Heidi Horten Collection

Heidi Hortens schöne Kleider

Ganz schön voll in der Heidi Horten Collection. LOOK, die zweite Ausstellung im neuen Museum, zieht nicht nur viele Besucher:innen an, sondern platzt auch inhaltlich beinahe aus allen Nähten – um Faden und Zwirn geht es hier auch, und um ein Potpourri der Kunstgeschichte.


Die erste Sammlungsausstellung nach der Eröffnung wirkt wie eine Hommage an die Sammlerin, als Reaktion auf ihren Tod. Tatsächlich war sie jedoch schon länger geplant. In der Schau kommt man der Kunstsammlerin, Erbin und Modebegeisterten in dieser Ausstellung persönlich nahe.

Einerseits über eine Auswahl an intimen Porträts, aufgenommen von Größen der Fotografie wie Liselotte Strelow oder Robert Lebeck, und andererseits über ihre zweite Haut – über ihre die Kleider, die sie trug. Ja, nicht nur trug, sondern sorgfältig wählte, bestellte, ändern ließ und gewissen Anlässen zuordnete. Das Seitenkabinett in dem die Briefe, die Heidi Horten mit den großen Designern der 1980er- und 1990er-Jahre wechselte, zu sehen sind, ist für Modeinteressierte ebenso spannend wie als Zeitdokument. Modeschauen wurden via VHS-Kassetten per Post aus Paris versendet, Entwürfe noch händisch gezeichnet und die Korrespondenz mit maschinengeschriebenen Briefen und Fax geführt. Zwischen den Zeilen wird die sonst so mondäne, jedoch unnahbare Sammlerin menschlich und ihr Museum bekommt dadurch Charakter und Charme und etwas Persönliches – Elemente, die im Hauptbereich der Ausstellung etwas fehlen.

Wie schon bei OPEN, der Eröffnungsausstellung und Sammlungspräsentation im Frühling und Sommer, setzt man auf große Gesten und eindrückliche Namen. Das Spektrum reicht vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Von Amerling hin zu Rodin über Picasso bis hin zu Polke, Richter, Klein, Bacon bis zu Sylvie Fleury und jüngeren Lokalmatadorinnen wie Angelika Loderer und Michèle Pagel, ist alles vertreten. Dazwischen hängt die Haute-Couture, Roben von Givenchy, Yves Saint Laurent, Christian Dior und anderen Designern, ausgewählt von Arthur Arbesser. Und Warhols gibt es mehr als man zählen kann, darunter auch die feinen, diffizilen Schuh-Tuschezeichnungen. Wer sich nicht müde sieht an Fülle und kuratorischen Prinzipien, die wohl mehr Format und Farbe bedachten als inhaltliche Konnexe, der kann hier großartige Einzelwerke entdecken. Offiziell geht es, so der Begleittext zur Ausstellung, um den weiblichen Blick sowie den Blick auf die Frau, das Thema Porträt an sich und Aspekte des Weiblichen – allesamt Motive, die freilich offen genug sind, sie vielen Werken überzustülpen. Doch vielleicht ist das auch der falsche Anspruch für dieses Haus, das offensichtlich die Besucher:innen magisch und in Massen anzieht. Ob das noch der Effekt und Glanz des Neuen ist sowie die dramatische Aktualität des Ablebens der Sammlerin, oder es auch nachhaltig so weitergeht werden die nächsten Ausstellungen zeigen.

Jean Patou, Modell 21 / 1982 © Heidi Horten Collection, Foto: www.kunst-dokumentation.com /Manuel Carreon Lopez

Heidi Horten Collection

Hanuschgasse 3, 1010 Wien
Österreich

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