Museum der Moderne Salzburg

Out of the Box: Gordon Matta-Clark

Die Ausstellung macht eine Auswahl aufschlussreicher Dokumente in Verbindung mit zentralen Werken Matta-Clarks zum ersten Mal öffentlich zugänglich.


Mit seinen Eingriffen setzte der US-amerikanische Architekt und Konzeptkünstler Gordon Matta-Clark (1943–1978) ein Zeichen gegen die massiven Problemstellen der urbanen Architektur und Raumplanung seiner Zeit: gegen die mangelnde Lebensqualität einer rein funktionalistischen Architektur; gegen eine Städtebauökonomie, die Architektur als eine Aneinanderreihung von Containern und Zellen begreift; gegen Spekulation, Gentrifizierung und soziale Ausgrenzung in Form einer bewussten Vernachlässigung von Wohngegenden.

Mit „Splitting“ machte er 1974 in der Humphrey Street in Englewood, New Jersey, wo aus Gründen der Stadterneuerung Häuser abgebrochen werden sollten, seinen wohl radikalsten Schnitt. Indem er in der vertikalen Achse eine dünne „Scheibe“ herausschnitt, teilte er das Gebäude zunächst praktisch in zwei Hälften, hob diese an den Grundmauern an, sodass sich ein Spalt von etwa fünf Grad öffnete, und entfernte anschließend die vier Ecken am Dach („Four Corners“). Arbeiten wie diese zeigen, dass es nicht mehr um das statische Objekt, sondern um die Beziehung zum Raum, das Begehen und Erfahren des Raumes und die Beziehung zum Objekt ging. Matta-Clark prägte den Begriff Anarchitektur und damit eine Strategie, die inhärente Wesensmerkmale der Architektur aufzudecken sucht. Raum wurde bei ihm zu einem oszillierenden Ereignis zwischen Statik und Bewegung. 

Die höchst fein geschliffene Ausstellung „Out of the Box: Gordon Matta-Clark“ beruht auf den Bemühungen zweier Institutionen um die Bewahrung und Erforschung der Werke und Ideen des Künstlers.

Out of the Box: Gordon Matta-Clark, Ausstellungsansicht, Museum der  Moderne Salzburg, 2021, © Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer  Iglar

In vier Kapiteln bietet sie neue Einblicke in sein Schaffen und veranschaulicht, wie Archive als Ressourcen produktiv gemacht werden können. Ausgangspunkt bilden die umfangreichen Sammlungen und Archive am Canadian Centre for Architecture (CCA) und der Generali Foundation am Museum der Moderne Salzburg. Drei Kuratoren wurden eingeladen, die Materialien aus zeitgenössischer Perspektive neu zu interpretieren und mit persönlicher Korrespondenz, Skizzenbüchern, ungezeigtem Filmmaterial, privaten Fotos, Projektskizzen und Matta-Clarks Bibliothek zu arbeiten. „Rough Cuts and Outtakes“ präsentiert seltene Originalfilmrollen, Arbeitsschnitte und Videos, während „Material Thinking“ sein Werk aus Sicht der Bibliothek des Künstlers reflektiert und dabei bislang wenig bekannte Aspekte beleuchtet. „Line of Flight“, das dritte Ausstellungskapitel, zeigt eine Komposition seiner Reisefotografien durch Mittel- und Südamerika, Haiti, Jamaika, Europa und Nordamerika, die soziale Zusammenkünfte und architektonische Ruinen in den Fokus rücken.

Out of the Box: Gordon Matta-Clark, Ausstellungsansicht, Museum der  Moderne Salzburg, 2021, © Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer  Iglar

Museum der Moderne Salzburg-Mönchsberg

Mönchsberg 32, 5020 Salzburg
Österreich

Out of the Box: Gordon Matta-Clark 

bis 6. März 2022

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