Sammlung Mießl

Pablo Picasso und Joan Miró in Klagenfurt

Peter Krawagna, Symi, 1993, Öl auf Leinwand

Die Stadtgalerie Klagenfurt zeigt noch bis 27. Februar 2022 die hochkarätige Sammlung Mießl, die mit nationalen und internationalen Künstlergrößen aufzeigt. Ein Überblick von Nora Leitgeb.


Jeder Künstler ist ein Utopist und ein unverbesserlicher Optimist

Peter Mießl

"Jeder bewusste Künstler ist ein Utopist und ein unverbesserlicher Optimist. Das begreift man erst, wenn man weiß, dass Künstler mit ihrer Arbeit fast nie zufrieden sind und jedes folgende Werk, um welche Sparte es sich auch immer handelt, sollte besser als das vorangegangene sein. Daher ist der Künstler mit der Politik bzw. mit dem politischen Umfeld, welches ihn umgibt, nie zufrieden. Er kämpft gegen Diktaturen genauso, wie er gegen Missstände in Demokratien auftritt." Diese Worte des leidenschaftlichen Kunstfreundes und Sammlers, langjährigen Vizepräsidenten des Kunstvereins Kärnten, gelernten Fotografen und geschätzten Ansichtskartenverlegers Peter Mießl (1941–2009) stehen zu Beginn der umfangreichen Schau SAMMLUNG MIESSL, mit der eine Reihe von Präsentationen privater Kunstsammlungen in der Stadtgalerie Klagenfurt eingeleitet wird.

260 Werke von über 80 Künstler:innen

Darin lassen sich schon im ersten Raum charakteristische Wesenszüge des Sammlers ablesen, welche wohl seine eigene Haltung selbst beschreiben und welche von wegbegleitenden Künstlern und Künstlerinnen auch im Lauf der Ausstellung durch Zitate deutlich untermauert werden: sein unermüdlicher Einsatz für eine offene, engagierte Kulturpolitik, sein demokratisches, kosmopolitisches Grundverständnis und sein unermüdliches Fördern von Künstlerfreunden und -freundinnen. Sein ehrliches und enges Verhältnis zu diesen spiegelt sich in der Schau in den in Vitrinen präsentierten, oftmals mit persönlichen Widmungen versehenen Skizzenbüchern wider, in den zahlreichen Briefwechseln und in den losen Blättern, die auch während des gemeinsamen Beisammenseins locker und spontan entstanden sind. Sein mit der kulturellen Szene Kärntens auch untrennbar verbundenes kulturpolitisches Engagement reichte weit über das Private: Über viele Jahre setzte er sich als Mitglied des Fachbeirates für Bildende Kunst für eine weltoffene, antiprovinzielle und antihetzerische Kulturpolitik in Kärnten ein.

Ausstellungsansicht, Sammlung Mießl © Maurer

14 Österreichische Staatspreisträger:innen

Er scheute sich nicht davor, einer reaktionären politischen Haltung nachdrücklich gegenüberzutreten, in kulturpolitischen Diskursen Stellung zu beziehen und diese vehement zu verteidigen.

Um die 260 Werke von über 80 Künstler:innen haben Beatrix Obernosterer und Alexander Gerdanovits zusammen mit Dagmar Feyertag, die die Sammlung ihres 2009 verstorbenen Ehemannes verwaltet, ausgewählt und in der Stadtgalerie präsentiert. Dabei wird Peter Mießls ausgesprochenes Gespür für eine Generation von Künstler:innen sichtbar, welche den künstlerischen Diskurs in Österreich nach 1945 mitbestimmten: Die vorgestellten Positionen reichen von der abstrakten Nachkriegsmoderne über die 1980er-Jahre und die Malerei der Neuen Wilden bis hin zur Gegenwart. Mittlerweile sind 14 Österreichische Staatspreisträger:innen unter diesen wie Alfred Kubin, Max Weiler, Arnulf Rainer, Maria Lassnig, Bruno Gironcoli, Karl Prantl oder Martha Jungwirth. Weitere österreichische Spitzengrößen finden sich darunter wie Alfred Hrdlicka, Walter Vopava, Hans Bischoffshausen, Hans Staudacher oder Josef Mikl, genauso wir renommierte internationale Künstler, darunter Pierre Bonnard, Lovis Corinth, Joan Miró, Henry Miller, Pablo Picasso oder Richard Tuttle. Darüber hinaus wird ein spannender Querschnitt der Kärntner Kunstszene gegeben von Jean Egger, Anton Kolig und Anton Mahringer bis hin zu Meina Schellander, Giselbert Hoke oder Kurt Kocherscheidt, deren Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinausreicht. Peter Mießls besonders enge Bindung zeigt sich zu einer Künstlerin und zwei Künstlern: Martha Jungwirth, Peter Krawagna und Franz Rosei – nicht nur anhand der Vielfalt der ausgewählten Werke, sondern auch anhand persönlicher Ergänzungen.

Karel Appel, Tête, 1961, Kohle/Tusche auf Papier © Neumüller

Trotz der Vielfalt der einzelnen Positionen lässt sich die Handschrift des weitblickenden, intuitiven Kunstsammlers durch alle Räume hindurch nachempfinden, denn so heterogen die einzelnen Werke doch sind, so homogen fügen sich die zahlreichen Zeichnungen, Druckgrafiken, Skizzen, Malereien und Skulpturen in der gewissenhaften Zusammenstellung am Ende der Schau wiederum zusammen.


Peter Mießl (1941–2009)

Geboren 1941 in Klagenfurt. Besuch der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, wo er Fotografie studierte und Professor Ernst Hartmann ihn mit der zeitgenössischen Kunst vertraut macht. Nach Abschluss der Ausbildung Modefotograf in München, Rückkehr nach Klagenfurt und Übernahme des Franz Schilcher Ansichtskartenverlages. Langjähriger Vizepräsident des Kunstvereins Kärnten. Erste Ankäufe unter anderen bei Galerie 61 und Galerie Hildebrand in Klagenfurt. Peter Mießl stirbt 2009 in Klagenfurt.

Portraitfoto Peter Mießl: © Neumüller

Portraitfoto Peter Mießl: © Neumüller

Stadtgalerie Klagenfurt

Theatergasse 4, 9020 Klagenfurt
Österreich

SAMMLUNG MIESSL
bis 27.2.2022 

Das könnte Sie auch interessieren