Rückblick: 6 Ausstellungen, die uns 2019 enttäuschten
Zum Jahresende blicken wir zurück auf ein weiteres ereignisreiches Kunstjahr. Die PARNASS Redaktion erinnert sich, worüber dieses Jahr gejubelt und debattiert wurde und was unsere Erwartungen nicht eingelöst hat.
Foto Wien
Trotz Publikumserfolg und der Notwendigkeit das bereits in die Jahre gekommene Format "Eyes on" abzulösen: Die Hauptausstellung der Foto Wien in der Wiener Postsparkasse blieb leider weit hinter den Erwartungen zurück. Zu dicht, zu beliebig, zu viel gewollt, zu wenig Qualität. Die österreichische Fotoszene kann mehr – auch in der Präsentation internationaler Positionen. 2021 gibt es eine zweite Chance.
Jan Böhmermann, Künstlerhaus Graz
Auf den Vorschuss-Hype folgte noch medienwirksamer die Distanzierung des ORF von den "provokanten Aussagen" die Böhmermann gefragt und ungefragt im Kontext seiner Ausstellung jedem vortrug. Man mag als Österreicher Identitätsbeobachtungen des Nachbarn ja überhaupt als unangenehm empfinden und mag gleichzeitig Verständnis dafür haben, dass Ausstellungshäuser heutzutage zu vielen Mitteln greifen die Besucherzahlen hochzuhalten – die Kombination aus oberflächlicher Polit-Satire und kritischem Ausstellungsmachen war aber nicht mehr als ein müder Versuch. Schade um den Programmplatz, den man diffiziler für einen Kommentar zur Zeit hätte nutzen können.
»Beauty«, MAK
Während man beim lifestyligen „happy“ noch ein Auge zudrücken konnte und den Werbeprofi Stefan Sagmeister eine Verkürzung der Message zugestand, war das bei Sagmeisters Neuauflage „beauty“ einfach nicht möglich – einfach nein.
Alexandra Bircken, Secession
Zugegeben die Secession steht für ein ambitioniertes, interessantes und sehr internationales Ausstellungsprogramm, das wir sehr schätzen. Daher wurde die Aufnahme der Institution in diese Rubrik auch lange diskutiert. Doch wir alle haben uns von der Künstlerin mehr erwartet. Sie kann es, aber in der Secession ist es ihr definitiv nicht gelungen.
Johanna Kandl, Belvedere
Auch wenn Johanna Kandl diesmal von der Sammlung des Belvedere ausgeht – die Ausstellung ist thematisch eine Neuauflage ihrer Schau 2015 im Essl Museum. Bereits damals vermisste man die kritische Beobachterin Johanna Kandl, die es verstand gesellschaftspolitische und soziale Aussagen gekonnt in ihr Medium – die Malerei – zu übersetzen. Hier steht ihre Arbeit zu sehr im Dienste einer didaktischen Vermittlung, die kann man so meinen wir, getrost den dafür zuständigen Experten überlassen.
Renate Bertlmann, Venedig Pavillon
Die Erwartungen waren hoch – die Biennale Lectures im Vorfeld ambitioniert und konsequent. Doch ging das Narrativ der ersten Einzelausstellung einer Künstlerin im Österreich Pavillon der Venedig-Biennale ein wenig nach hinten los und ließ uns in den internationalen Rankings der Berichterstattung nicht gut dastehen. Zudem vergaß man allzuoft, dass 1980 der Pavillon schon einmal fest in Frauenhand war, wenngleich auch in einer Dialogausstellung von Maria Lassnig und VALIE EXPORT. Man vermisste zudem das was Bertlmanns Werk ausmacht, das Taktile, Haptische. Der für ihr Werk charakteristische gekonnte Umgang mit dem Material, wich einer überästhetisierten Präsentation, in der sich vor allem das Muranoglas allzu sehr in den Vordergrund spielte. Die in den Roseneingebetteten Messer waren nicht spitz genug, um die feministische Power der Kunst von Renate Bertlmann einzufangen. Zudem wurden sie auf der diesjährigen Artissima in Turin bei Galerie Saltoun in einer kleinen Version wie ein Design Gimmick verkauft.