Zukunftsvisionen in Kärnten
Was sind die jungen Meister denn eigentlich ohne die älteren Meister? Fragten sich Peter Liaunig und Günther Oberhollenzer in der Konzeption der diesjährigen Hauptausstellung im Museum Liaunig und entwickelten eine stimmige Symbiose der Künstlergenerationen.
Das Museum Liaunig widmet sich diesen Sommer der Zukunft und geht dafür einen Schritt zurück in die Vergangenheit. Bekanntlich offenbart ein Schritt weg vom Objekt in der Kunst ja oft erst die eigentlichen Ideen. Im Fall der Ausstellung legt er Zusammenhänge in der Kunstproduktion der letzten Jahrzehnte offen – weiter noch, bis in die Klassische Moderne geht die Schau zurück und zeigt dabei Stücke, die nur selten im Museum ausgestellt werden, für manche ist es gar das erste Mal. Der Ausstellungstitel ist einer der gezeigten Arbeiten entnommen – einer farbstarken Ölmalerei des 1943 in Wien geborenen und 2009 in Australien verstorbenen Claus Mayrhofer Barabbas. Sie wird in der Ausstellungssektion „Fantastische Welten“ unter anderem im Kontext von Friedensreich Hundertwasser präsentiert.
Dominiert wird dieser dem surrealistischen Blick gewidmete Bereich aber von zwölf Tonnen blau gebranntem Ton von Elmar Trenkwalder 2012 zur fantastischen Skulptur formiert. Einer Art „Welt-Kunstwerk“, das Symbole aller Weltreligionen in einer Art Altar imposant in den Raum stellt. Aber auch Hans Schabus noch auffallenderer „Club Europa“ – ein Aufmarsch von Mammuts und Saurier – wird nebenan wieder eindrucksvoll ausgestellt. Die „Fantastischen Welten“ sind eines von fünf Themen, um die die Hauptausstellung kreist.
Eingangs betritt der Besucher die „Konstruierte Künstlichkeit“ um sodann einem Parcours zu folgen, der unterschiedliche Schlagworte jeweils vielfältig interpretiert. Vielfältig vor allem eben auch im Blick auf die ausgestellten Künstlergenerationen. So treffen etwa Oskar Kokoschka und Siegfried Anzinger aufeinander, Max Weiler begegnet Tony Cragg und Helga Philipp zeigt sich im Umfeld von Eva Schlegel.
Günther Oberhollenzer schreibt in dem die Ausstellung begleitenden Katalog: „Das Thema der „Konstruierten Künstlichkeit“ ist von Gerhard Kaisers vielschichtiger Glasinstallation und Rudolf Polanszkys großformatigen dunklen Spiegeln inspiriert, die „Farbgeschichten“ widmen sich den drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau, wie sie im malerischen und bildhauerischen Werk von Roland Goeschl vorherrschen, wobei besonders das Rot – etwa bei Bernard Aubertin – im Fokus steht, und die „Naturlandschaften“ haben ihren Ausgangspunkt in den bunt kitschigen Bildwelten von Hubert Schmalix und den atmosphärisch dichten, nahezu abstrakten Kompositionen von Helmut Swoboda, um sich in einem breiten Parcours an malerischen Positionen diesem so beliebten Thema anzunähern.
In den „Körperstudien“ dreht sich alles um die Darstellung des (menschlichen) Körpers. Die unglaubliche Bandbreite an künstlerischen Möglichkeiten markiert hier auf der einen Seite der Wiener Aktionismus, unter anderem mit Aktionsfotografien von Günter Brus, auf der anderen neue Malereien von Siegfried Anzinger.“
So ist die Zusammenstellung gut nachvollziehbar geglückt. Vielleicht sogar in einer derart einfachen Lesbarkeit, dass man sich dort und da eine mutigere Gegenüberstellung erhoffen hätte dürfen. Doch ist es eine sehenswerte Ausstellung geworden, die flankiert von der durch Günther Holler-Schuster kuratierten Schau zum 90. Geburtstag Wolfgang Holleghas sowie der Sonderausstellung zum 80. Geburtstag Peter Baums, absolut zu einer Fahrt nach Neuhaus animiert. So wohl auch noch im Spätsommer, wenn Kurt Kocherscheidts Personale Hollegha ablöst.
Museum Liaunig
Neuhaus 41, 9155 Neuhaus
Österreich