Kunsthistorisches Museum Wien

Rubens - Die Kraft der Verwandlung

Bereits zu Lebzeiten war Peter Paul Rubens hochberühmt, heute gilt er als bedeutendster flämischer Barockmaler. Das Kunsthistorische Museum besitzt etwa vierzig Werke des Meisters und seiner Werkstatt, darunter die riesigen Altarbilder für die Antwerpener Jesuitenkirche ebenso wie berühmte Gemälde: das „Haupt der Medusa“ (um 1617/18), Rubens’ spätes „Selbstbildnis“ (1638/40) sowie die intime Darstellung von Rubens’ zweiter Frau Helena Fourment, bekannt als „Das Pelzchen“ (1636/38).


Sowohl die Restaurierung bedeutender Rubens- Gemälde als auch seine Auseinandersetzung mit dem Bildvokabular und der Formensprache der Antike sowie der italienischen Renaissance standen in den letzten Jahren im Mittelpunkt umfassender Forschungsarbeiten des Museums. Im Fokus der groß angelegten Herbstausstellung 2017, die das Kunsthistorische Museum in Zusammenarbeit mit dem Städel Museum in Frankfurt dem flämischen Maler widmet, steht die Frage, aus welchen Quellen der Meister aus Antwerpen schöpfte: Wie kein anderer bediente sich Rubens der Werke anderer Künstler und verstand daraus einige formale Lösungen frei zu nutzen und für seine prachtvollen Kompositionen neu zu interpretieren – egal, ob Venusfiguren, Kentauren oder Pelz tragende Schönheiten. Auch seine eigenen Kompositionen unterzog Rubens stets neuer Überarbeitung. Die Fülle an Vorbildern, aus denen Rubens schöpfte, ist verblüffend, die Forschungsleistung hinter der Schau erst recht.

Einigen Malern ist die Nachahmung alter Statuen sehr nützlich, andern ist sie so schädlich, dass sie auch ihre Kunst dadurch ganz verderben. Allein dem ungeachtet behaupte ich, es sei zur höchsten Vollkommenheit der Malerei notwendig, eine Kenntnis von den Antiken zu haben, ja mit derselben ganz angefüllt zu sein.

Peter Paul Rubens

Das Kunsthistorische Museum besitzt rund vierzig Gemälde des flämischen Meisters. Und wenn das Haus, das seine imposanten Rubens- Bestände üblicherweise in einer beeindruckenden Enfilade präsentiert, nun seit Langem eine große Schau des Barockmalers zeigt dann wird man sich keineswegs damit begnügen, sein Werk bloß vorzustellen. Stattdessen legt man ausführlich dar, aus welchen unterschiedlichen Quellen der Star aus Antwerpen schöpfte – wie eben aus Statuen der Antike, von denen seine Malerei tatsächlich „ganz angefüllt“ ist, wie es Rubens selbst ausdrückte. „Es wäre nicht sinnvoll, eine Ausstellung zu machen, in der wir Rubens noch einmal erklären. Daher haben wir uns für diesen Ansatz entschieden. So liefern wir über Rubens hinaus auch eine Meta-Erzählung: Es geht um Kunstgeschichte im weiteren Sinn“, so Stefan Weppelmann, Direktor der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums. Er kuratiert gemeinsam mit Gerlinde Gruber, Kuratorin im Wiener KHM, sowie Jochen Sander vom Städel Museum, das die Schau 2018 in leicht veränderter Form übernimmt, die Ausstellung. Internationale Leihgaben sollen, so heißt es in der Ankündigung, mit dem Wiener Bestand zu einem „spektakulären Ensemble“ vereint werden. Mit der Ausstellung wolle man auch „Rubens über die Schulter schauen, seine Arbeitsmittel zeigen“, erzählt Gruber. „Der Grund, warum Rubens so effizient und gut organisiert arbeiten konnte, war auch, dass er über einen Schatz an Zeichnungen, Druckgrafiken und Kopien verfügte. Vieles wurde von ihm überarbeitet. Er unternahm den Versuch, ein Repertoire zu erstellen“, so Weppelmann. Besser gut geklaut als schlecht erfunden? Der Kunsthistoriker spricht in diesem Zusammenhang lieber vom Zitat: „Es ist wie in Filmen, wo auch Szenen aus Filmen anderer Regisseure zitiert werden.“

Lesen Sie weiter in unserer PARNASS Ausgabe 03/2017!

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