Deborah Sengl, aus der Serie „Eyes wide shot“, 2020, Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm © by the artist

"Eyes wide shot“ so der Titel, der für dieses Frühjahr geplanten Ausstellung von Deborah Sengl in der Galerie Reinthaler, die wegen der Corona Krise in den Herbst verschoben werden musste. "Ich habe diese Serie schon letztes Jahr begonnen. Sie beschäftigt sich mit dem Thema der digitalen Überwachung und den Auswirkungen auf unsere Privatsphäre. Also durchaus einigermaßen passend zur derzeitigen Situation", sagt die Künstlerin.


Für Sengl hat die aktuelle Situation den Arbeitsalltag nicht sehr verändert. "Ich gehe weiter regelmäßig in mein Atelier und setze die eine oder andere Serie fort. Disziplin erfordert mein Schaffen auch in 'normalen Zeiten', Alleinsein ist mir nicht fremd und auch sogenannte 'Durststrecken' gehören zu dem volatilen Berufsalltag des Künstlers. Trotzdem lässt mich diese Krise keinesfalls kalt, da keiner von uns die nachhaltigen Konsequenzen und vor allem die Dauer dieser einschätzen kann."

Kunst hat die wunderbare Möglichkeit, Themen uneingeschränkt sichtbar zu machen. Auch unbequeme.

Deborah Sengl

"Kunst hat die wunderbare Möglichkeit, Themen uneingeschränkt sichtbar zu machen. Auch unbequeme. Das ist selbstverständlich kein Muss. Für mich persönlich ist es ein Ventil und somit eigentlich ein Privileg, um meine Empfindungen und Eindrücke über das Verhalten und Fehlverhalten unserer Gesellschaft bzw. Welt zu verarbeiten. Keinesfalls ist es mir ein Anliegen, zu missionieren. Ich, so wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen (in allen künstlerischen Sparten) bieten lediglich Denkanstöße an. Deshalb bin ich in dieser schwierigen Zeit zuversichtlich, dass gerade unser kritischer und freier Blick noch mehr an Bedeutung gewinnen wird und die Kunst beziehungsweise Kultur der Krise nicht zum Opfer fallen wird. Im Gegenteil ..."

Deborah Sengl, aus der Serie „Eyes wide shot“, 2020, Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm © by the artist

Deborah Sengl, aus der Serie „Eyes wide shot“, 2020, Acryl auf Leinwand, 40 x 50 cm © by the artist


Nach Schlüsselwerken ihres Oeuvres gefragt, stellt Deborah Sengl uns die folgenden drei noch einmal vor:

 

"Via Dolorosa"
2012 (Präparat, Holz, Textil)

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Ausbeutung des Tieres zugunsten einer schonungslosen sowie unersättlichen Lebensmittelindustrie. Das Werk hat mir anfangs viele Probleme beschert, da ich einige Wochen von radikalen Pius-Brüdern bedroht wurde, die das christliche Symbol verunglimpft sahen. Eine durchaus unangenehme aber, im Nachhinein, spezielle Erfahrung, die diesem Werk schlussendlich nur mehr Bedeutung verliehen hat.

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Deborah Sengl, Via Dolorosa, 2012, Präparat, Holz, Textil, Foto: Sebastian Philipp

Deborah Sengl, Via Dolorosa, 2012, Präparat, Holz, Textil, Foto: Sebastian Philipp

"Die letzten Tage der Menschheit"

2013 (Präparate, Requisiten, Holzpodest)

Meine Interpretation von dem legendären Stück von Karl Kraus war eine meiner größten Herausforderungen und meine bis dato größte und wichtigste Ausstellung. Ich freue mich, dass diese, nach der Erstpräsentation im Essl Museum, an weiteren fünf Orten gezeigt wurde: in Millstatt, Bratislava, Tirana, beim Forum Alpbach und bei der Buchmesse Wien. So unterschiedlich die Orte, so divers das Publikum. Das ist ein Aspekt, der mir besonders gefällt.

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Deborah Sengl, Die letzten Tage der Menschheit, 2013 (Präparate, Requisiten, Holzpodest), Foto: Mischa Nawrata

Deborah Sengl, Die letzten Tage der Menschheit, 2013 (Präparate, Requisiten, Holzpodest), Foto: Mischa Nawrata

"ESCAPE!"

2019 (im MuseumsQuartier Wien)

"Dieses Projekt war und ist eine Herzensangelegenheit. Die Idee zu 'ESCAPE!' ist 2015 als Reaktion auf die sogenannte 'Flüchtlingskrise' entstanden. Die Ausweglosigkeit und Verzweiflung unzähliger Menschen haben mich zutiefst erschüttert. Viele hierzulande haben ihr Mitgefühl gezeigt und geholfen. Einige andere haben sich gegenüber den Geschichten der Geflüchteten aber leider verschlossen und empathielos oder sogar ablehnend reagiert. Dieses Verhalten hat in mir eine massive Traurigkeit ausgelöst. Umso schöner, dass dieses Projekt eine Teamarbeit mit ganz großartigen Menschen wurde. Gerade das ist selten und hat mein Leben und meine Arbeit nachhaltig beeinflusst."

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Zu allen Studio Diaries

3.	Deborah Sengl, „ESCAPE!“, 2019 (im MuseumsQuartier Wien), Wolfgang Wolak (TREND-Magazin)

Deborah Sengl, „ESCAPE!“, 2019 (im MuseumsQuartier Wien), Wolfgang Wolak (TREND-Magazin)

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