„Pink Mouse 3“, 2018, mixed media, Öl und Acryl auf Leinwand, 154,5 x 230 cm, rückseitig signiert: G. Helnwein Bild: © Kaiblinger Galerie & Kunsthandel / © Bildrecht Wien, 2019

Kunst ist die einzige Freiheit, die uns geblieben ist“, hat Gottfried Helnwein einmal gesagt. Und wenn man sich wieder einmal den berühmten und viel bemühten Satz: „Der Zeit ihre Kunst und der Kunst ihre Freiheit“ auf dem Secessions-Gebäude von Joseph Maria Olbrich vor Augen führt, dann kann man das nur unterschreiben. So brennen auch die 45 Austeller, aus Österreich und Deutschland, auf der ART&ANTIQUE für ihre Kunst.


Zum 51. Mal präsentieren sie in der Hofburg ihre schönsten Schätze und zeigen damit, was ihre Leidenschaft ausmacht. Denn vor allem die kompromisslose Kunst überlebt. Das führen exemplarisch in diesem Jahr drei große österreichische KünstlerInnen vor, die runde Geburtstage feiern, gefeiert haben, oder gefeiert hätten. Maria Lassnig, der man zu ihrem 100er mit „Le jeu du destin“, 1999, bei der Galerie Kovacek & Zetter gedenkt. Arnulf Rainer, dem schon vor seinem 90er im Dezember von der Galerie Ruberl mit „Fitzen (19 Knäuel)“, 1970-1971, und der Galerie 422-Margund Lössl mit „Kanarie“, 2000, gratuliert wird. Arik Brauer, bereits seit Jänner im 91. Lebensjahr, wird bei Kovacek Spiegelgasse Gemälde Glas mit „Hiroshima“, 1958/60, und bei der Galerie Weihergut mit seinem aktuellen „Jedermann“-Zyklus nachgefeiert.

Dass man schon in der Antike einen Dickschädel haben konnte, demonstriert der Marmor- Kopf eines Boxers aus dem 1. Jahrhundert nach Christus bei Christoph Bacher Archäologie Ancient Art. Wie sich die die jüngeren Künstlergenrationen dann von den Vätern befreite, erlebt man in der Hofburg vielfältig, etwa vor den Arbeiten eines Gunter Damisch und Herbert Brandl (Galerie Ernst Hilger, Elisabeth & Klaus Thoman), mit viel Witz vor Skulpturen eines Erwin Wurm (Galerie Reinisch Contemporary Graz) und natürlich bei Gottfried Helnweins hyperrealistischen Großformaten (Kaiblinger-Galerie & Kunsthandel).

Die kritischen Geister sind mit Oskar Laskes bitterböser Satire „Jahrmarkt des Lebens“, Opus 123, von 1936 (Kunsthandel Freller) und Alfred Hrdlickas Papierarbeit „Die Börse ist der Totale Krieg“ von 1998 (Galerie Ernst Hilger) lautstark vertreten. Große neue Formfinder, wie den oben erwähnten Joseph Maria Olbrich, erkennt man in einer von ihm entworfenen und um 1904 gefertigten Kommodenuhr (Lilly ́s Contemporary Art Exclusive Antiques), oder wenn ein Adolf Loos so frei war, und sich für seinen „Knieschwimmer“-Fauteuil in englischen Clubs inspirierte (Galerie Susanne Bauer).

Alex Katz, „Spring Flowers“, 2017, 24 Farben-Siebdruck auf Saunders Waterford 425 gsm Papier, 102 x 140 cm, Edition: 60 | Bild: Courtesy Galerie Ernst Hilger / © Bildrecht Wien, 2019

Alex Katz, „Spring Flowers“, 2017, 24 Farben-Siebdruck auf Saunders Waterford 425 gsm Papier,
102 x 140 cm, Edition: 60 | Bild: Courtesy Galerie Ernst Hilger / © Bildrecht Wien, 2019

Dass die adäquate Beachtung und Wertschätzung der Kunst von Frauen nicht erst ein Thema des 21. Jahrhunderts ist, zeigt sich mit den Gemälden „Lilien in Vase“ von Helen Funke (Kunsthandel Hieke) oder Marie Egners „Sonnenblumenfeld“ (Kohlhammer & Mahringer). Außerdem in den herrlichen Keramiken der Wiener Werkstätte (Galerie bei der Albertina ▪ Zetter), deren Meisterinnen mit Vally Wieselthier, Erna Kopriva, Susi Singer, Kitty Rix oder Gudrun Baudisch in der Hauptsache Frauen waren.

Längst ist bei vielen Ausstellern die nächste, die junge Generation nachgerückt, was für frische und wichtige Veränderungen sorgt.

Messe-Chefin Alexandra Graski Hoffmann

Im Biedermeier trifft man einen Michael Neder, der erst Schuster lernen musste, um sich dann den Weg zur Kunst zu erkämpfen. Ein Maler und Zeichner, der sich ganz eigenständig auszudrücken wusste, so dass er nur schwer in gängige Schubladen passt, wie seine „Kinder des Baumeister Wedel in Grinzing“ von 1839 (Kunsthandel Giese & Schweiger) beweisen. Selbst eine Heilige wie Maria Magdalena entschied sich gegen alle Anfechtungen für ihren Weg mit Jesus von Nazareth. Von ihr ist eine Statue aus der Gotik bei Antiquitäten und Bildergalerie Figl, um 1500 aus Lindenholz geschnitzt, ausgestellt.

„Auch wir als Messeveranstalter müssen so frei sein, bei unserer stolzen 51. Ausgabe der ART&ANTIQUE und trotz aller schöner Tradition, die stetigen Veränderungen der Gegenwart zu nutzen“, sagt Messe-Chefin Alexandra Graski Hoffmann. „Längst ist bei vielen Ausstellern die nächste, die junge Generation nachgerückt, was für frische und wichtige Veränderungen sorgt. Der Trend zur Moderne und zu spannender, etablierter zeitgenössischer Kunst ist auch in der Hofburg deutlich zu spüren. Aber wir und unsere meist langjährig treuen Aussteller nehmen uns die Freiheit, unserem Publikum einfach nur das Beste zu präsentieren!“


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