Ross Bleckner: Alchemist der Oberfläche

Porträt Ross Bleckner © Wienerroither & Kohlbacher 2019, Foto: Kathrin Hanga

In seiner Malerei verbindet er Abstraktion mit figurativen Elementen und untersucht dabei die Schnittstelle von Psychologie, Biologie und persönlicher Identität. Statt direkter Repräsentation bedient sich Ross Bleckner einer symbolischen Bildsprache und evoziert in seinen kraftvollen, hypnotisch anmutenden Arbeiten Transzendenz, Melancholie und Vergänglichkeit als kollektive Erfahrung.


Sein Atelier bezeichnet Bleckner selbst als „Labor“ und seinen unermüdlichen Arbeitsprozess des Schaffens, Bearbeitens, Hinzufügens und Eliminierens könnte man beinahe alchemistisch nennen. „Ich male“, erklärt er, „wie man ein Gebäude baut.“

Im Mittelpunkt steht dabei das methodische Schichten von Farbe auf die Leinwand, welche dann teilweise wieder abgetragen wird. So kommen schwebende, unwirklich erscheinende Formen – zum Beispiel in Gestalt von Blumen, Urnen oder Vögeln –, die Bleckner zuvor in einer unteren Schicht des Bildes begraben und danach schwarz übermalt hat, wieder zum Vorschein.

Der Schönheit und geheimnisvollen Leuchtkraft seiner Arbeiten haftet nicht zuletzt dadurch etwas Zweideutiges an. „Die Öffnungen in der Leinwand, das eingelassene Licht – sie können auch die Quelle einer Wunde sein. Sie sind ein Ort der Verletzlichkeit“, so der Künstler, „aber auch ein Ort des Lichts und des Wissens.“

Ich male wie man ein Gebäude baut.

Ross Bleckner

Bekannt wurde Ross Bleckner (*1949 New York) in den 1980er-Jahren mit seinen die Bildsprache der Op Art aufgreifenden „Stripe Paintings“. An die Stelle harter Kontraste und von Schwarz-Weiß-Optik traten hierbei unscharfe Konturen und bildunterbrechende Elemente. Bleckner ersetzte den ursprünglichen Purismus der Op Art durch einen Ausdruck von Verwundbarkeit und ließ seine Bilder zu einem verzerrten Spiegel der politischen beziehungsweise gesellschaftlichen Ängste der damaligen Zeit werden – insbesondere der Angst vor Aids.

Ross Bleckner, Dome, 2015, Öl auf Leinwand, 269,2 × 233,7 cm

Ross Bleckner, Dome, 2015, Öl auf Leinwand, 269,2 × 233,7 cm

Der Künstler engagierte sich viele Jahren intensiv im Kampf gegen die Krankheit und setzte sich auch in einer Reihe großformatiger Bilder mit ihr auseinander. Als Elegie über den Verlust enger Freunde schuf er kontemplative Gemälde mit düsteren, schwer fassbaren Bildräumen, die Passagen ins Jenseits suggerieren.

Angelehnt an die Melancholie des Fin de Siècle und die Thematik des Chiaroscuro steigerte er in den folgenden Jahren die Reduktion auf Licht und Finsternis unter anderem in seinen „Bird Paintings“ ins Extreme. Erst Mitte der 1990er-Jahre greift Bleckner wieder vermehrt figurative und zeitbezogene Aspekte auf. So ist etwa seit der Serie „Cell Paintings“ der mikroskopische Blick auf organische Zellstrukturen ein wichtiges Thema in seinem künstlerischen Werk.


Lesen sie den vollständigen Artikel in unserem PARNASS 4/2018.

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Ross Bleckner

bis 22. Februar 2019

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