„In den letzten Jahren hat sich der Preis besser, als jede durchschnittliche Aktie entwickelt“

Wir trafen einen der größten Lichtenstein Sammler

Roy Lichtenstein, Ertrinkendes Mädchen, 1963, Öl und Acryl auf Leinwand, The Museum of Modern Art, New York, Philip Johnson Fund (by exchange) and gift of Mr. and Mrs. Bagley Wright © Estate of Roy Lichtenstein/Bildrecht, Wien 2024, Foto: The Museum of Modern Art, New York/Scala, FlorenceRoy Lichtenstein, Ertrinkendes Mädchen, 1963, Öl und Acryl auf Leinwand, The Museum of Modern Art, New York, Philip Johnson Fund (by exchange) and gift of Mr. and Mrs. Bagley Wright © Estate of Roy Lichtenstein/Bildrecht, W

Der high-end Hoteleigentümer und Immobilienentwickler Norbert Winkelmayer ist, so sagt man, einer der weltweit größten Roy Lichtenstein Sammler. Viele der Arbeiten hängen in den Restaurants und Lobbys, in Zimmern und Gängen seiner Hospitality Betriebe oder Büros und machen damit nicht nur ihm, sondern auch seinen Gästen und Kunden Freude. 


Mit 16 Jahren angefangen zu sammeln

Gerade ist er zurück aus New York, wo bei Gagosian in der Madison Avenue eine große Lichtenstein Retrospektive eröffnet wurde und Norbert Winkelmayer dessen Witwe Dorothy getroffen hat. Eine elegante Dame, die nicht nur der Lichtenstein Foundation vorsteht, sondern Zeit ihres Lebens auch eines seiner Models gewesen ist. „Ihre Stories waren spannend“ sagt Winkelmayer voll Begeisterung und berichtet, dass die Exponate zu Preisen verkauft wurden, dass man denken könnte „Geld sei abgeschafft.“ Das frühe Werk „Crying Girl“ eines der typischen Lichtenstein Bilder, kostet momentan „plus/minus 100.000 Dollar, die „Reverie“ sogar um die 300.000 Dollar.“

Norbert Winkelmayer selbst kann sich also glücklich schätzen. Er hat seine Sammlung bereits Mitte der 1980er-Jahre mit 16 Jahren begonnen und das, nachdem seine Mutter einen Ausstellungsposter einer Lichtenstein Retrospektive aus Amsterdam mitgebracht hatte. Sie ist Jahrzehnte lang als Assistentin des renommierten Kunsthändlers und Sammlers, aber auch Autors etlicher wissenschaftlicher Bücher über Klimt und Schiele, Prof. Christian Nebehay, tätig gewesen was dazu führte, dass Norbert quasi mit und in Kunst aufwuchs.

Norbert Winkelmayer, Foto: privat

Norbert Winkelmayer, Foto: privat

Mittlerweile ist es so, dass ich viele Arbeiten von Lichtenstein habe, Lithographien, Originale, auch Skulpturen, aber leider keine Ölbilder.

Norbert Winkelmayer

Viele Serien hat er „komplett, für manches werde ich noch Jahrzehnte bis zur Vervollständigung brauchen.“ Im „Catalogue Raisonné - Corlett“ sind alle bestätigte Multiples von Roy Lichtenstein in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Im Laufe seines Lebens entstanden ungefähr 800 Arbeiten, die Gesamtauflagen der Drucke oder Multiples natürlich nicht mitgerechnet. Seine frühesten Werke stammen aus den 1940-er Jahren und die allerletzten aus 1997, dem Jahr, in dem der Künstler in seiner Heimatstadt New York starb.

New York ist inzwischen auch für Winkelmayer ein wichtiger Ort geworden, ist er doch auch in dort in high-end Immobilienprojekte involviert. Ein sehr großes Konvolut an Roy Lichtensteins Werken, etwa 400 Arbeiten, wurde erst kürzlich von der Foundation an das dortige Whitney Museum geschenkt. Aber auch sonst, „ist der Markt groß und auf Versteigerungen immer wieder etwas zu finden“ erzählt der Sammler. Seine Passion fußt auf der Begeisterung für Lichtensteins Oeuvre. Es sind Alltagsdinge, die er in fröhlichen Farben zeigt. Schönes und jede Menge Lifestyle, jedoch jeweils mit einer Botschaft aufgeladen. Oft stammen sie aus den Lebenserfahrungen des Künstlers.

Roy Lichtenstein war Lehrer, im Krieg musste er einrücken und zeichnete, was er sah. Die amerikanische Geschichte spiegelt sich wider, die kritische Sicht darauf, die auch teils kontroversiell aufgenommen wurde. Später dann lehrte Lichtenstein Aktzeichnen an der Universität und hat dort „seinen Stil extrem weiterentwickelt“ wie Winkelmayer findet. „Er hat neue Dinge probiert und ist doch im Grunde dem Leitfaden seiner Techniken treu geblieben.“ Was Norbert Winkelmayer fasziniert ist, dass oft mehrere Themen in einem Bild verarbeitet sind und man diese meist erst auf den zweiten Blick entdeckt. Als Vorreiter der Pop Art hat Roy Lichtenstein zeitgleich mit Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Tom Wesselmann oder James Rosenquist eine Epoche geprägt.

Roy Lichtenstein, Mädchen in der Badewanne, 1963, Öl und Acryl auf Leinwand, Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid © Estate of Roy Lichtenstein/Bildrecht, Wien 2024

Roy Lichtenstein, Mädchen in der Badewanne, 1963, Öl und Acryl auf Leinwand, Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid © Estate of Roy Lichtenstein/Bildrecht, Wien 2024

 

Winkelmayers Sammlung enthält Arbeiten aus Lichtensteins diversesten Werkphasen. Besonders stolz ist er auf eine achtteilige Lithografie-Reihe, in der Lichtenstein Monet´s Kathedrale von Rouen als Ausgangspunkt nahm und die Winkelmayer alle gemeinsam in der gerade neu zu gestaltenden Lobby seines Hotels Sans Souci in Wien platzieren wird. Sie stammen aus den 1970er-Jahren, als Lichtenstein sich mit Werken der Kunstgeschichte auseinandersetzte, diese teils abstrahierte, teils mit optischen Täuschungen versehen als Stilleben wiedergab.

2026 wird auch im italienischen Städtchen Grado ein Fünfsterne Haus der Sans Souci Shere eröffnet sein. In den 29 Zimmern und allen anderen Räumen des Hotels werden dann alle thematisch dazu passenden Bilder zu sehen sein wie „Seascape“ oder. „Girl with Ball“ beispielsweise.

Roy Lichtenstein, Stillleben mit Kristallschale, 1972, Öl, Acryl und Bleistift auf Leinwand, Whitney Museum of American Art, New York; Purchase with funds from Frances and Sydney Lewis 77.64 © Estate of Roy Lichtenstein/Bildrecht, Wien 2024

Roy Lichtenstein, Stillleben mit Kristallschale, 1972, Öl, Acryl und Bleistift auf Leinwand, Whitney Museum of American Art, New York; Purchase with funds from Frances and Sydney Lewis 77.64 © Estate of Roy Lichtenstein/Bildrecht, Wien 2024

 

Auch der industrielle Stil der gedruckten Comics gefallen Norbert Winkelmayer. Etwas weniger hingegen die Arbeiten aus der „Expressionist Woodcut“ Serie, die ihm zu deprimierend sind, oder auch die „Landscapes Series“, die Roy Lichtenstein in seinen letzten Lebensjahren gemalt hat.

Ich kaufe, was mir gefällt, niemals über Marktpreis, ich recherchiere sehr genau und entwickelte eine eigenen Kunstdatenbank zur Marktverfolgung.

Norbert Winkelmayer

 

Um die Sammlungslücken zu schließen, nützt Winkelmayer sein weltweites Netzwerk an Galerien, Auktionshäusern, Museen oder Sammlern. Sie alle haben von der Werthaltigkeit Roy Lichtensteins Arbeiten profitiert.

In den letzten 30 Jahren hat sich deren Preis besser, als jede durchschnittliche Aktie entwickelt.

Norbert Winkelmayer

Auch Arbeiten von Nitsch, Lassnig, West, Attersee, Brandl, Zobernig und anderen befinden sich in Norbert Winkelmayers Sammlung. Gemeinsam mit einem der renommiertesten Kunstsachverständigen und Freund Mag. Heinz Neumann will er in Zukunft für aufstrebende, junge Künstler Räumlichkeiten für Ateliers und Ausstellungen zur Verfügung stellen, „weil es spannend ist zu sehen, was daraus wird“, so der Mäzen.

Große Freude bereitet ihm die Roy Lichtenstein Ausstellung in der Albertina für die er etliche Leihgaben aus seiner Sammlung zur Verfügung stellen darf.

Norbert Winkelmayer, Foto: privat

Norbert Winkelmayer, Foto: privat

Norbert L. Winkelmayer

www.sanssouci.at

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