Galerie Sturm & Schober

SUITE | ZEICHNUNG 22

Suite wurde vor gut einem Jahr in Stuttgart bei Galerie Michael Sturm gezeigt. In Wien in der Galerie Sturm & Schober kam es zu einer Wiederaufnahme mit neuen Akzenten.


Es kommt selten vor, dass eine Galerie ihre Räume gänzlich der Zeichnung widmet und diese auch noch als Rauminstallation inszeniert. Ein Besuch in der noch bis 4. Mai präsentierten Ausstellung „Suite“ ist daher empfehlenswert, setzt sie doch unmissverständlich das Medium der Zeichnung in den Fokus. Kuratiert wurde „Suite“ von Gastkurator Reinhard Ermen. Der Kölner Theaterwissenschaftler, Germanistik und Kunsthistoriker war unter anderem Musikredakteur beim Kulturprogramm SWR2 und betreute von 2009 bis 2020 im „Kunstforum International“ das Projekt „Zeichnen zur Zeit“. Es habe ihn gereizt, die dabei gemachten Erfahrungen hier einzubringen, so Ermen. Sechs Positionen hat er selbst mitgebracht, die anderen sechs stammen aus dem Programm der Galerie Sturm & Schober.

Ebenso beeindruckend wie ungewöhnlich ist das kuratorische Konzept und die Hängung der Werke. In einem eigens für die Ausstellung gezeichneten Raum des Mannheimer Künstlers Werner Degreif werden alle Positionen präsentiert, die dann noch einmal in den übrigen Räumen zu sehen sind. So werden diese miteinander verbunden, worauf auch der Titel „Suite“ – Zimmerflucht – Bezug nimmt. Degreif ist bekannt für seine Zeichnungen in riesigen Formaten, für die er zumeist, wie auch in der Galerie Sturm & Schober, die Gegebenheiten der Architektur nützt. Seine Motive, die er oft wie Module einsetzt und mehrfach ins Bild bringt, sind dabei banal und aus dem Leben gegriffen, wie Flaschen oder Regale aus dem Supermarkt. Die Zeichnungen werden in oft unerwarteter Raumhöhe präsentiert, kleine Werke mit großformatigen kombiniert. Eine Präsentation, die dem Betrachter völlig neue Blickwinkel ermöglicht und den Zeichnungen eine raumgreifende Wirkung gibt.

SUITE I ZEICHNUNG 22 | Ausstellungsansicht | Foto: © Helmut Spudich

Was verblüfft und zum näheren Betrachten einlädt, ist die Heterogenität der Positionen, sowohl in Bezug auf ihre künstlerische Formensprache als auch hinsichtlich ihrer Herkunft und Generation. Dies erweist sich jedoch keinesfalls als Widerspruch, sondern wird der Pluralität der zeitgenössischen Zeichnung nur mehr als gerecht. So trifft Figuratives des Österreichers Stefan Zsaitsits auf Gestisch-Abstraktes von Fernando Garcia Correa aus Mexiko oder auf die subtile, reduktive Formensprache des deutschen Meisters der Konkreten Kunst Frank Badur und der Britin Rebecca Salter, die prägnanten Zeichnungen der in Stuttgart lebenden Künstlerin Melanie Grocki auf Gabriela Oberkoflers fein verwobene Farbstiftarbeiten. Zu sehen sind im wahrsten Sinne des Wortes „Zimmerstücke“. Die Frage „Was kann Zeichnung?“ ist allgegenwärtig.

Galerie Sturm & Schober

Kohlmarkt 9/2/5, 1010 Wien
Österreich

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