Tiroler Konzeptkünstler Lois Weinberger ist verstorben

Lois Weinberger, Die Erde halten, 2010 © Lois Weinberger

Lois Weinberger verstorben (1947–2020)

In der Nacht auf Dienstag ist der Tiroler Konzeptkünstler Lois Weinberger in Wien 72-jährig verstorben. Lois Weinberger, geboren 1947 in Stams, Tirol, hat sich in kontinuierlicher künstlerischer Arbeit seit den siebziger Jahren zu einem der  profiliertesten Künstler Österreichs entwickelt. Ursprünglich zum Schlosser und Kunstschmied ausgebildet, war Lois Weinberger später Student an der Wiener Kunstschule. Seine Arbeit fand in Österreich, aber auch international große Beachtung. 1991 erhielt Weinberger eine Einladung zur Biennale in Sao Paulo, 1993/94 eine Professur an der Akademie Karlsruhe. Ein Jahr später beteiligte er sich am Atelierprogramm „Künstlerhaus Bethanien“ in Berlin, hielt über mehrere Jahre hinweg Vorträge an der Bauhaus Universität Weimar und sorgte 1997 bei der documenta X in Kassel mit einem 100 Meter langen, „nicht-heimisch“ bepflanzten Bahngleis für Aufsehen. 2009 konzipierten Weinberger und seine Frau Franziska den Österreichbeitrag auf der Biennale Venedig mit einem Container namens "Laubreise". Mit Aktionen wie 2012 dem “Wild Cube”, einem hohen Stahlkäfig vor dem 21er Haus in Wien, in dem Spontanvegetation ohne menschliches Zutun erfolgte – hat er weltweit Beachtung und Anerkennung gefunden. Von Seiten der Republik erhielt Lois Weinberger zahlreiche Auszeichnungen. So wurde sein Schaffen 1985 mit dem Förderungspreis für Bildende Kunst und 2005 mit dem Österreichischen Kunstpreis gewürdigt. Zudem wurde er 2007 mit dem Berufstitel Professor geehrt.

Stimmen zum Ableben des Künstlers

Zum Ableben Weinbergers meldeten sich rasch Stimmen aus der Kulturpolitik. Die Kultursprecherin der Grünen und Obfrau im Kulturausschuss, Eva Blimlinger: „Unsere Wege haben sich hie und da gekreuzt. Seine Auseinandersetzung mit der Natur war für seine Arbeit zentral und in dieser Weise beispiellos, er war ein Visionär. Thematisch ging er dabei aber viel weiter, sein Werk zielte oft auf gesellschaftspolitische und alltagskulturelle Bereiche, in seiner Arbeit war er dabei nie durch einzelne wenige Medien limitiert. Er verstand es auf wunderbare Weise ein poetisch-politisches Netzwerk, wie er es nannte, zu etablieren."

Auch Staatssekretärin Ulrike Lunacek meldete sich öffentlich: „Lois Weinberger hat den Begriff der Kunst neu interpretiert und die Auseinandersetzung über das Verhältnis von Kunst und Natur zum Thema gemacht. Damit gab er Impulse, die weit über den unmittelbaren Kulturbetrieb hinausgingen. Er war ein Künstler, der mit seinen Werken Aufmerksamkeit erzeugte, weil sie neue Wege des Denkens vorwegnahmen, und provozierten. Weinberger mahnte nicht, sondern er hinterfragte zum Teil humorvoll selbst die Fragen der Zeit. Er hat der Kunst Bedeutung gegeben und wird mit seinen Arbeiten für uns immer von Bedeutung sein.“

Wegbereiter in der Debatte um Kultur und Natur

Über zahlreiche Mittel und Formate – von Skulpturen, Malerei und Grafik bis zur Aktionskunst, Installationen, Film und Copy Art – spannt sich das Werk, das Lois Weinberger hinterlässt. So werden ihm auch ganz unterschiedliche Zuschreibungen gerecht – Künstler, Archäologe, Erzähler, Sammler, Schauspieler, Entdecker.

Die Ausstellungsbesprechung seiner Schau im Museum Tinguely in Basel kann beispielhaft für sein künstlerisches Schaffen stehen.

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