Leopold Museum

MAX OPPENHEIMER

Der Maler Max Oppenheimer (1885 –1954) war Expressionist der ersten Stunde und nahm an den legendären Ausstellungen „Kunstschau Wien“ 1908 und „Internationale Kunstschau Wien“ 1909 teil, arbeitete mit Egon Schiele zusammen, war mit Oskar Kokoschka befreundet, bis ihn dieser des Plagiats bezichtigte. Dennoch ist er heute nahezu vergessen. Eine großangelegte Schau im Leopold Museum Wien beleuchtet nun das bedeutende wie bahnbrechende Œuvre Oppenheimers.


Oppenheimer studiert zunächst an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Christian Griepenkerl und Siegfried L’Allemand und anschließend an der Prager Kunstakademie. Er wurde Mitglied der Prager Künstlervereinigung tschechischer Avantgardisten „OSMA“ und nahm 1906 erstmals an einer Ausstellung der Wiener Secession teil. 1907 kehrte er nach Wien zurück, war in beiden darauffolgenden Jahren in den „Kunstschauen“ präsent und verkehrte im Kreise des „Wiener Expressionismus“. Von 1911 bis 1915 lebte Oppenheimer in Berlin und nahm dort 1913 an der 26. Ausstellung der Berliner Secession teil. Ab 1915 lebte er in der Schweiz, zunächst in Bern, dann in Zürich und von 1917 bis 1923 in Genf, 1924/25 kurz wieder in Wien und Berlin. Erst 1932 kehrt er in seine Heimatstadt Wien zurück, emigriert jedoch 1938 nach New York. Oppenheimer wurde im Jahr 1925 Mitglied des „Bundes Österreichischer Künstler“, ab 1930 korrespondierendes Mitglied des Hagenbundes und ein Jahr vor seinem Tod 1954 Mitglied der Wiener Secession. PARNASS traf den Kurator der Ausstellung, Direktor Hans-Peter Wipplinger, zum Gespräch im Leopold Museum.

Ich bin der festen Überzeugung, dass man ihm einen höheren Stellenwert in der Kunstgeschichte einräumen muss.

Hans-Peter Wipplinger

„Ich bin der festen Überzeugung, dass man ihm einen höheren Stellenwert in der Kunstgeschichte einräumen muss", ist Hans-Peter Wipplinger überzeugt und zeigt dazu auf Oppenheimers „Bildnis Tilla Durieux“ (1912) aus der hauseigenen Sammlung, das erst vor kurzem in der Ausstellung über den Bühnenstar zu sehen war. „In Wien findet man keinen anderen Künstler, der sich so früh mit den neuen Kunstströmungen, darunter auch dem Kubismus, beschäftigt hat. Max Oppenheimer gehört daher in eine Reihe mit den Lichtgestalten des österreichischen Expressionismus gestellt!“ Vielleicht war es Max Oppenheimers Vater, der Journalist Ludwig Oppenheimer, der ihm diese Affinität, diesen Drang, das immer Neue zu suchen, in die Wiege gelegt hat, denn bereits frühe Werke des stetigen Außenseiters sind stark von den französischen Impressionisten wie van Gogh beeinflusst. Diese wurden in der Ausstellung jedoch bewusst ausgeklammert, meint Direktor Hans-Peter Wipplinger: „In dieser längst überfälligen Schau fokussieren wir auf Oppenheimers Originalität, die meines Erachtens höchste Anerkennung verdient. Nicht nur, weil seine Porträts der Wiener Gesellschaft wichtige Protagonist:innen aus Kunst, Musik und Wissenschaft zeigen – bei Oppenheimer findet etwa bereits früh eine signifikante Auseinandersetzung mit der Darstellung der Hände statt!“

MAX OPPENHEIMER, Bildnis Tilla Durieux, 1912 © Leopold Museum, Wien, Foto: Leopold Museum, Wien

In dieser längst überfälligen Schau fokussieren wir auf Oppenheimers Originalität, die meines Erachtens höchste Anerkennung verdient.

Hans-Peter Wipplinger

Genauer: mit der gestischen Verzerrung und Verschränkung der Extremitäten. In späteren Arbeiten (unter anderem „Die Schachpartie“ 1925/30 oder „Streichquartett“ 1941) wird der Künstler die Hände und deren Bewegungen, also die Psychologisierung durch Gesten, sogar zum Mittelpunkt der Darstellung machen. Ein Kunstgriff, den sich der fünf Jahre jüngere Egon Schiele von Oppenheimer vielleicht abgeschaut hat. „Schiele hat aktiv den Kontakt zu Oppenheimer gesucht und viel von ihm profitiert. Schiele war damals 18 Jahre jung, während Oppenheimer bereits mit einigen Werken in der Secessions-Ausstellung präsent war, zudem verfügte er über ein beeindruckendes Netzwerk in Wien. Die beiden haben sich gut verstanden, es heißt, dass sie ‚drei Tage und Nächte gemeinsam verbracht‘ und sich intensiv über Kunst ausgetauscht haben. Darüber hinaus haben sie zusammen in Schieles Atelier gemalt und sich auch gegenseitig porträtiert.“ In Oppenheimers Bild von Egon Schiele (1910), ebenso wie in einem Porträt des Zwölftöners Anton Webern (1909) zeigen sich auch bereits die radikalen Grundsätze von Oppenheimers Malerei. Weiter lesen Sie in unserer PARNASS Herbstausgabe.

MAX OPPENHEIMER, Porträt Egon Schiele, 1910 © Wien Museum | Foto: Wien Museum/Birgit und Peter Kainz

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