Corona zwingt Auktionshäuser zu digitaler Innovation

Online Auktionen

Stell dir vor, es ist Auktion und keiner geht hin. Vor dieser Situation standen die Auktionshäuser heuer im Frühjahr, nachdem die gesamte Welt coronabedingt zum Stillstand kam. Für eine Branche, die sich bisher kaum dem Onlinegeschäft geöffnet hatte, war das eine bedrohliche Situation. Denn die einzige Möglichkeit, trotz des Lockdowns Kunst zu versteigern, war auf digitalem Weg und das machte bisher nur einen kleinen Anteil am Geschäft aus.


Laut dem Art Basel Art Market Report 2020 betrug der Online-Umsatz von Sotheby’s 2019 4,3 Prozent und von Christie’s 4,7 Prozent. Zudem waren bis vor Ausbruch der Pandemie hohe Zuschläge bei Online-Auktionen undenkbar. Mehr als 80 Prozent der Lose lagen bei unter 10.000 US-Dollar. Einerseits war vielen das Kaufen von hochpreisiger Ware, ohne diese real gesehen zu haben, suspekt. Andererseits fehlt bei Online-Auktionen die Stimmung eines aufgeheizten Saals, was im Fall eines Bietergefechts helfen kann, Preise nach oben zu treiben.

Also was tun? In der Not verschoben die drei Marktführer Sotheby’s, Christie’s und Phillips ihre Prestigeauktionen in den Sommer. Sotheby’s stellte relativ schnell auf Online Only-Auktionen um, Christie’s kämpfte zu Beginn mit rechtlichen Themen im Zusammenhang mit ursprünglich als Live-Auktionen geplanten Versteigerungen. Das Haus wollte nicht mit jedem einzelnen Einbringer einen neuen Vertrag aufsetzen. Das erste Quartal endete für die drei Häuser mit einem Umsatzminus von 40 Prozent auf 800 Millionen US-Dollar.

Dann kam Dynamik in den Markt. „Wir hatten ohnehin eine umfangreiche Digitalisierungsstrategie geplant und die wurde durch Corona nun rasend schnell umgesetzt. Das war ein Gefühl, als würde man sich in einen Tesla setzen und voll aufs Gas steigen“, schildert Andrea Jungmann, Österreichchefin von Sotheby’s. Zu Beginn habe niemand gewusst, wie das angenommen werden würde, doch es funktionierte wesentlich reibungsloser als erwartet. „Wir haben viele neue Kunden gewonnen, das Publikum ist jünger geworden, bei den 30- bis 40-Jährigen haben wir zugelegt“, so Jungmann. Außerdem seien bei den Online-Auktionen mehr österreichische Käufer aktiv gewesen, was sie auf die niedrigere Hemmschwelle zurückführt. Die Häuser wurden innovativ und schufen völlig neue Auktionsformate, Hybridformen aus Live- und Digital- Auktion.

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Foto © Sotheby’s

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