INES DOUJAK im Kunst Haus Wien
Das Kunst Haus Wien wurde 2018 mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet und firmiert damit als erstes „Grünes Museum“ des Landes. Seit Langem ist die Sichtbarmachung von künstlerischen Positionen, die sich der Ökologie und Umwelt und deren sozialen, politischen und wirtschaftlichen Implikationen widmen, ein programmatischer Schwerpunkt des Ausstellungshauses. Im Rahmen der VIENNA BIENNALE zeigt das Kunst Haus Wien das Ausstellungsprojekt LANDSCHAFTSMALEREI der österreichischen Künstlerin Ines Doujak (* 1959 Klagenfurt).
Doujak beschäftigt sich seit Jahren mit der politischen Dimension unseres Naturbegriffs, mit Umweltzerstörung aufgrund kurzsichtiger Profitmaximierung und Biopiraterie, der neokolonialistischen Praktik transnationaler Konzerne, sich Natur anzueignen und überlebenswichtige Ressourcen ohne Rücksicht auf nationale landwirtschaftliche Strukturen und lokale Interessen der Bevölkerung für ihre eigene kapitalistische Machtzentrierungspolitik auszubeuten. Große Resonanz fand Doujaks 2007 auf der documenta 12 präsentierte Arbeit „Siegesgärten“: eine künstlich angelegte „Naturlandschaft“ mit bunten Samentüten, die Themen wie die Aneignung von genetischer Vielfalt mittels Missbrauchs des Patentschutzes auf Samen und die Zerstörung der Artenvielfalt durch Monokulturen verhandelte.
Für ihr Ausstellungsprojekt LANDSCHAFTSMALEREI in der Garage des Kunst Haus Wien und dem angrenzenden Innenhof arbeitet Doujak mit gesammelter und archivierter Natur aus den Regionen Wien und Niederösterreich und einer von ihrem verstorbenen Freund geerbten Sammlung von getrockneten Pflanzen, Samen und zermahlenen Blüten. Das Natur-Archiv ihres Freundes war kein leichtes Erbe, wollte sie doch die Sammlung, wie sie in unserem Email-Interview schreibt, gar nie erben, da doch „eine Saatgutsammlung per Definition schon angeeignete, regierbare Natur ist”, deren “stillen Widerstand sie niemals in der Lage sein wird zu kontrollieren”. Die kognitive Dissonanz der Künstlerin zwischen Macht und Ohnmacht, Dominanz und Unterwerfung der Natur ist künstlerisch durchaus fruchtbar, führt sie diese doch poetisch zu einer kritischen Reflexion darüber, dass existierende Ordnungs- und Darstellungssysteme nie als „uninteressiert, unparteiisch, wertfrei oder losgelöst von den partikularen historischen und sozialen Verhältnissen” zu betrachten sind, so Doujak.
Mit „Landraub“ im Innenhof des Museums greift Doujak ein hochaktuelles politisches Thema auf. Bereits 2018 installierte sie dazu eine Art Lehrpfad durch das Gelände des Grafenegger Schlossparks. Historische Illustrationen von heimischen und zum Teil nicht mehr existenten Apfelsorten wurden mit Originalzitaten von Landräubern der letzten 400 Jahre überdruckt. Sie dokumentieren, dass die Landnahme nicht nur ein Phänomen der Gegenwart ist. Damals wie heute ging diese zu Lasten der Natur und der lokalen Bevölkerung. Eine weitere Dimension des Landraubs, auf die die Arbeit verweist, ist die Zerstörung der Artenvielfalt durch Monokulturen. So wird, ähnlich wie in der Ausstellung ECOLOGIES AND POLITICS OF THE LIVING der Universität für angewandte Kunst, auch ein Blick in die Geschichte des Kolonialismus geworfen, und Pflanzen werden zu aussagekräftigen Akteuren und Zeitzeugen.
Kunst Haus Wien
Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien
Österreich