Alfredo Barsuglia im Projektraum Viktor Bucher

GRID

Die Soloausstellung von Alfredo Barsuglia „Grid“ im Projektraum Viktor Bucher steckt voller Überraschungen und Widersprüchen. Stets scheinen die einzelnen Werke sich in ihrer Harmonie zu brechen oder sich durch ihr Zusammenspiel einen neuen inhaltlichen Twist zu geben. Aber genau das war auch die Intention des Künstlers.


Die Einladung zeigt eine Arbeit aus Barsuglias Buchstabenalphabet: „X für Xenophilie“. Der Künstler steht mit Haube und Pullover im Schnee. Die Arbeit passt weder zum Ausstellungstitel noch zu den gezeigten Installationen bei Viktor Bucher. Wer ausgehend vom Titel „Grid“ jedoch erwartet, Barsuglia würde mit Gitterstrukturen arbeiten, ist auch auf dem falschen Weg. Vielmehr scheint der Künstler damit anzudeuten, dass er sich nicht durch Raster und Strukturen oder Kunstmedien einschränken lässt.

„Seine Arbeiten reichen von Installationen, mit performativem wie partizipativem Ansatz, über Rauminterventionen, Skulpturen und Videos bis hin zu vielfältigen Malereien und Zeichnungen. Auch thematisch lässt sich das Werk nur schwer eingrenzen, liegt doch der künstlerische Impetus gerade darin, neugierig zu bleiben, sich nicht auf Erfolgen auszuruhen, das künstlerische Schaffen immer wieder neu zu denken, Grenzen formaler wie inhaltlicher Natur zu hinterfragen und damit unsere Wahrnehmung herauszufordern“, schreibt der Kunsthistoriker Günther Oberhollenzer im Pressetext zur Ausstellung. Diese setzt den Fokus auf die Malerei und im Speziellen auf das Stillleben. In seiner charakteristischen Malweise setzt er detailgetreu und in frappierenden Naturalismus Früchte und Pflanzen auf die Leinwand. Auffallend dabei ist sein Zugang zum Raum auf der Leinwand – konkret zum Leerraum, der zwar die Objekte verortet, jedoch keine Details zeigt – die Leinwand dient jedoch nicht nur als helles Display, sondern schafft Raum für die gemalten Gegenstände. In der Ausstellung sind dies hauptsächlich Früchte: Zitronen, einen überreife Orange, eine Birne oder Tomaten in einer Schüssel. Dinge des Alltags, die man in der Küche antrifft.

Ausstellungsansicht, Projektraum Viktor Bucher, GRID © Alfredo Barsuglia

Konkret in Alfredo Barsuglias Küche. Denn so objektiv sie gemalt sind, so persönlich ist die Auswahl, bis hin zur Keramikschale im künstlerischen Haushalt. Die Bilder bestehen alle aus zwei Leinwänden. Die Motive sind jedoch nur auf einer Leinwand gemalt. Die Objekte, Tiere, Früchte haben stets sehr viel Raum in seinen Bildern erhalten, doch nun eine zweite, stets leere Leinwand hinzuzufügen geht noch einen Schritt weiter. Neben formalen Kriterien, die natürlich sofort entstehen, teilt man den Raum auf der Leinwand anders ein, schwingt auch die Intention mit, der uns stetig umgebenden Bilderflut etwas entgegenzusetzen, so Alfredo Barsuglia. Begleitet werden die Bilder von Objekten, die teilweise bewusst auch die freie Sicht auf das Bild einschränken, oder zumindest erschweren. Sind auf den Bildern Produkte der Natur zu sehen, so sind die Objekte im Raum aus industriellen Materialien – ein bewusster Gegensatz. Wobei man dies angesichts der „industriellen Landwirtschaft“ auch anders lesen könnte. Jedenfalls erreicht Barsuglia damit eine gewisse Irritation, sucht man doch nach dem Sinn der Gegenstände im Kontext des Bildes.

Ausstellungsansicht, Projektraum Viktor Bucher, GRID © Alfredo Barsuglia

Doch da gibt es keinen, weder erklärt das Objekt das Bild, noch umgekehrt. Wie zufällig sind sie – arrangiert durch den Künstler zu einem Paar geworden und ergeben ganz in seinem Sinne gerade dadurch wieder neue komplexe Geschichten und außergewöhnliche Dialoge. Insgesamt präsentiert sich die Ausstellung als gelungenes Spiel mit Fläche und Raum, erfrischend leichtfüßig und dennoch mit künstlerischem und inhaltlichem Tiefgang.

Projektraum Viktor Bucher

Praterstraße 13/1/2, 1020 Wien
Österreich

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