Kunsthalle Bielefeld

Künstlerinnen der New York School

„Warum gab es keine bedeutenden Künstlerinnen?“ Bis heute stößt die rhetorische Frage, die Kunsthistorikerin Linda Nochlin 1971 in einem Essay stellte, Überlegungen zum Geschlechterverhältnis in der Kunst an. Denn selbstverständlich existierten sie, die Frauen in der Kunst – nicht nur als Akt, Muse oder Ehefrau eines „männlicher Genies“. Auch die Geschichte der Abstraktion in den USA wurde von Frauen mitbestimmt: Die Pionierinnen des abstrakten Expressionismus der New York School in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mussten allerdings beständig darum ringen, nicht als Anhängsel von am Markt erfolgreichen Männern angesehen zu werden.


Mittlerweile ist es geläufig, dass im Zusammenhang mit New Yorks Abstraktem Expressionismus auch Malerinnen genannt werden. Doch den Weg zur Anerkennung mussten sich die weiblichen Vertreterinnen der Kunstrichtung erst behaupten. Dazu kommt hierzulande, dass Institutionen ihr Werk bislang selten zeigten. Auch sind neben den großen Namen – weitere zwei sind etwa Elaine de Kooning und Grace Hartigan – nach wie vor Entdeckungen im Feld der Abstraktion möglich. „Die meisten Frauen, die an der Bewegung des Abstrakten Expressionismus beteiligt waren, wurden bestenfalls ausgegrenzt und schlimmstenfalls vergessen“, erzählte erst vor wenigen Jahren Mary Gabriel in ihrem Buch „Ninth Street Women“ (2018). Die US-Autorin betitelte es nach der „Ninth Street Show“ in einem New Yorker Warenhaus , die im Jahr 1952 den Startpunkt der sogenannten New York School markierte: Eine Gruppe US-amerikanischer Maler und Dichter stellte bei der Schau aus – die Frauen unter ihnen ließen sich an den Fingern abzählen.

Ein Ungleichgewicht, das sich in Folge in Form einer oft unzureichenden Würdigung ihres einflussreichen Beitrags zur Kunstgeschichte weiter fortsetzte. Seit Dezember rückt die Schau „Aktion, Geste, Farbe“ die Bedeutung des Schaffens von Künstlerinnen des abstrakten Expressionismus in der Kunsthalle Bielefeld ins Zentrum. Die Ausstellung, die als internationale Kooperation dieses Jahr bereits in der Whitechapel Gallery London und in der Fondation Vincent van Gogh Arles Halt machte, zeigt die bekanntesten und auch weniger bekannte Positionen. Beispielhaft seien hier drei berühmte Frauen in Erinnerung gerufen, die weibliche Perspektiven und vor allem formal prägnante Werke in den „Boys Club“ der New York School einbrachten: Joan Mitchell, Helen Frankenthaler, Lee Krasner. Weiter lesen Sie in unserer PARNASS Winterausgabe. 

Sesame, 1970, Acrylic on canvas, 106 x 82 1/2 inches © 2023 Helen Frankenthaler Foundation, Inc. / Artists Rights Society (ARS), New York.

 

 

Lee Krasner, Bald Eagle, 1955, Öl, Papier auf Leinen, 195.6 x 130.8 cm, ASOM Collection © Pollock-Krasner Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Helen Frankenthaler, April Mood, 1974, Acryl auf Leinwand, 152 x 434 cm, Courtesy of ASOM Collection © Helen Frankenthaler Foundation, Inc. / VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Kunsthalle Bielefeld

Artur-Ladebeck-Straße 5, 33602 Bielefeld
Deutschland

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