Gallery Diary - Galerie Nächst St. Stephan - Rosemarie Schwarzwälder

Die Galerie Nächst St. Stephan präsentiert Arbeiten von Bernard Frize und Natasza Niedziółka bis 27. März 2021.


BERNARD FRIZE | Logische Schlussfolgerung

Wie kann die Malerei ihren eigenen Produktionsprozess thematisieren? Wie kann es gelingen, die konzeptuelle Performanz einer Malerei mit den ihr eigenen Mitteln sichtbar zu machen? Seit der Mitte der 1970er-Jahre verhandelt Bernard Frize diese Themen in seinem von spielerischer Rationalität getragenen Werk, das Intellektualität und sensuelles Erleben miteinander verbindet.

Unter dem Ausstellungstitel Logische Schlussfolgerung zeigt die Galerie Frizes aktuelle Werkgruppe, die seine Beschäftigung mit den der Malerei immanenten Fragen eindrucksvoll fortführt. Die großformatigen Leinwände sind flächendeckend mit vertikalen und horizontalen, teilweise ineinander verwobenen, Farbbändern überzogen, die eine klare, rigide Struktur erzeugen. Aufgetragen mit einem breiten Pinsel, in Farbsektionen unterteilt, entstehen orthogonale Raster, Schraffuren und Bahnen.

Die mechanisch anmutenden Gemälde verzichten auf jeglichen persönlichen Duktus. Vielmehr stehen die Bedingungen des Malvorgangs für Frize im Vordergrund - die einzelnen Bewegungsabläufe sind sorgfältig durchdacht und konzipiert. Bernard Frize schöpft aus einem reichhaltigen Formenvokabular, das seine brillante Diversität ausmacht. Experimentierend dekliniert er in seinen Werkserien Formen und Muster durch, die an Minimalismus und Farbfeldmalerei denken lassen und soweit gehen, dass sie Assoziationen zu Albrecht Dürers Rasenstück wecken können. Mal sind es amorphe Formen, die eine flächendeckende marmorierte Struktur bilden, mal geometrische Elemente, die in rechten Winkeln aufeinandertreffen, mal Pinselspuren, die zu wirkungsvollen Mustern verlaufen. Mit den visuell überraschenden Muster- und Spurenkonglomeraten, die seine großformatigen Leinwände strukturieren, spielt Frize auf einer Klaviatur der Formen, mit der er malerische Strukturen und abstrakte Gesten erprobt.

Ausstellungsansicht, Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Foto © Markus Wörgötter

Colom, 2020, Acryl und Harz auf Leinwand, 2-teilig, je 210 x 260 cm, gesamt 210 x 520 cm Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Foto © Markus Wörgötter


NATASZA NIEDZIÓŁKA | Skipping Stones

Ich mag die Idee von der Leichtigkeit, mit der man einen Stein auf die Reise über das Wasser schickt. Die Idee nicht unterzugehen. Wortwörtlich und im übertragenen Sinn.

so Natasza Niedziółka über den Ausstellungstitel „Skipping Stones“, unter dem die Galerie im LOGIN erstmals Arbeiten der Künstlerin präsentiert. 

Natasza Niedziółkas faszinierende Werke bewegen sich an der Schnittstelle von Malerei, Zeichnung und Textilkunst. Die Leinwand bildet den Träger für ihre abstrakten, großflächigen Stickereien. In repetitiver Manier bringt sie über das Material und seine Verwendung eine Leichtigkeit und einen meditativen Gestus in die Präsenz ihrer eindrucksvollen Arbeiten, die an Marcia Hafif oder Agnes Martin denken lassen.

Dolanji vereint in 12 farbigen, zusammengefügten Leinwandfeldern Niedziółkas intensive Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit der gleichnamigen Region in Indien. Der von sozialen und politischen Friktionen besetzte Ort war von der Künstlerin bewusst für einen längeren Aufenthalt gewählt worden, um im Menri Kloster eine von Ruhe und Konzentration geleitete Arbeit entwickeln zu können. Während sich Niedziółkas Werk auf einer formalen Ebene weitgehend einer inhaltlichen Deutung verweigert, reflektiert Dolanji ihre Erlebnisse, die sich sehr fein und subtil in die Oberfläche eingeschrieben haben: das kräftige maronenrot oder die changierenden Blautöne wecken Assoziationen zu der Kleidung der Mönche oder des Himmels über Menri.

Zero 1625 gehört zu Niedziółkas jüngster Werkgruppe, die auf die Düsseldorfer Künstlergruppe Zero rekurriert. Sie greift deren Paradigmen von puristischer Ästhetik und einem künstlerischen Neuanfang auf und übersetzt sie gekonnt in changierende Bilder, die scheinbar aus einzelnen, fast monochromen Farbfelder zusammengesetzt sind. Das Farbspektrum sowie die durch den Arbeitsprozess erzeugten kalkulierten Unregelmäßigkeiten in der Darstellung führen zu einer einnehmenden, wirkungsvollen Ästhetik, die Niedziółkas Werke auszeichnet.

Zero 1625, 2019, Baumwollgarn, Buntstift auf Baumwolle, 170 x 135 cm, Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Foto © Markus Wörgötter

Dolanji, 2018-2020, Baumwollgarn auf Leinen, 152 x 241 cm, Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Foto © Markus Wörgötter

Galerie Nächst - St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder

Grünangergasse 1, 1010 Wien
Österreich

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