Per Kirkeby. Sedimentation von Farbe
Per Kirkeby (*1938 Kopenhagen) starb im Mai dieses Jahres. Seit 25. November zeigt die Kunsthalle Krems den Variantenreichtum seines Schaffens in einer großen Personale. Was ursprünglich als Würdigung anlässlich des 80. Geburtstags des Malers, konzipiert wurde, ist nun die weltweit einzige Gedenkausstellung, die sich in dieser umfassenden Dimension dem dänischen Ausnahmekünstler widmet. International wird der Neo-Expressionist Kirkeby weiterhin von der Galerie Michael Werner vertreten.
Man könnte meinen, man fühlt das Gewicht der Sedimentation von Farbschichten in Kirkebys Bildern. Kaum ein Maler versteht den physischen Malvorgang in vergleichbar kompromissloser Weise als Untersuchung des Gesehenen, der Natur. Trotzdem werden die Bildthemen nie ausformuliert. In der Malerei des studierten Geologen wird farbliche Emotion durch den Intellekt kontrolliert. Das resultierende Werk ist ein verhaltenes, prozessuales Gebilde, in dessen farblicher Substanz Dinge entstehen und wieder vergehen müssen.
Es handelt sich um Landschaftsmalerei, aber tiefenräumliche Suggestionen sucht man hier vergebens. Stattdessen wird der Horizont zu einer weiteren Schicht, die sich auf der Weite der Bildfläche aufstapelt. Das Bild schließt sich vom Grund her nach oben hin ab. Es hört auf. Es endet. Über diese Versiegelungsfunktion der finalen Farbschicht sagte Per Kirkeby einmal: „Hier starb dieses Bild.“
Die Ausstellung in der Kunsthalle Krems zeigt diese programmatische Malerei, überrascht aber auch mit einem Blick auf die eher unbekannten Aspekte von Per Kirkebys Schaffen: skizzenhafte Momente, humoristische Übermalungen oder das formal aufgelöste Spätwerk. „Kirkebys Stil hat sich vor allem in den 1980er-Jahren herauskristallisiert: Hier kam Struktur und Tektonik in seine abstrakte Malerei“, erläutert Direktor Florian Steininger, Kurator der Ausstellung.
Die Präsentation beginnt dann auch im Oberlichtsaal der Kunsthalle mit den dunklen, sehr nordischen Bildern dieser Zeit, in denen sich jene Charakteristik auf der Bildfläche etablierte. Ausgehend von diesem Fokus skizziert die Ausstellung die Entwicklungen bis ins Jahr 2016, wobei durch die wenig bekannten Arbeiten auf Masonitplatten eine Zeitachse gebildet wird.
Diese erinnern stark an den Fluxus-Hintergrund des Künstlers und ziehen sich vom Frühwerk bis in das späte Schaffen: „Während die Ölgemälde oft langsame Sedimentationsprozesse waren, war Kirkeby bei diesen Tafeln spontaner. Diese haben Skizzencharakter, man erkennt Spuren. Sie sind prekärer, offener und zwischen Malerei und Zeichnung angelegt“, so Steininger.
Lesen sie den vollständigen Artikel in unserem PARNASS 4/2018.
Kunsthalle Krems
Museumsplatz 5, 3500 Krems an der Donau
Österreich
Per Kirkeby
bis 10. Februar 2019