Nachruf

Christo 1935-2020

Der international für seine Verhüllungen von Gebäuden und Landschaften bekannte Künstler Christo ist tot. Er ist im Alter von 84 Jahren in New York gestorben, wie dies sein Studio am Sonntag bestätigte. „Christo lebte sein Leben in vollen Zügen, er ließ sich nicht nur Dinge einfallen, die unmöglich schienen, sondern er realisierte sie“ so das Statement seines New Yorker Ateliers.


Christo wurde am 13. Juni 1935 in Gabrovo, Bulgarien geboren und emigrierte 1957 zunächst nach Prag und dann nach Wien. Sein weiterer Weg führte ihn nach Genf und 1958 nach Paris, wo er sich eine zeitlang der Bewegung des Nouveau Réalisme anschloss. In Paris traf er Jeanne-Claude Denat de Guillebon, die fortan seine Lebenspartnerin wurde. Gemeinsam realisierten sie bis zum Tod von Jeanne-Claude 2009 ihr spektakuläres künstlerisches Œuvre. Ihr erstes gemeinsames Projekt war die Verhüllung von Ölfässern in Köln 1961, dem in Paris eine weitere, verwandte Arbeit folgte. 1962 schlossen sie die Rue Visconti, eine enge Straße in Paris mit einer Wand aus 89 Ölfässern, als Protest gegen die Errichtung der Berliner Mauer. Auch nach dem Tod seiner Frau, betonte Christo stets die gemeinsame Urheberschaft der Projekte, was sich aus den zum Teil jahrelangen bis jahrzehntelangen Vorbereitungen heraus erklärt. So suchten beide bereits Anfang der 1980er-Jahre nach einem geeigneten Ort zur Realisierung ihres „Mastaba-Projektes“. Die Idee für eine „Mastaba“, die aus 410 000 bunten Ölfässern bestehen sollte, für die Wüste Abu Dhabis, stammt aus den 1970er-Jahren. An dem Plan hält Christo fest. „Lebenslange Projekt“, so meinte er einmal seien seine Arbeit. 2018 wurde sie auf einem See im Londoner Hyde Park Realität. Finanziert wurden die Großprojekte – vom Berliner Reichstag, der Verhüllung de Pont Neuf, über „The Gates“ im New Yorker Central Park bis zu den orangen Floating Piers am Lago d´Iseo durch den Verkauf der Skizzen und Zeichnungen. Seine Werke entstehen so betonte Christo stets, nach streng ökologischen Gesichtspunkten. Sie sind frei zugänglich, ephemer und gehören allen, bis sie wieder abgebaut werden.

Aktuell arbeitete Christo in seinem New Yorker Studio an der für den Herbst geplanten Verhüllung des Pariser Arc de Triomphe. Nachdem endlich alle Genehmigungen eingeholt waren, scheiterte die Realisierung am Shutdown durch die Coronakrise. Christo und Jeanne-Claude haben jedoch beide stets betont, dass ihre Arbeiten, die sich im Prozess einer Realisierungsphase befinden, nach ihrem Tod weiterentwickelt werden sollen. Das gilt nun auch für Christos „L'Arc de Triomphe, Wrapped' in Paris, dessen Verhüllung laut Atelier nun von 18 September bis 3. Oktober 2021 stattfinden soll.


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