Zwei Motoren für ein Team
Seit einem Jahr leiten Sam Bardaouil und Till Fellrath das Museum „Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart“ in Berlin. PARNASS traf sie zum Interview.
PARNASS: Sie sind jetzt ein Jahr Direktoren des Museums „Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart“. Wenn Sie ein erstes Fazit ziehen – wie klingt das?
Sam Bardaouil: Wir kennen den Hamburger Bahnhof seit vielen Jahren, aber wenn man in einer Institution arbeitet, sieht man sie anders. Wir sehen jetzt die besonderen Leistungen, die Vorzüge und Stärken. Und wir erkennen konkreter als bisher, dass es Veränderungen geben muss. Im ersten Jahr war die Hauptaufgabe, die Situation mit den Gebäuden in Ordnung zu bringen. Sowohl die Eigentumsfrage bei den Rieckhallen als auch bei den historischen Gebäuden ist nun geklärt. Das garantiert Stabilität und gibt den Mitarbeitern neue Energie. Außerdem war für uns wichtig zu erfahren, wer die Mitarbeitern sind. Und ich muss sagen, hier ist so viel Wissen, so viel Fachwissen, so viel Engagement! Trotz der Herausforderungen durch die instabile Situation hat es das Team geschafft, an die Zukunft zu glauben. Das Team ist genial! Wir müssen uns jetzt überlegen, wie wir es bei seiner Arbeit unterstützen. Mit Teamarbeit kennen wir uns aus, denn Till und ich arbeiten seit 15 Jahren als Team und mit Teams. Die wichtigste Lektion im ersten Jahr war für uns, nicht „die“ und „wir“ zu denken. Wir müssen zusammenarbeiten, wir müssen gemeinsam Lösungen finden, nicht uns gegenseitig kritisieren. Als Team können wir viel erreichen.
P: Mit welchen Plänen kamen Sie nach Berlin?
SB: Als wir nach Berlin kamen, hatten wir gleichzeitig noch viele Projekte zu beenden: die Ausstellung im Französischen Pavillon in Venedig, die Lyon Biennale und anderes. Aber wir wussten immer: Was den Hamburger Bahnhof von anderen Institutionen unterscheidet, ist der Fakt: Es ist die Nationalgalerie für zeitgenössische Kunst. Ich denke, es ist wichtig, dass diese Institution die Geschichte der Kunstszene Berlins seit den späten 1980er-Jahren beschreibt. Das war eine sehr bedeutende Zeit in der Geschichte der Stadt, des Landes, in Europa, die großen Einfluss auf die Kunstszene hatte. Aufregenderweise spiegeln sich im Hamburger Bahnhof und seinem Gebäude all diese Veränderungen wie in einem Mikrokosmos. Wir wollen die Beziehungen zwischen dieser Institution und der Stadt zeigen. Der Hamburger Bahnhof soll ein Ort für Begegnungen werden. Das wichtigste Vorhaben ist, was wir „Forum Hamburger Bahnhof“ nennen. Das „Forum“ wird ein frei zugänglicher Bereich im Westflügel sein. Das wird der Platz, an dem wir die Geschichten des Hamburger Bahnhofs erzählen – von 1848 bis heute. Es wird ein Platz mit vielen Vermittlungsangeboten. Und wir werden die Geschichte unserer Sammlung erzählen, auch die konfliktreiche Geschichte der verschiedenen Privatsammlungen. Die Besucher werden außerdem Raum bekommen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Es wird ein sehr interaktiver Raum.
Dieser Text wurde gekürzt. Das ganze Interview lesen Sie in unserer PARNASS Frühjahrsausgabe.
Hamburger Bahnhof - Nationalgalerie der Gegenwart
Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin
Deutschland