VIENNACONTEMPORARY 2020
Die viennacontemporary findet statt! Wenngleich auch in reduzierter Form. Rund 65 internationale und österreichische Galerien werden in der Marx Halle präsent sein. Auch in diesem Jahr gibt es mit "EXPLORATION", "VIDEO" und ZONE1" wieder kuratierte Sektionen sowie ein umfangreiches Talk-Programm.
Die Zone1 wird in diesem Jahr von Cathrin Mayer kuratiert. Wir trafen sie zum Gespräch und stellen die von ihr ausgewählten Künstler und Galerien vor.
Das Ausstellungsformat ZONE1 zählt seit 2015 zu den Highlights der Messe. Präsentiert werden Künstler und Künstlerinnen unter 40, die in Wien leben, arbeiten oder studieren. Im Vorjahr brachte Fiona Liewehr eine Reihe von internationalen Galerien in die ZONE1 ein. In diesem Jahr – auch aufgrund der aktuellen Situation liegt der Fokus auf der Wiener Szene, erweitert um die junge Salzburger Galerie Sophia Vonier. „Ich freue mich sehr, die ZONE1 zu kuratieren, da dieser Bereich eine großartige Gelegenheit bietet, junge internationale Künstler hervorzuheben, deren Arbeiten sowohl innerhalb als auch außerhalb der österreichischen Kunstszene Wellen schlagen“, so Cathrin Mayer. Die Auswahl der Künstler erfolgte auch mit einem Blick von außen auf die österreichische Kunstszene. Meyer, die in Wien Kunstgeschichte studierte, arbeite seit 2015 vorwiegend für internationale Institutionen, unter anderem bei der Berlin Biennale, als Kuratorin am KW Institute for Contemporary Art in Berlin und als Ko-Kuratorin des Berliner Projektraumes FRAGILE. In der jüngsten Vergangenheit hat sie Einzelausstellungen von Kris Lemsalu, Anna Daučíková und Evelyn Taocheng Wang kuratiert.
"Für das kuratorische Konzept der ZONE1 war es mir wichtig den Schwerpunkt auf Künstler und Galerien zu setzen, die eine neue Generation innerhalb der österreichischen Kunstszene repräsentieren und auch den internationalen Kontext dieser jungen Generation zu betonen. Viele Künstler und Künstlerinnen, die hier studiert haben, sind für kurz- oder längerfristig ins Ausland gegangen, vice versa kommen Künstler für die tollen Studienmöglichkeiten hier her. Die Szene wird auch von einer Reihe junger Galeristen geprägt, die in den letzten Jahren mit überzeugenden Programmen eröffneten, ebenso haben sich Galerien aus Berlin in Österreich angesiedelt und aus der hier sehr vielfältigen, freien Szene formiert. Diese gegenseitigen Wechselwirkungen bringen unterschiedliche Gemeinschaften hervor, die die zeitgenössische Kunst in diesem Land prägen. Das war mir wichtig zu zeigen. Daher wollte ich auch keine inhaltliche, thematische Klammer über die ZONE1 legen, sondern die Galerien und künstlerischen Positionen in den Mittelpunkt stellen. Die Auswahl stellt den Versuch dar, diesen Gemeinschaften einen Raum zu geben, hat aber auf keinen Fall den Anspruch auf Vollständigkeit.", so Mayer.
LAURENCE STURLA
GIANNI MANHATTAN
Gianna Manhattan präsentiert auf der ZONE1 Laurence Sturla. Geboren 1992 in Swindon, UK, lebt und arbeitet der Künstler in Wien. Sturla zählt zu jenen Künstlern einer jüngeren Generation, die Keramik in einen zeitgenössischen Kontext übersetzen. Seine abstrakten Objekte sind geprägt von historischen und gegenwärtigen Formensprachen und der Kenntnis und dem Verständnis, wie sich Tradition und Gegenwart miteinander verbinden oder gegenseitig bedingen. Ebenso geht es Sturla in seinen eindrücklichen Objekten um den Dialog von Form und Funktion. Seine Arbeiten erinnern dabei zugleich an die Ruinen des Industriezeitalters wie an Gebrauchsgegenstände des Haushalts. So spielen seine Arbeiten ebenso mit der Bürgerlichkeit wie sie auch Geschichten der Industriellen Revolution erzählen.
LAURA HINRICHSMEYER
GALERIE AAAA
Mit der Galerie AAAA lud Cathrin Mayer eine junge Galerie ein, die sich erst aktuell im Herbst gegründet hat. Galerist Aljoscha Ambrosch ist indes in der Szene kein Unbekannter und betrieb gemeinsam mit Jennifer Gelardo und Jakob Rockenschaub den diskursiven Ausstellungsraum »Foundation Vienna«. Am Werk von Laura Hinrichsmeyer interessiert den Neo-Galeristen Ambrosch vor allem ihre künstlerische Praxis, die sie selbst als »holistisches Arbeiten« bezeichnet. Die in Deutschland geborene Künstlerin lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte Bühnenbild in Berlin, Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst und diplomierte 2019 in der Klasse von Julian Göthe, an der Akademie der bildenden Künste Wien. Das Zusammenspiel der verschiedenen Genres und das medienübergreifende Arbeiten charakterisiert ihr Werk und entspricht auch dem programmatischen Ansatz der Galerie AAAA. Hinrichsmeyers Arbeiten spannen ein Feld aus Malerei, skulpturalem Inventar und Text.
KAMILLA BISCHOF
MEYER KAINER
Kamilla Bischof (*1986 Graz), lebt und arbeitet in Wien und Berlin. Die Galerie Meyer Kainer präsentiert die Künstlerin in der ZONE1 und schließt damit an die Sommerausstellung »Am Fuße der großen Stehlampe« in der Galerie im Boltenstern Raum an. Die Künstlerin studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien und absolvierte die Schule für künstlerische Fotografie Wien. Sie zählt zur Generation der jungen Maler und Malerinnen, die in der letzten Zeit verstärkt mit Ausstellungen in den Fokus der Öffentlichkeit traten. Bischof erweitert ihre Malerei sowohl in den Raum als auch in die Literatur, indem Prosatexte ein zentraler Teil ihres Werks sind. Bischofs Kunst spielt auch mit dem Kulissenhaften: Gegenstände, die im Bild auftauchen, finden sich als reale Objekte im Raum wieder oder sie formt die Malerei selbst zur Sitzgelegenheit. Im Werk Bischofs verbinden sich Figuration mit abstrakten Bildkonzeptionen.
CHRISTOPHE DE ROHAN CHABOT
EXILE
EXILE zeigt den 1986 in Paris geborenen und zwischen Frankreich und Berlin lebenden Künstler Christophe de Rohan Chabot. Der Medienkünstler wird site-specific auf den Umraum der kommerziellen Kunstveranstaltung reagieren und für die Messe eine Installation entstehen lassen, die auf drei Bildern basiert. Es sind Found Images, die als Gleichung fungieren indem sie ihren eigenen Darstellungskontext ebenso reflektieren wie den aktuellen Zustand der Welt, in der wir uns befinden. Christophe de Rohan Chabot spielt wiederholt mit der unendlichen Verfügbarkeit von Bildern im Internet und nutzt die gefundenen Darstellungen als Boten für seine künstlerischen Ideen. Rohan Chabot empfindet dieses spezielle Rechercheverfahren als die einzige noch verbliebene kreative Praxis unserer Zeit – gleich einem historischen Maler, der den einen perfekten Pinsel auswählt, um ein Meisterwerk zu vollenden. Die so gewonnenen Bilder werden später so akribisch gedruckt, wie es die Rohdaten erlauben. Präzision und Unvollkommenheit sind grundlegende Elemente für jedes präsentierte Pixel.
ROSA RENDL
GALERIE GEORG KARGL
Rosa Rendl (*1983 Baden) ist in vielen Disziplinen zu Hause. Rendl studierte Mode und anschließend Fotografie, sie ist bildende Künstlerin, klassische ausgebildete Pianistin und Teil des Pop- Duos LONELY BOYS (mit Daphne Ahlers), deren Musik sich als Experimentieren mit Samples, Sounds und Effekten beschreiben lässt. Während ihrer Artist-Residency in New York 2016 arbeitete sie an ersten Solotracks. Rendls erstes Solokonzert fand 2017 in der Galerie LambdaLambdaLambda in Pristina statt, weitere folgten, ebenfalls im Kunstkontext, wie unter anderem im KW – Institute for Contemporary Art in Berlin und im Belvedere21 im Rahmen der Show »Über das Neue«. Irgendwo zwischen all diesen Aktivitäten gründete Rendl ihr gleichnamiges Swimwear-Label RENDL. Für die Künstlerin gehören die unterschiedlichen Disziplinen wie selbstverständlich zusammen. »Vor einigen Jahren dachte ich noch, dass ich mich dafür rechtfertigen muss. Aber ich habe für mich verstanden und beschlossen, dass ich keinen der Bereiche, sei es die Kunst, die Musik oder die Mode aufgeben möchte und kann. Es sind zwar verschiedene Formen des Ausdrucks, aber sie sind in meinem Leben, in meinem Alltag als Ganzes integriert. Meine Person muss ich dafür nicht aufsplitten«, so die Künstlerin im Interview mit Zsuzsanna Toth für die deutsche Vogue. So sei auch ihre Fotografie stark von ihrem Blick auf die Mode geprägt. »Und als Musikerin geht es natürlich ab einem gewissen Punkt auch um das Thema Selbstdarstellung, wo wiederum die Mode eine wichtige Rolle spielt«, so Rendl ebenda. In ihren Fotoarbeiten, die oft auch als Installationen inszeniert sind, hat sie eine einprägsame Handschrift entwickelt. Als Motive dienen zumeist Alltagsgegenstände, Interieurs und Dinge des Konsumalltags – von der Zigarettenschachtel, über Pommes bis hin zum Computer und Smartphone, die sie jedoch in abstrahierender Weise darstellt und damit deren Bedeutung hinterfragt und in einen neuen Kontext setzt.
RICHARD NIKL
SHORE
Richard Nikl (*1987 Prag) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Heimo Zobernig und an der Städelschule Frankfurt. Für seine erste Soloausstellung auf der viennacontemporary setzt Nikl seine Suche nach parametrischen Formen fort. In seinen Leinwandarbeiten, welche sich aus seinen früheren skulpturalen Arbeiten heraus entwickelten, versucht er ein räumliches Seherlebnis in ein orthographisches zu transformieren, in dem der Standpunkt des Betrachters keine Rolle mehr spielt. Vielfach arbeitet er mit einem bekannten Formenrepertoire aus Design und Kunst, das er jedoch in anderen Materialen und Größenverhältnissen ausführt und Formen persifliert und solcherart in die Gegenwart überführt – von der amerikanischen Flagge, zum asiatischen Möbelstück mit der »Messerskulptur«.
ANNA SCHACHINGER
SOPHIE TAPPEINER
2018 erhielt Anna Schachinger (*1990 Wien) ihr Diplom an der Akademie der bildenden Künste Wien. Nun zeigt Sophie Tappeiner die Malerin nach mehreren Galeriepräsentationen auf der ZONE1. Für Schachinger ist die Malerei ein eng verflochtener Prozess des Ausgleichs von konzeptuellen und intuitiven Impulsen. Ihr Werk umfasst reale und fantastische Sujets. Aus formaler Sicht weigert sie sich oft, sich den traditionellen Taxonomien der Abstraktion oder Figuration zu unterwerfen. Auch die Technik selbst variiert; manchmal ist das Werk das Ergebnis einer konzertierten und delikaten Zeichensetzung, zu anderen Zeiten ist es das Ergebnis eines scheinbar brutalen Prozesses.
MARIANNE VLASCHITS
GALERIE SOPHIA VONIER
Marianne Vlaschits (*1983 Wien) wird in der ZONE1 durch die Galerie Sophia Vonier, Salzburg präsentiert. Sophia Vonier eröffnete ihre Galerie im April 2019 mitten in der Salzburger Altstadt und konnte ihr Programm junger Kunst bereits erfolgreich positionieren. Unter dem Titel »Der Hase war schuld« zeigte Sophia Vonier 2019 eine Soloshow von Marianne Vlaschits. Vlaschits studierte 2005 bis 2010 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Gunter Damisch und an der Slade School of Art in London. Die Künstlerin arbeitet mit Malerei und Installationen, welche als eine räumliche Erweiterung ihrer Malerei funktionieren. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit dem Weltraum als Projektionsfläche für Zukunftsvisionen und als Sehnsuchtsort der Menschheit. Derzeit arbeitet sie mit klassischer Ölmalerei auf selbst gebauten schiefrunden Leinwänden, die an Gedankenblasen, Eier oder Meteoriten erinnern. Darin verknüpft die Künstlerin surrealistische Ästhetik mit Themen der progressiven Science-Fiction und der zeitgenössischen Malerei. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Wien.
viennacontemporary
24. bis 27. September 2020
MARX HALLE
Karl-Farkas-Gasse 19 | 1030 Wien