Kunst Kompakt

Pointillismus

Farben auf den wortwörtlichen Punkt gebracht. Der Pointillismus erweiterte am Ende des 19. Jahrhunderts das Repertoire der Impressionisten maßgeblich und nahm unsere Welt der Pixel lange vorweg. Befeuert durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse von Optik und Farbtheorie spielten Georges Seurat und seine Zeitgenossen mit der Macht des Kontrasts.


Durchkomponierte Wahrnehmung

Das französische „pointiller“ bedeutet nichts anderes als „mit Punkten darstellen“. Ab Mitte der 1880er-Jahre kommt der sogenannte „Pointillismus“, der Punktierstil, zum Einsatz – eine Form des Post-Impressionismus oder Neoimpressionismus, die die Wirkkraft der Farben ins Zentrum rückt. Anders als der Impressionismus, ist diese Spätform, von der man bis etwa 1910 spricht eine strenge, oft geometrische, stark durchkomponierte Angelegenheit deren Abstraktion nur durch sehr durchdachten Bildaufbau Wirkung entfaltet.

Zwischen Realismus und Abstraktion

Den Ansatz von der Gesamtkomposition des Bildes über die geometrischen Beziehungen, den Bildaufbau, die Beziehungen von Licht und Gegenständen hinunter zu den Einzelelementen zu gelangen, bezeichnete George Seurat als „Divisionismus“. Absolut getrennt voneinander wurden die reinen, ungemischten Farben aufgetragen.

Pointillismus: Eine Stilrichtung des Neoimpressionismus, bei deren Malerei mit ungemischten Farbtupfern sich die Mischung der Farben erst optisch vollzieht.

 

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Mit nur wenigen Bildern begründete George Seurat diesen Stil, der wegweisend für die Moderne sein sollte. Neben ihm gelten Gustave Cariot, Paul Signac, Henri Edmond Cross, Giovanni Segantini oder Camille Pissarro als Hauptvertreter des Pointillismus.

Henri Edmond Cross, Venise, vue du bassin de Saint-Marc, kwatercolor and black Conté crayon on paper laid down on card

Gesetze der Optik und Farb- und Lichtlehre

Die Basis für den neuen Stil liegt in der Farbenlehre begründet. Additive Farbmischungen und die Idee des Simultankontrasts von benachbarten Farben sowie die in den 1880er-Jahren neue Erkenntnis, dass sich die optische Wahrnehmung von der Gesamtheit der Farben erst beim Betrachter ergibt, begründeten die Maltechnik des Pointilismus, der eindrucksvoll bewies, dass die Summe einzelner Punkte ein ganzheitliches Bild komponieren kann – eine wesentliche Vorstufe am kunsthistorischen Weg hin zur Abstraktion.

Mehr als eine Nachahmung der Wirklichkeit

Als Gründungswerk des Pointillismus gilt George Seurats „Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte“. Durch optische Verschmelzung formen sich die einzelnen, gleichgroßen Farbpunkte zu Gestalten im Grünen. Eugène Chevreuls Lehre vom Simultankontrast oder Untersuchungen von Hermann von Helmholtz, James Clerk Maxwell, Charles Henry und Ogden Nicholas Rood waren die Grundlagen für Seurats Versuche die Farbwerte im Auge des Betrachters zu mischen. Farben wurden in Einzelwerte zerlegt, Seurat sprach vom „Chromo-Luminarismus“, doch der Begriff seines Kollegen Paul Signac „Pointillismus“ setzte sich durch. Nach dem überraschenden Tod Seurats 1891, im Alter von 31 Jahren, wurde Signac der führende Theoretiker des Pointillismus. Zahlreiche namhafte Folgekünstler durchliefen eine Phase pointillistischer Experimente unter ihnen etwa Piet Mondrian, Pablo Picasso, Henri Matisse und Paul Gauguin. Vincent van Gogh trug dazu bei, dass sich die Maler der Moderne vom Pointillismus lösten.

Paul Signac, 1887, Öl auf Leinwand, Kröller Müller Museum

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