – und in das Wiener Kunstforum.

Weiter lesen Sie in unserer PARNASS Ausgabe 04/2021!

Ausstellungsansicht, Rebecca Horn, Bank Austria Kunstforum Wien, 2021 Foto: Gregor Titze/Bank Austria Kunstforum Wien © Rebecca Horn, Bildrecht Wien, 2021

Bank Austria Kunstforum

Freyung 8, 1010 Wien
Österreich

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