Die zwei Leben der Veronika Hitzl

Wie wird man als Krankenschwester Galeristin?

Foto: Rainar Iglar

Dass ein Brotberuf – fern vom Kunstmetier – zu einer Galeristenlaufbahn führen kann, hat vor 35 Jahren in Salzburg eine Zahnarztassistentin begonnen unter Beweis zu stellen.


Salzburg im Jahr 1984 stellt offenbar einen üppigen Boden zur Neubegründung einer Galerie parat: Ferdinand Altnöder, Thaddaeus Ropac und Veronika Hitzl machen sich in jenem Jahr auf ihre sehr unterschiedlichen persönlichen Wege zur Kunst, wobei jener von Hitzl wohl der ungewöhnlichste wird. Sie will die Praxisräume ihres Arbeitgebers Alexander Narobe attraktiver machen und beginnt mit dessen Einverständnis die Arbeiten junger Salzburger Künstler zu präsentieren. Die initialen Schritte werden mit dem gut vernetzten Dieter Huber gesetzt und schon kann die offensive Auseinandersetzung mit Kunst starten. Sowohl Patienten wie der Chef reagieren positiv auf den unkonventionellen Ausstellungsbetrieb, der die Hemmschwelle, sich mit jüngster nicht etablierter Kunst zu konfrontieren, automatisch auflöst.

Namensgeber für Hitzls Initiative wird Narobe selbst mit dem Palindrom Eboran, das schon sein Vater, ein Maler der Zwischenkriegszeit, als Signatur verwendet hat. Acht Jahre lang - bis 1992 – ist Eboran Veronika Hitzls private Initiative, dann wird aus der Galerie ein „Verein zur Förderung junger KünstlerInnen“, dessen Vorstand bis heute ehrenamtlich agiert. Die Finanzierung erfolgt seither durch Förderung seitens Stadt und Land Salzburg sowie der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes.

„Mich hat immer die pure Neugier getrieben, das Umfeld meiner Kindheit und Jugendzeit (Veronika Hitzl, geborene Greunz, kommt aus dem inneren Salzkammergut) ist durchzogen gewesen von Menschen mit philosophischem, anthroposophischem, esoterischem und künstlerischem Gedankengut. Ich wollte selbst Kunst machen, aber besonders hat mich die Welt angezogen. Bloß nicht versumpern, vielmehr reisen, die ganze Welt bereisen und Neues aufnehmen.“

Veronika Hitzl wird zunächst Krankenschwester, absolviert die Ausbildung zur Dentalhygienikerin, wohnt zehn Jahre mit dem Kunststudenten Franz Dunzinger zusammen: „Er hat mich angestiftet, er hat mir die Latte gelegt, ich solle mich drübertrauen“. So beginnt 1984 eine künstlerische Entdeckungsreise, die bis heute andauert und an der Veronika Hitzl noch immer nicht ermüdet ist, auch wenn sie dann und wann nach ihrer möglichen Nachfolge Ausschau zu halten beginnt.

Foto: Rainar Iglar

Foto: Rainar Iglar

Zurück zu den Anfangsjahren: Auch nach dem Verlassen von Narobes Praxis bleibt man bei Eboran dem Prinzip, neuen und experimentellen Sichtweisen von KünstlerInnen gegenüber tradierten Positionen den Vorzug zu geben, treu. Man bleibt auch in unmittelbar nächster Umgebung und kann sich verschieden genutzter Räume bedienen – eine Waschküche, ein türkischer Dartclub, ein Reifenlager, eine Garage sind die weiteren Plattformen des Kunstbetriebes, die die früheren Nutzungen noch spüren lassen, diese oft auch in das Ausstellungskonzept miteinbeziehen.

Gerade diese Räume sind es, die den Ausstellungsbetrieb überaus lebendig machen und Eboran den Ruf einer „Off-Galerie“ geben, jedenfalls versammelt Eboran die Avantgarde der Stadt Salzburg, wenn es um raumbezogene Kunst geht. Von 1999 bis 2012 ist es die ehemalige Polizeiwachstube Lehen in der im Monatsrhythmus die Ausstellungen wechseln, die ehemalige Zelle wird als Galeriebüro genutzt. Und erst 2012 zieht Eboran in die „cleanen“, neutralen und zu diesem Zweck geschaffenen Räume des Neubaus in der Ignaz-Harrer-Straße 38, des ehemaligen Fallnhauser Geschäftshauses.

Es werden wohl rund 300 Künstler sein, die bei Eboran ausgestellt haben...

Gudrun Weinzierl

Es werden wohl rund 300 Künstler sein, die bei Eboran ausgestellt haben, oftmals am Beginn ihrer Laufbahn, oft auch zum wiederholten Mal, wenn sie zu den Arrivierten des Landes zählen. So auch Konrad Winter, der bis Juni die Ausstellung „Ein Beobachter kann nicht sehen, was er nicht sehen kann“ zeigte. Winter beschreibt Eboran „als Drehscheibe der permanenten Erneuerung und als Spielfeld größtmöglicher Lockerheit innerhalb einer Familie, in der es ein Kommen und Gehen gibt“.

Am 14. August wird nun die große Sommerausstellung „Bilder ohne Kamera“ mit Fotografien der SpallArt Sammlung eröffnet, während in Wien ab September Wolfgang Zeindls Malerei im Fokus steht. Mit der Gründung der Wiener Dependance in der Stumpergasse 7 hat Hitzl im Jahr 2016 einen zusätzlichen Standort ins Leben gerufen, der sich analog zu Salzburg auf junge Positionen von Kunst konzentriert und jährlich drei Ausstellungen zeigt.

Galerie Eboran. Verein zur Förderung junger KünstlerInnen

Ignaz-Harrer-Straße 38, 5020 Salzburg
Österreich

Bilder ohne Kamera

Fotogrammatische Werke aus der Sammlung SpallArt

15. August bis 20. September 2019

Eröffnung: 14. August 2019

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