Pepo Pichler
Die Ausstellung „Pepo Pichler. a glimpse“ im Museum Moderner Kunst Kärnten gibt Einblick in den künstlerischen Kosmos von Pepo Pichler und zeigt einen Querschnitt durch sein Œuvre.
Die Neugierde wird sofort geweckt, wenn man einen Schritt in den ersten abgedunkelten Raum der Ausstellung setzt, der von einem überdimensionalen roten Käfig dominiert wird, bestückt mit amorphen Skulpturen, die Wände zur Linken und Rechten mit Fetischen behangen.
Ein Pantheon – umgeben von Kultobjekten voller Magie und Mystik. Fast hypnotisch angezogen vom diffusen Blick durch die weiße Gitterstruktur im nächsten Raum, landet man im „Board Room“, dem Konferenzzimmer der Global Players, wo „Madonna (Paypal)“, „Zeus (Google)“, „Mickey (Disney)“, „Trump (Trump Tower)“ und Co aufeinandertreffen, um die ökonomischen Strategien auf des Messers Schneide zu verhandeln. Dahinter eine rote Wand mit quadratischen Bildern: „Record Covers“, inspiriert von Plattenhüllen der 1940er- und 50er-Jahre, die an US-amerikanischen Lifestyle und Pop-Art erinnern. Die großformatigen Gemälde, die aus verschiedenen Ebenen digitaler Schichtungen und Übermalungen bestehen und meist als Serien angelegt sind, werden in zusammenhängenden wandfüllenden Blöcken präsentiert. Rechter Hand findet man sich in einem klinisch weißen Raum wieder, der fast zur Gänze von einer milchig-weißen, aufblasbaren Glocke ausgefüllt wird, umgeben von einem Band zarter, seismografisch anmutender Bleistiftzeichnungen der Serie „Shelter in Place“, die unmittelbaren Einblick in Pepo Pichlers Reaktion auf den ersten Lockdown der Corona-Pandemie geben.
Die raumgreifenden Inszenierungen kreieren ein atmosphärisches Gesamterlebnis und leiten die Betrachter durch insgesamt sieben Räume, die jeweils einer bestimmten Thematik gewidmet sind und grundlegende Fragen zur Existenz aufwerfen: Es geht um Geburt, Tod und Vergänglichkeit; um Religion, Politik und Wirtschaft bis hin zum Ursprünglichen, Alltäglichen, wie zwei frühere Videos zeigen, die in einem Melkkübel und einem überdimensionalen Hutmodell neu installiert wurden.
Die Faszination für unterschiedliche Kulturen und Religionen, ihre Mythen und Rituale, begleitet Pepo Pichler zeitlebens und fließt beständig in sein künstlerisches Werk ein. Reisen um den gesamten Globus sowie das halbjährliche Pendeln zwischen seinen beiden Wohnsitzen in Kalifornien und Kärnten sind ihm wichtige Inspirationsquellen und Basis für sein Kunstschaffen. Wie ein Ethnologe sucht und sammelt er weltweit Eindrücke und Artefakte verschiedener Kulturen. Humorvoll und ironisch kombiniert er die Sammel- und Gedankengüter aus seinem materiellen und geistigen Fundus.
Das Ausgangsmaterial seiner künstlerischen Objekte der letzten Jahre bilden meist Kunststoffüberreste der Industrieproduktion – unser Carbon Footprint, wie Pichler es nennt. Aufgeladen mit westlichem Gedankengut unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft treffen sie auf die spirituell gefärbte Realität indigener Völker und verbinden sich zu exotischen Materialcollagen, durchdrungen von einer lustvollen, spielerischen Heiterkeit, begleitet von einem satirisch-kritischen Unterton. So breitgefächert wie seine Interessen ist auch Pichlers künstlerisches Œuvre, das sich von Zeichnung und Malerei über Objektkunst und Installation bis hin zu Fotografie, Video und Performance sowie der Kombination dieser Medien erstreckt. Pepo Pichler ist ein „Botschafter der Kulturen“ und begeht als Reisender den alchemistischen Weg von der Suche über das Lesen der Zeichen bis zur Verwandlung der Stoffe.
Museum moderner Kunst Kärnten
Burggasse 8, 9021 Klagenfurt
Österreich