Leopold Museum

Tilla DURIEUX

Sie war gefeierter Theater- und Filmstar, moderne Frau der 1920er-Jahre, politisch engagierte Zeitgenossin und galt als die am meisten porträtierte Frau ihrer Epoche. Mit der groß angelegten Schau „Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen“ wird der in Wien geborenen Theater- und Filmschauspielerin Tilla Durieux (1880–1971) im Leopold Museum die Referenz erwiesen. Die Ausstellung ist noch bis 27. Februar 2023 zu sehen.


Als Tilla Durieux als 32-Jährige im Münchner Künstlertheater die Titelfigur in Calderóns Stück „Circe“ gab, stand sie zeitgleich dem Maler Franz von Stuck in dessen Atelier Modell. Das Marketingtalent Stuck, reproduzierte das Bild mit der verführerischen, in ihrer markanten Silhouette dargestellten Schauspielerin in diversen Medien. Heute zählt es zu den bekanntesten Darstellungen der Schauspielerin. Demselben Sujet widmeten sich auch weitere Künstler: die Gebrüder Hirsch, Oskar Joseph Theuer oder auch August Gaul, dessen Bronze „Tilla Durieux als Circe“ in der Ausstellung zu sehen ist. Ebenso vielfältig wie die Theaterrollen von Tilla Durieux ist auch die Liste der Künstler, denen sie Modell saß: unter anderem Auguste Renoir, Max Slevogt, Lovis Corinth, Franz von Stuck, Charley Toorop, Ernst Barlach, Oskar Kokoschka, Max Oppenheimer oder die Fotografinnen Frieda Riess und Lotte Jacobi.

Den Beginn der Schau macht die einzige großformatige Arbeit, die sich im Eigentum des Leopold Museums befindet – Max Oppenheimers „Bildnis Tilla Durieux“ aus dem Jahre 1912. Eine etwas bedrückt wirkende Frau ist hier in einer nuancenreichen, dunklen Farbpalette bildfüllend zu sehen. Assoziationen ergeben sich, wenn man in ihren autobiographischen Texten und den 1954 erschienenen Erinnerungen unter dem Titel „Eine Tür steht offen“ den Höhen und Tiefen ihres Lebens nachspürt.

So kam die Idee, dieses spannende Frauenleben in Form einer Ausstellung zu zeigen.

Daniela Gregori

Die Kunsthistorikerin, Journalistin und Autorin Daniela Gregori hat sich jahrelang mit Tilla Durieux beschäftigt. Sie wollte ursprünglich eine Biografie über die Schauspielerin schreiben, doch die vielen Aspekte und Mosaiksteine, die detaillierten Erkenntnisse zu Durieux´ Leben, ihrem sozialen Engagement, den Erfolgen auf der Bühne und den Schwierigkeiten und Katastrophen im privaten Leben sowie die Entdeckung lange verschollen geglaubter Kunstwerke, weckten ihre kuratorische Leidenschaft. „So kam die Idee, dieses spannende Frauenleben in Form einer Ausstellung zu zeigen.“ Darüber hinaus, so die Kuratorin, lässt sich „anhand von Tilla Durieux gewissermaßen die Geschichte des Porträts der Moderne erzählen.“

MAX OPPENHEIMER, 1885–1954, Bildnis Tilla Durieux, 1912 Öl auf Leinwand | 95,5 x 78,9 cm Leopold Museum, Wien, Foto: Leopold Museum, Wien

Geboren wurde Tilla Durieux 1880 unter demNamen Ottilie Helene Angela Godeffroy . Gegen den Willen der Mutter, der Vater war zu der Zeit bereits gestorben, beschloss die junge Frau Schauspielerin zu werden. Über Stationen in Olmütz und Breslau gelang es ihr 1903 zu Max Reinhardt an das Deutsche Theater in Berlin zu kommen. Als sie wegen der Erkrankung ihrer Kollegin, der damals berühmten Gertrud Eysoldt, für die Hauptrolle in Oscar Wildes „Salome“ einspringen durfte und brillierte, stand sie schlagartig im Rampenlicht. In der Folge spielte sie an allen wichtigen Theaterhäusern Europas und reüssierte auch vor der Kamera.

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FRANZ VON STUCK 1863–1928 Tilla Durieux als Circe, 1912 Öl auf Pappe | 77 x 70 cm Privatbesitz Foto: Leopold Museum, Wien

EUGEN SPIRO, 1874–1972, Dame mit Hund (Tilla Durieux), 1905 Öl auf Leinwand | 85 x 105 cm Privatsammlung, Foto: Leopold Museum, Wien © Bildrecht, Wien 2022

BECKER & MAASS, BERLIN, Tilla Durieux als Potiphars Weib im Ballett Josephs Legende, 1921 Fotopapier S/W | 22,6 x 17,7 cm, Theatermuseum, Wien, Foto: KHM-Museumsverband, Theatermuseum Wien

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